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Foxygen – Seeing Other People

Rezensiert von am 28. April 2019

       

“Goodbye to the drugs, to the partying. Goodbye to my twenties now, Goodbye to my Saint Laurent-model-body.” lauten die Worte, die der Sänger der Band Foxygen, Sam France, in einem offenen Brief an seine Fans verfasste. Goodbye Foxygen? Niemals! Die kalifornische Band Foxygen hat letzten Freitag ihr neues Album „Seeing Other People“ veröffentlicht und damit alle Sorgen der Fans um einen möglichen Abschied aus der Musikwelt aus dem Weg geräumt. Der Sänger Sam France und Multiinstrumentalist Jonathan Rado, die 2005 das Duo Foxygen gründeten, gehen nun weiter, wachsen mit der Zeit und wollen sich neuen Herausforderungen stellen.

Ihr mittlerweile sechstes Album kann als Konzeptalbum verstanden werden, welches die Zuhörer*innen auf eine Reise voller Gefühle des (Zusammen-)Bruchs und letztendlich der „Goodbyes“, denen man im Leben entgegensehen muss, mitnimmt. So schlagen Foxygen mit „Seeing Other People“ ein neues Kapitel auf und zeigen, dass nichts für die Ewigkeit ist. Musikalisch bleibt das Duo dennoch ihrem experimentellen, psychedelischen und fusionierten Avant/ Baroque-Pop treu, der häufig an David Bowies oder Todd Rundgrens Glam Rock der 1970er Jahre erinnert.
Während sich Rado und France selbst um das Songwriting und die Produktion des Albums kümmerten, stand ihnen bei der Abmischung der einzigartigen Sounds kein geringerer als Shawn Everett zur Seite, welcher bereits mit Kurt Vile oder The War On Drugs zusammenarbeitete. Im Aufnahmestudio wurden die beiden Musiker von Session-Drummer Jim Keltner begleitet, welcher für seine Kollaborationen mit Größen wie Bob Dylan, John Lennon oder Eric Clapton bekannt ist.
„Seeing Other People“ umfasst neun Songs und gibt trotz der kurzen Länge von 36 Minuten ein enorm kreatives Potenzial her.

Der Opener „Work“ beschreibt zunächst seine Arbeitsweise als Musiker, die unter anderem mit dem Song selbst verbunden ist und die Dankbarkeit dafür, einer Arbeit nachzugehen, die gehört und geschätzt wird.
Mit „Mona“ folgt ein smoother Song, durch den sich eine unverwechselbare Bassline zieht. Hier wird das Thema des Abschieds aufgegriffen, das Warten auf eine Liebe, die zu Ende geht und einen allein zurücklässt. Man wird damit konfrontiert, nicht wieder zu der geliebten Person durchdringen zu können und das Weitergehen im Leben zu akzeptieren. Dass Menschen kommen und gehen im Leben, wird auch im Titelsong „Seeing Other People“ deutlich. Dieser wird von markanten Synthie-Spuren untermalt und erzählt von dem Aufleben des eigenen Selbst durch neue Menschen, die man trifft und die vielleicht bleiben. Frei nach dem Motto „Face the Facts“ lebt der gleichnamige anschließende Song sowohl musikalisch als auch lyrisch im Jahre 1975 und kommt mit seinem abrupten Refrain wie ein „Schlag ins Gesicht“ daher. Frances Gesang plädiert in gewisser Weise für einen harten, strikten Umgang mit einer verlorenen Liebe, bei der die Zeit nicht zurückgedreht werden kann und die Hoffnung auf ein Wiedersehen aufgegeben werden sollte.
Bei „Livin‘ a Lie“ ist die Geschichte des Albums bereits bei einer „I don’t care“- Attitüde angekommen. Es harmonieren Musik und Text in dem Sinn, dass der leicht apathische Gesang und die Langsamkeit des Liedes, die „Mir-egal“- Botschaft unterstreicht.

Wie überwindet man nun aber das Gefühl, sich allein gelassen zu fühlen? Die beiden Songs „The Thing is“ und „News“ schaffen den Übergang, die eigenen Gefühle zu reflektieren und im Leben weiterzugehen.  
Abgerundet wird das ganze Album von dem choralen „Flag at Half-Mast“ und einer „Conclusion“, die zu dem Schluss kommt vielleicht einfach nur befreundet zu bleiben. Das Ende des Albums bedeutet somit auch das Ende der Kräfte zehrenden Beziehung. Auf ihre musikalische Laufbahn bezogen, verabschiedet sich die Band nicht nur von einer vergangenen Liebesbeziehung, sonders außerdem von ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit dem Label „Jagjaguwar“.

Foxygen will sich selbst nicht als feste Band begreifen, die einen starren Sound verfolgt, sondern sich mithilfe ihrer Musik weiterentwickeln und in gewisser Weise stets neu erfinden. Auf diesem Weg bleibt die Band unberechenbar, schafft Unerwartetes. Um in Sam Frances Worten zu bleiben, „stirbt die Band mit jedem vergangenen Album und wird mit jedem neuen Album wiedergeboren“.

Rezensiert von Pauline Steup


Label: JAGJAGUWAR
Veröffentlicht am: 26.04.2019
Interpret: Foxygen
Name: Seeing Other People
Online: Zur Seite des Interpreten.