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Louis Cole – Quality Over Opinion

Rezensiert von am 26. Oktober 2022

       

Quality over Opinion ist…Xtra Slap auf die Bassgitarre und Vox immer rein, alles funky, dann knallen die Riffs mehr als ein Stück Kiefernholz im Kamin! So wie bei Supermario Kart!

Tja, Vergleiche fallen schwierig und musikalische Erläuterungen zu diesem Album, lassen sich anhand von den bekannten Maßstäben ebenso leidig anfertigen. Denn Louis Cole weigert sich, mehr abwinkend als rebellierend, gegen jegliche Maßregelung der Musikwelt. Macht es Quality over Opinion den Hörenden deshalb schwer zugänglich? Eher nicht, es weigert sich schlichtweg vorgezeichnete Wege zu gehen und verlässt somit, ohne einen Schulterblick, die umzäunten Baugebiete der Albenproduktion.

Die Wurzel des Jazz ist pure Freiheit… keine Grenzen… nur das, was man in diesem Moment denkt… ein reines Ausbrechen aus der Grenzenlosigkeit.

Lois Cole

Wer uns an der eigenen Kreativität teilnehmen lässt, wird in dieser Sekunde noch Künstler*in.
Es war noch die Zeit der Homevideos. Als sich in anderen Clips, irgendwer den Kopf anhaut. Oder kleine Kinder mit Lachgas zugedröhnt auf dem Rücksitz des elterlichen PkW abgelichtet werden, gibt es da noch diese andere Art des Self-broadcasting.

Es ist 2009 und auf YouTube werden 20 Stunden Videomaterial pro Minute hochgeladen, jetzt sogar in 720pHD. Vorerst bleibt es bei einem Limit von 10 Minuten Länge. Und Louis Cole spielt ein bisschen Drum N’ Bass auf seinem Schlagzeug. Damit kommt er buchstäblich ‘Out of the Closet’, auf die globale Bühne.

Gerade erst hat Louis Cole seinen Abschluss in Jazz Studien, an der renommierten USC Thornton School of Music gemacht. Nun möchte ein Künstler das tun, wofür er geboren wurde: kreieren.

Doch unbändige, kreative Ströme können ebenso wenig in ein 10 Minuten Youtube Format gepresst werden, wie ein sprudelnder Gebirgsbach, nicht im Aquarium mit nach Hause genommen werden kann. Was zurückbleibt wirkt dann abgestanden, stinkend und was fehlt ist das quirlige Dasein!

Deswegen müssen die Flügel weiter ausgebreitet werden, die gläsernen Wände gesprengt, der Bach will frei sein – und frei fließt die Spielfreude in gleich mehrere Projekte: Knower, das electronic/avant-pop/jazz-funk Duo. Zweitens, das Solo-Projekt als Louis Cole und …. drittens – buchstäblich unter einer Maske – Clown Core?
Während die “Mitgliedschaft” bei der letztgenannten avant-grindcore Gruppe bisher Spekulation bleibt, wird nun, mit dem neuen Album, wieder etwas mehr über den Geiste des Solo-Projektes von Louis Cole bekannt.

„Inspiriert wurde ich von Freude, Schmerz und der ständigen Mission, etwas aus dem Leben um mich herum herauszuholen.“

Louis Cole

Und das scheint aufzugehen in unvorhersehbaren Breaks, Licks, dicken Riffs, gepaart mit Lyrics, die sich irgendwo zwischen Wahnsinn, Offenbarung und Indifferenz bewegen. Alles mündend in einer 70 Minuten LP mit dem Namen “Quality over Opinion”.

Und es ist gut. Der Einstieg in das Album, der erste Track, selftitled Quality over Opinion, er ist gelungen. Ausholend- kulminierende Streicher, antithetisch dazu: Hastig Gesprochenes, wie ein Gedicht einer großen Künstlerin. Oder eines berühmten Philosophen weise Worte. Hier werden die Wegsteine des Albums gelegt und lyrisch Hinweise auf die Intention des Ganzen.

Und dann zeigt der Jazz-Universalgelehrte seine Perlen aus nächtlichen Jamsessions in heimischen Aufnahmestudios (man darf das gar nicht so nennen, aufgenommen wird mit wenig Equipment im Schlafzimmer). Fusion vom feinsten in Dead Inside Shuffle oder I’m tight, mit seinen herausfallenden Flötenklängen in der Headline – was machen die da? Warum passt das so gut zusammen und wenn Cole es schafft das so zu verbinden, kann ihn mal jemand zu meinem Institut schicken, damit er mich und meinen Studienabschluss zusammenbringt?

Park Your Car On my Face, hört sich an wie eine Mischung aus 70er Krimiserienintro, Disco, Electrofunk und Mario Kart Gameplaymusik von einer der Pilz-Cup-Strecken, aber ist in Wahrheit mit sieben Künstlern an neun Instrumenten eingespielt.

Dazwischen Songs wie Don’t Care, Bitches, Laughing in Her Sleep (Joji bist du es?) oder Failing In A Cool Way komplett das Gemüsebeet der Musikgenres in einen grünen Smoothie gemischt. Trap-Jazz-Fusion-Grindcore-wtf-electroavantgarde.

Da ist er 🙂 (Credit: Richard Thompson III)

„Es gibt keinen durchgehenden Faden einer Geschichte auf diesem Album, jeder Song drückt seinen eigenen Moment in meinem Leben und meiner Zeit aus.“

Louis Cole

On a personal note: Hört euch Let Me Snack an, es hat den besten Break der Geschichte.

Der Titel spricht hierbei Bände und Louis Cole selbst lehnt es ab, sich über Maßstäbe zu definieren, er selbst würde sagen, dass er viel lieber an seiner eigenen Lieblingsmusik feilt, statt danach zu schauen, was bei anderen funktioniert. Als Künstler, der seine Werke in beinahe Eigenregie anfertigt, achtet er darauf, dass seine Musik vor allem ihm selbst gefällt. Hier setzt er auf musikalische Qualität: Kein Bass wird besser geslappt, als von einem Musiker, der täglich um die vier Stunden übt

– Quality.

Dazu ein Künstler der gerne in Theatralik verfällt, bevor er vulgär wird und dessen außergewöhnlich Konzipierte Musikvideos herausstechen – sie erinnern teilweise an Lonely Island, wenn diese zusätzlich geniale Instrumentalisten gewesen wären. Klare Handschrift aus den alten Performance Videos, welche sich immer noch auf seinem Kanal finden lassen. Wie schön, dass ein Künstler den Flying Lotus als „super inspirierend“ bezeichnet wird, der auf Thundercats Grammy-gekröntem Album, eine Liebeserklärung gewidmet bekommt, sich nicht zu gut für seine Eigenen Anfänge geworden ist. Ehrlich (und) inspirierend. Wer dann noch von Thundercat als „einer der größten Musiker von Los Angeles“ bezeichnet wird, der darf sich gerne um keine Meinung scheren

– over Opinion.


Label: Brainfeeder Records
Veröffentlicht am: 14.10.2022
Interpret: Louis Cole
Name: Quality over Opinion
Online: Zur Seite des Interpreten.


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