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Night Moves – Can You Really Find Me

Rezensiert von an 30. Juni 2019

       

Bei vielen Artists lässt der Name auf eine vollkommen falsche Musikrichtung schließen: The Get Up Kids ziehen einen eher runter, Kölsch kommt weder aus Köln noch macht er Karnevalsmusik und und und… Bei Night Moves ist es genau umgekehrt. Wenn ich mir eine Platte aussuchen müsste, zu der ich in einer lauen Sommernacht durch die ausgefallensten Kneipen ziehe, dann wäre das “Can You Really Find Me”, das dritte Studioalbum der Band.

Eine der größten Fragen, die sich zu dem Album stellt, ist, wie die Band um Bassist Micky Alfano und Sänger sowie Multiinstrumentalist John Pelant ein so verspultes Sommeralbum im kalten Minneapolis aufnehmen konnten. Bereits der Opener “Mexico” kommt mit seinen tiefen Synthies, den bedächtig treibenden Drums und dem ruhigen Gesang Pelants wie eine kalte Regendusche auf warmen Asphalt daher. Dazu klassische Sehnsucht-nach-einer-Frau Lyrics und zack entsteht ein Song der einen wegträumen lässt.

Und “Recollections”, der zweite Song der Platte schließt sich nahtlos an seinen Vorgänger an. Wobei hier komplett die 80s Synthpop Schiene aufgefahren wird. Was bereits auf MGMTs “Oracular Spectacular” den Soundtrack zum Sommer 2008 lieferte, ist auch 2019 noch en vogue – wobei Night Moves mit einer gewissen Portion Schwermut an die Sache herangehen.

Die besten Songs des Albums sind die psychedelisch-verspulten. “Coconut Grove” entführt uns in einen Swimmingpool voller Plastikflamingos und füllt uns mit Cocktails in allen Farben des Regenbogens ab. “Is this good love?” – Oh ja, das ist sie! Auch “Ribboned Skies” geht in diese Richtung – und das ganze 6:20 Minuten – über eine Minute baut sich der Song auf um uns unseren eigenen akustischen Trip zu bescheren. Highlight: Die komplett verballerte Gitarre ab Minute 3.

Auch soll nochmal die Vorabsingle “Strands Align” hervorgehoben werden. Hier werden Night Moves plötzlich richtig catchy. Elektronische Harfenklänge werden von Synthies erzeugt, dazu gibt es fast das erste mal klar verständliche Lyrics, auch wenn der Inhalt wieder direkt in psychedelische Parallelwelten abdriftet – “Strands align, stand in line / To be there with you, slowly flyin’”.

John Pelant brachte die Musik von Night Moves in einem Interview mal folgendermaßen auf den Punkt: “Es ist selbst für uns schwierig unseren Sound zu kategorisieren – Bob Dylan, Blind Melon, und Portugal. The Man treffen sich zum gemeinsamen Jammen: So würde ich unsere Musik wohl am ehesten beschreiben”. Doch genau die Songs die sich exakt diesem Schema anpassen sind die schwächsten des Albums. “Angelina” ist eine Ballade, wie sie seit den 70ern in jedem Jahrzehnt mit ähnlicher Instrumentierung und ähnlichen Lyrics zigtausendmal aufgenommen wurde. Auch “Saving the Dark” klingt wie ein Songs von der A-ha Resterampe – nur mit weniger Pathos…

So ist “Can You Really Find Me” ein Album, welches dann am besten ist, wenn es in die psychedelischen unkonventionellen und leicht schwermütigen Sphären abdriftet. Auf dem Cover sitzen Pelant und Alfano alleine in einem nur durch rot-orangene neonröhren beleuchteten Restaurant. Und das Bild beschreibt die Musik des Albums ziemlich gut – nachts, alleine, leicht angetrunken, schwermütig, in einer Sommernacht in der Kneipe – jo so klingen Night Moves.


Label: DOMINO RECORDINGS
Veröffentlicht am: 28.06.2019
Interpret: Night Moves
Name: Can You Really Find Me
Online: Zur Seite des Interpreten.


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