Ela Minus – DÌA
Rezensiert von Anika Hagen on 20. Januar 2025

Nach fünf Jahren und ganzen vier Vorabsingles veröffentlichte Ela Minus am 17. Januar endlich ihr Sophomore-Album DÌA. Die kolumbianische Sängerin setzt mit ihrem treibenden Elektropop einen einprägenden Tenor für das anstehende Musikjahr und beschert uns mit 10 Songs eine kompakte und stimmige Sammlung voller eingängiger elektronischer und von Synthesizer geprägten Sounds. DÌA evoziert durch seine klaren, vorangehenden Elektrobeats die Atmosphäre einer ausklingenden Clubnacht. Textlich zeigt sich die Sängerin sehr verletzlich und beschäftigt sich bilingual überwiegend mit dem Thema mentale Gesundheit und die Akzeptanz des eigenen Zustands und dem Wunsch danach, mental heilen zu wollen.
Das Album startet in dem Song ABRIR MONTE klanglich erst langsam, aber mit immer eindringlicher werdenden, satten Tönen. Der Song baut sich zunächst langsam auf, bis schließlich pointierte Sounds von Synthesizern und ein softer, aber vorantreibender Beat einsetzen. Diese Klanglandschaft mündet fließend in den zweiten Song BROKEN. Der Albumauftakt entstand in einer Nacht, in der die Kolumbianerin in einer Hütte in den Gebirgen Mexikos an DÌA arbeitete. Ela Minus sagt darüber: „ABRIR MONTA ist ein Ausdruck aus meiner Heimat, der das Durchdringen von dichtem Laub beschreibt. Ich habe die Poesie dieses Bildes immer geliebt. So hat sich das Schaffen dieses Albums angefühlt – als würde ich neue Wege nach innen und außen öffnen und dabei unerforschte Territorien betreten.“
So hat sich das Schaffen dieses Albums angefühlt – als würde ich neue Wege nach innen und außen öffnen und dabei unerforschte Territorien betreten.
In Songs wie BROKEN, UPWARDS oder auch QQQQ bildet Ela mit schnellen Beats und eindringlichen Basstönen ein insgesamt sehr stimmiges Klangbild auf DÌA. Die Songs bieten spannende, sich wiederholende Melodien, die vor allem durch den Einsatz von schillernden Synthesizern jeweils auf ihre einzigartige Weise eingängig sind. Stimmlich ist der Gesang von Ela sehr “straight forward” und fast eisern, was die elektronischen Instrumentals sehr harmonisch begleitet.

Das dominierende schnelle Tempo auf dem Album macht es insgesamt sehr tanzbar, obwohl die Lyrics von ernsten Themen handeln. So ist BROKEN ein Selbstgeständnis an ihre Mutter darüber, den eigenen seelischen Schmerz zu akzeptieren, zu ertragen und schließlich heilen zu wollen. Ela Minus selbst sagt darüber: „Ich begann den Song, weil ich dachte, mir ginge es gut, und beendete ihn mit dem Bewusstsein, dass dem nicht so ist“.
Ähnlich introspektiv ist auch ihre Vorabsingle UPWARDS. Hierin wiederholt sie immer wieder die Line “I’d love to save you, but I’ve got to save myself first”. Der bilinguale Song ist eine Ode daran, zu versuchen, für sich selbst da zu sein, auch, wenn das nicht immer so leicht gelingt. Diese ehrlichen Lyrics singt Ela mit passend monotoner Stimme, welche begleitet wird von nervösen, basslastigen Sounds. Das Resultat ist ein gelungenes Klangbild, das perfekt spiegelt, wie sich die Emotionen des Gesungenen anhören können.
Im Vergleich zu ihrem Debütalbum Acts of Rebellion (2020) fällt vor allem auf, wie sich die kolumbianische Sängerin musikalisch weiterentwickelt hat. Ela arbeitete für DÌA erneut mit den Produzentinnen Marta Salogni und Heba Kadry zusammen und bleibt sich soundtechnisch mit ihrem außergewöhnlichen Elektropop treu. Während Acts of Rebellion bewusst mit minimalistischen, ausklingenden Sounds spielt, ist DÌA ein noch experimentelleres, gewagteres Projekt, das klanglich zwar expansiv, aber textlich introvertiert ist. Insgesamt ist ihr Sophomore-Album damit eine aufregende musikalische Entwicklung, die viel Spaß beim Hören bereitet. DÌA ist damit ein eindrückliches Album, das großes Potenzial birgt, uns das ganze Jahr über zu begleiten.
Label: Domino Recording Veröffentlicht am: 17.01.2025 Interpret: Ela Minus Name: DÌA Online: Zur Seite des Interpreten.