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Loyle Carner – hugo

Rezensiert von am 2. November 2022

       

Nach seinen beiden Erfolgsalben Yesterday’s Gone (2017) und Not Waving, but Drowning (2019) meldet sich Loyle Carner mit seinem dritten Studioalbum namens hugo zurück. Auch seine beiden Vorgänger hatten Tiefgang, aber hugo ist das bisher persönlichste Album des Südlondoner Rappers. Klangtechnisch befindet es sich wie gewohnt bei warmem, souligem Rap mit Jazz und Blues-Elementen. Inhaltlich geht es um Themen wie Rassismus, Identität und das Verhältnis zwischen dem Rapper und seinem Vater. 

Loyle Carners Vater stammt aus Guyana, seine Mutter ist Britin. Da der Vater die Familie früh verlässt, wächst Carner in einem überwiegend weißen Umfeld auf, ohne eine schwarze Bezugsperson. Die dadurch entstandene Identitätssuche und das Gefühl, nirgendwo richtig dazuzugehören, verarbeitet er beispielsweise im Song Nobody Knows.

“I told the Black man, he didn’t understand / I reached the white man, he wouldn’t take my hand.”

Loyle Carner – Nobody Knows (Ladas Road)

Loyle Carners Identität in Bezug zu seiner Hautfarbe ist ein wiederkehrendes Thema auf dem Album. Der dritte Track der Platte, Georgetown, startet mit einem Zitat aus dem Gedicht “Half-Cast” von John Agard. “Half-Cast” ist eine abwertende Bezeichnung für mixed race people, also Menschen, die einen schwarzen und einen weißen Elternteil haben und bedeutet so viel wie halb-rein. Loyle Carner und Asgard haben beide  britisch-guyanischen Wurzeln, weshalb gerade dieses Gedicht genau zu der Situation des Rappers passt. Im Chorus von Georgetown kontert Loyle Carner das rassistische Konzept des “Half-Cast” mit dieser Metapher:

“Yeah, I’m black like the key on the piano / White like the keys on the piano, low ammo / Uh, black like the key on the piano / White like the key on the piano”

Loyle Carner – Georgetown

Er vergleicht sich mit einem Klavier, das nur mit weißen und schwarzen Tasten komplett ist. Loyle Carner kann sich sowohl mit dem weiß-sein als auch mit dem schwarz-sein identifizieren und anstatt das als Makel oder als nirgendwo komplett dazugehören zu definieren, stellt er es durch diese Metapher als Vollkommenheit dar. 

Ein weiteres präsentes Thema auf hugo ist das Verhältnis zwischen Loyle Carner und seinem Vater. 

You can’t hate the roots of the tree and not hate the tree / so how can I hate my father without hating me?” 

Loyle Carner – Nobody Knows (Ladas Road)

Nachdem Loyle einen Großteil seines Lebens ohne seinen Vater verbracht hat, haben die beiden doch wieder Kontakt aufgenommen. Im Closer des Albums, HGU, versetzt Loyle Carner sich in die Rolle seines Vaters, reflektiert und lässt die angestauten Emotionen los. Letztendlich kann Loyle Carner seinem Vater verzeihen: 

“Yeah, yo, I forgive you, I forgive you, I forgive you / And I hope that it continues after everything you’ve been through”

Loyle Carner – HGU

Das Album ist voll mit ehrlichen und emotionalen Texten, die einen sehr persönlichen Einblick in die Biographie Loyle Carners geben. hugo ist bestimmt kein Gut-Laune-Album, aber sowohl lyrisch als auch musikalisch wunderschön.


Label: Universal Music Operations Limited
Veröffentlicht am: 21.10.2022
Interpret: Loyle Carner
Name: hugo
Online: Zur Seite des Interpreten.