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Leyya – Half Asleep

Rezensiert von on 5. September 2024

       

Nachdem Sophie Lindinger und Marco Kleebauer mit der vorerst letzten Leyya EP im Jahr 2021 eine Pause ankündigten, führt das dritte Album „Half Asleep“ das Wiener Duo wieder zusammen. Die zweite Single-Auskopplung des Albums „Sometimes You’re Lonely“ gibt Fans zu verstehen, die einsamen Zeiten gehen wieder vorbei. Die Liedzeile „Let’s rest for now“ haben sich Leyya selbst zu Herzen genommen – das Ergebnis war eine Auszeit, die Neues hervorgebracht hat. Ihre Verbindung von weichen, melodischen Vocals, die Lindinger auch auf „Half Asleep“ liefert, und einem experimentelleren Elektro-Sound, bringt Leyya zurück zu ihren Anfängen und zeugt von ihrer Abneigung gegenüber festen Genregrenzen. Auch auf dem neuen Album geben Leyya ihrem Elektro-Pop einen Indie-Touch.

In den drei Jahren, die wir ohne neue Songs des Duos auskommen mussten, verzichteten die beiden Mitglieder nicht auf das Musik Machen. Während Lindinger schon 2019 My Ugly Clementine gegründet hatte und hiermit immer noch live zu hören ist und Kleebauer den Sound von Sharktank bereicherte, stand das Projekt Leyya nur vermeintlich still. Die Hürde, die es bis zum neuen Album zu überwinden galt, waren insbesondere die Einflüsse von außen, die ihre Erwartungen auf Leyya projizierten, was vielleicht auch ein Aus der Kreativität bedeutete. Mit genug Zeit aber und losgelöst vom gefestigten Selbst- und Fremdbild, widmeten sich Lindinger und Kleebauer wieder neuen Sounds. Diese ergaben sich ohne das Album als Ziel, wie Leyya im BVZ-Interview erklären, und mit Rückbesinnung auf ihre Anfänge. Vielleicht entstehen manche Diamanten eben ohne Druck.

Die kryptischen Interludes mit den Anfangsbuchstaben „basf“ führen durch das Album. Wir starten auf „basf160923“ mit einer städtischen Geräuschkulisse und werden aufmerksam auf ein immer schneller werdendes, rhythmisches Handytippen. Mit dem Abschicken der Nachricht steigen wir so richtig in das Album ein. Der Title Track „Half Asleep“ ist ein Drum and Bass Stück, das Lust macht auf mehr. Es dreht sich um ein nur halb anwesendes lyrisches Ich, das auch kein Problem damit hätte, das Leben an sich vorbeifließen zu lassen.

Can’t wait till the world ends
So I can miss out on it

Fließende Genregrenzen beweist auch „Hundred Or More“. Statt experimentellen Synth-Sounds, hören wir hier deutlich die Instrumentals raus und bewegen uns wieder etwas mehr in Richtung Indie. Darin tauchen Leyya dann so richtig ein mit dem sehr ruhigen „I Don’t Hug So Well“, worin im Laufe des Songs immer mehr Synthies Einzug finden. Auch „Ease My Mind“ bleibt ähnlich schön und ruhig, so langsam vermissen wir aber die in sich verschwimmenden Vocals und Elektro-Beats vom Anfang des Albums. Nach und nach steigert sich „Ease My Mind“ und wird abgeholt von Interlude „basf260623“, um mit den vorherigen Tracks zu brechen und uns auf das beatlastige „Song For Everyday“ vorzubereiten.

In „Song For Everyday“ finden die Elektro-Liebhaber*innen den Soundtrack zu ihrem Tag. Textlich begleitet insbesondere „Nobody Cares, Lovely“ den Alltag und fungiert als nüchterne Aufmunterung für Hörer*innen: „Everybody cries, everybody cares, […] everybody dies“. Alles ganz normal und alltäglich, genau wie das einsam Sein, das schon in der Single „Sometimes You’re Lonely“ aufgegriffen wurde. Der Closer „Tired“ kann durchaus als Mantra gehört werden. Dass es okay ist, jetzt die Augen zu schließen und schlafen zu gehen. Und etwas zum Leben zu verpassen. Spätestens nach diesem Album ist klar, dass sich Auszeiten lohnen.

„Half Asleep“ befolgt die goldene Regel eines stimmigen Albums: Es ist eine Kontinuität spürbar, einzelne Elemente fügen sich perfekt in das Gesamtkunstwerk ein. Trotzdem wird es nie eintönig oder gar langweilig, denn dann überraschen etwa die Interludes oder Tracks wie „Pumped Up High“, bei denen man nicht nur halb wach sein kann, sondern direkt hellwach wird.


Label: Minor Changes / Ink Music
Veröffentlicht am: 30.08.2024
Interpret: Leyya
Name: Half Asleep
Online: Zur Seite des Interpreten.


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