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King Gizzard & the Lizard Wizard – L.W.

Rezensiert von am 2. März 2021

       

“Uff, es ist tatsächlich schon Ende Februar Leute! Die Veröffentlichung des letzten Albums liegt drei Monate zurück, es wird höchste Zeit Kinder!!!“

So oder so ähnlich kann man sich das wohl bei einer der produktivsten Bands der Welt vorstellen. Die sechs Australier von King Gizzard & the Lizard Wizard haben mit L.W. letzte Woche ihr 17. Studioalbum veröffentlicht. Gar nicht mal so wenig, vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Band erst gegen 2010 gegründet hat. Aber wen stört das schon – uns jedenfalls nicht. 

Was sowohl Cover als auch Titel schon vermuten lassen: Es handelt sich bei L.W. um ein Pendant, ein Schwesternalbum, eine Ergänzung zum zuletzt erschienen Album K.G.. Wie man es auch nennen mag, bei genauerem Hinsehen und vor allem -hören gibt es keinen Zweifel, dass K.G. und L.W. in jedem Fall zusammengehören. //K.G.L.W.// Ein Grund für diese Zusammengehörigkeit könnte darin liegen, dass beide Alben unter denselben außergewöhnlichen Umständen entstanden sind. Kurzerhand wurde nämlich jeweils ein Studio in den eigenen vier Wänden eingerichtet, es wurde aufgenommen und am Ende alles zusammengebastelt. Ist doch ganz klar, eine Pandemie kann die Produktivität der Australier natürlich nicht stoppen.

So, jetzt aber weiter zur hörbaren Verknüpfung der beiden Alben. Wie auch schon die bereits vorgelegte Platte, gehört L.W. zu einer Serie von mikrotonalen Alben der Band. Angefangen hat es im Jahre 2017 mit Flying Microtonal Banana. 2020 hat sich King Gizzard & the Lizard Wizard dann ein zweites Mal erfolgreich an den unverkennbaren orientalischen Klang gewagt und entschied, dass dies nicht das letzte Projekt sein sollte, welches in die fernöstliche Welt einzutauchen scheint. 

L.W. zeichnet sich in der Reihe durch eine gewisse Homogenität aus, welche aber in keinem Fall bedeutet, dass es an Abwechslung und Ideenreichtum fehlt. So reicht die Bandbreite von starken, grollenden Gitarren hin zu zarten Zupfinstrumenten, die den Hörer in eine andere Welt entführen sollen. Auch spielen beispielsweise Geräusche eines MRT-Geräts oder einer Zugbrücke eine Rolle im Klang des Albums. Experimentierfreudigkeit ist also in jedem Fall zu finden.

Der erste Song „If Not Now, Then When“ schlägt gleich zu Beginn ganz deutlich die Brücke zu K.G.. Er führt nämlich das weiter, was der letzte Song von K.G. offensichtlich nicht zu einem Ende gebracht hat. Die grollenden Gitarren halten jedoch nicht sehr lange an. Ein deutlicher Bruch führt das Stück weiter in Richtung Funk-Groove. Aber das soll nicht die einzige eindeutige Verknüpfung sein. Der letzte Song „K.G.L.W.“ trägt nicht ganz zufällig den gleichen Titel wie der Opener des letzten Albums. Beide Songs bedienen sich der gleichen Melodie, wobei L.W. das ganze sehr viel weiter treibt – ganze 8:28 Minuten lang, um genau zu sein. So kommt der Song im neuen Album als düstere Gitarren-Wucht daher und klingt keineswegs nach zarter Flötenmusik. Mit diesen beiden Verknüpfungen scheint es fast so, als wäre L.W. durch seinen Vorgänger eingebettet worden. Eingebettet in eine fernöstliche Stimmung, wo es viel Platz für Interpretation und unterschiedlichste Stimmungen gibt. 

„O.N.E.“ führt die funkige Line des Openers weiter und mündet schließlich übergangslos in „Pleura“, was mit seinem düsteren Klang sehr im Gegensatz zum lockeren Vibe von „O.N.E.“ steht. „Supreme Ascendancy“ dagegen sticht mit seinem Klang etwas aus der Masse heraus. Der Hörer wird hier auf eine Reise in das antike China mitgenommen, die einem auf jeden Fall noch lange im Ohr bleiben wird. Dank „Static Electricity“ findet man sich aber dann doch auf einem belebten Markt in vertrauter Umgebung wieder. Ebenfalls in gewohnter Linie bleibt „East West Link“, was unerwarteterweise von einer geplanten australischen Autobahn handelt – wer hätte das gedacht. „Ataraxia“ scheint etwas Abstand vom orientalischen Klangbild zu nehmen. Wobei „See Me“ den Hörer dann aber sofort wieder in die ursprüngliche Richtung leitet.

Trotz der klaren Verbindung zum vorherigen Album kann L.W. in jedem Fall als eigenständiges und in sich geschlossenes Projekt gesehen werden, welches sich durchaus treu bleibt. Dass dies aber auf sehr unterschiedliche Weise passieren kann, haben die Australier hier bestens unter Beweis gestellt. Jetzt heißt es nur abwarten, wohin die nächste Reise von King Gizzard & the Lizard Wizard geht. Aus Erfahrung müssen wir sicherlich nicht zu lange darauf warten.

rezensiert von Ramona Börner.


Label: KGLW
Veröffentlicht am: 26.02.2021
Interpret: King Gizzard & the Lizard Wizard
Name: L.W.
Online: Zur Seite des Interpreten.


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