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Mieke Miami – Montecarlo Magic

Rezensiert von am 20. Juli 2021

       

Mieke Miami – was vom Namen her eigentlich zunächst wie der nächste internationale Popstar aus Florida klingt, stellt sich tatsächlich als Deutsche Indie-Künstlerin aus Brandenburg heraus. Hinter diesem Künstlernamen verbirgt sich Sabine Mieke Wenzl. Mieke Miami ist dabei ein wahres Multitalent im Umgang mit Instrumenten und studierte so unter anderem Saxophon, Querflöte und Klavier an der Universität der Künste in Berlin, ehe sie sich mit ihrer Familie in Luckenwalde in Brandenburg niederließ. Ihr musikalisches Können stellt sie in faszinierender Weise auf ihrem neuen Album “Montecarlo Magic” zur Schau. Auf ein wenig Erfahrung kann sie dabei auch schon zurückgreifen. Schließlich ist es ihr zweites Album, nach ihrem Debüt “In The Old Forest” von 2016. 

Im Vergleich zu ihrem ersten Album schlägt Mieke Miami allerdings deutlich andere Wege ein. Während Album Nummer eins eher fröhlich poppig daherkommt, schlägt “Montecarlo Magic” andere Klänge an und verwandelt den fröhlichen Indiepop immer mehr in einen düstereren Sound, der in eine atmosphärische Märchenwelt einführt, in der die instrumentalen Fähigkeiten der Künstlerin deutlich besser zur Geltung kommen als noch zuvor. 

Foto von Dovile Sermokas

Bereits der erste Track des Albums Californio liefert schon einen guten Einblick in den neuen Stil. In dem Song geht es um Schiffe, die nachts im Hafen liegen und kurz vor der Abfahrt stehen. Dazu wird bspw. mit Möwengeräuschen gearbeitet und auch ansonsten finden sich über den ganzen Track über spannend eingesetzte Percussions. Gen Ende der ersten Strophe warten Klänge wie von einer japanischen Koto, die die ferne Weltreise andeuten und ein energisches  Flötensolo gibt dem Song den Rest. Ähnlich wild klingt auch der zweite Track Horse. Dieser basiert musikalisch vor allem auf einer Bassklarinette. Textlich wird dabei der Ritt durch eine schöne Landschaft beschrieben. Für die extra Glanzeffekte sorgen zudem noch ein paar wohlgewählte Synthie-Klänge. Der folgende Song The Ambassador of Love macht seinem Namen alle Ehre und, so ehrlich muss man sein, klingt wie die Hintergrundmusik eines 80er Jahre Softpornos, wofür vor allem auch das Saxophon und der lässig gehauchte Gesang verantwortlich sein dürften. 

Mit dem vierten Song des Albums Cry Baby Cry covert Mieke Miami ihre Lieblingsband – Die Beatles. Bereits als Kind schnappte sich Mieke Miami die Beatlesalben ihrer Eltern und hörte sie rauf und runter. Die Leidenschaft ist offensichtlich geblieben. Was man dem Cover auch wirklich zugute halten muss, ist, dass es nicht versucht möglichst nah am Original zu bleiben, sondern sein eigenes Ding macht. Der Song Child bleibt an sich im Albumkontext eher blass, schafft es aber eine schöne Steigerung aufzubauen, die am Ende in ein experimentelles Saxophonsolo aufgeht. Way Out West stellt dann wieder eine musikalische Besonderheit dar. Hier kommen wir auf das Reitthema zurück, was uns ja bereits aus dem Track Horse bekannt ist. Diesmal erlebt man den Galopprhythmus  direkt mit und hört Pferdegetrappel wie man es aus einem gelungenen Morricone-Westernsoundtrack gewohnt ist und textlich wird uns diese Atmosphäre auch noch einmal näher gebracht. Mit Autoscooter folgt der einzige Track des Albums mit einem deutschen Titel, schließlich heißt der Autoscooter im englischen “Bumper Cars”. Auch hier stellen ein treibender Beat und ein düsteres Saxophon das Grundgerüst des Songs. Insgesamt klingt des Track teilweise aber so düster und disharmonisch, dass man darauf schließen könnte, dass die Erfahrungen aus der Kindheit Mieke Miamis mit Autoscootern nicht allzu positiv gewesen sein dürften. Der darauffolgende Song Pool klingt 1:1 so als hätte man ihn aus einem Agentenfilm geklaut und zwar in der Szene in der der Geheimagent sich langsam durch ein Gebäude bewegt, dem Zielort nähert und dabei die unfähigen Wachen im Gebäude ausschaltet. Im Text geht es allerdings wirklich um einen Pool und wer genau hinhört, der hört auch das Wasserplätschern heraus. Der vorletzte Song Uh Baby Baby fängt auch mit gehauchtem Gesang an und wird dann durch ein spannendes Synthiethema ergänzt, behält aber die ganze Zeit diese gehauchte Atmosphäre einer Liebesballade bei. Beim letzten Track Golden Ships schließt sich der Kreislauf des Album wieder und es wird beschrieben wie die Schiffe die im ersten Track Californio nachts im Hafen liegen nun in der Abendsonne golden glitzern, während diese unter geht. Auch musikalisch und textlich hat der Song dabei etwas von einem Schlaflied mit Textzeilen wie “Close Your Eye, Say Goodnight”, sodass man am Ende entweder entschläft oder sich abermals auf die Traumreise, die das Album darstellt, begibt.

Insgesamt begeistert Mieke Miami auf ihrem Album “Montecarlo Magic” vor allem mit einer breiten Auswahl an Instrumentierungen und dargestellten Themen. Oftmals wirken diese von der Kinowelt inspiriert und rufen ganz bestimmte Bilder im Kopf der HörerInnen hervor. Dabei zeigt Mieke Miami musikalisch eine große Bandbreite an Instrumenten die sie beherrscht und auch immer wieder kleine überraschende Klänge lassen sich in den einzelnen Liedern ausmachen. Somit wird das Hören des Albums zur einzigartigen Entdeckungsreise.

rezensiert von Moritz Meyer.


Label: Fun In The Church
Veröffentlicht am: 09.07.2021
Interpret: Mieke Miami
Name: Montecarlo Magic
Online: Zur Seite des Interpreten.