Aktueller Song

Titel

Künstler

Aktuelle Sendung

Moebius

00:00 09:00

Aktuelle Sendung

Moebius

00:00 09:00


Django Django – Off Planet

Rezensiert von am 19. Juni 2023

       

Es war Ende der 90er, da schien es als wäre im Weltraum alles möglich: “Firefly” von Joss Whedon mixte Western mit Sci-Fi und lebensechten Figuren + grandiosem Humor und auf der anderen Seite des Erdballs (Japan) gabs in Cowboy Bebop Jazz-Musik zu Verfolgungsjagden und Film-Noir-Romantik im teuersten Anime of all time – …und irgendwann crashte auch ein Jar Jar Binks mit Episode 1 in diese kreative Underground-Sci-Fi Idylle.


Für einen kurzen Moment regierte die pure Anarchie im Genre das zehn Jahre später von einer Dystopie in die nächste schlitterte als wäre Terminator nicht nur perfides Zukunftsszenario von Dooms-sayern und verstrahlten Preppern sondern eigentlich unausweichliche Zukunftsprognose eines amerikanischen Think Thanks – Wenn die Roboter un der Klimawandel kommt, werden wir doch eh alle sterben!! Wofür noch optimistisch sein, hää? Nun! Wer die Zukunft herbeifantasiert wie das Holodeck in Star Trek, der macht sie irgendwann wahr? Und Optimismus ist die einzig sinnvolle Lebenseinstellung um die Welt doch noch besser zu machen?


Irgendjemand bei Django Django is auf jeden Fall ein ziemlicher Optimist – “Off Planet” ist eine Sci-Fi Oper und fünftes Album der Band – und klingt wie der spaßigste Weltraum Trip auf Ecstasy seit Joss Whedon Cowboy-Hüte und Revolver auf Nathan Fillions charmantes Ich leibschneiderte/schrieb!


Irgendwie muss David Maclean, seineszeichens kreatives Mastermind der Band, als Kind in einen Topf mit Star Trek Spielzeug gefallen sein – warum titelt man sonst seine Alben “Born under Saturn” oder “Off Planet” und lässt sich von UFO-Verschwörungen für ein ganzes Album inspierien? Ganze vier EP’s erschienen vor Release des Albums mit interplanetaren Namen – jede sollte einen Planeten darstellen – Man kann Django Django vorwerfen, doppelt zu kassieren, es ist aber nicht schwer sich die 21 Tracks als Gesamtkunstwerk in einem Rutsch zu geben und vom Flow mitgerissen zu werden.

So ziemlich alles, was wir lieben, ob alte Psychedelia oder Detroit-Techno, hat dieses Futuristische, dieses Space-Feeling. Und wir können nicht anders, als ebendas auch in unsere Musik einfließen zu lassen

Das es da mitunter fad wird, wenn die Hooks und der Pop überhand nimmt, lässt sich bei der schieren Masse wohl kaum vermeiden – dennoch überrascht “Off Planet” gerade bevor die Spannung abflachen zu droht, mit diversen Bangern: Zum Beispiel das fernöstliche “Don’t touch the Dial” mit Yuuko (komplett in Japanisch) oder das ebenso wuchtige “No Time” mit Jack Penate (komplett in Spanisch) – Hier werden die brachialen Beats und verpielten Soundkollagen dank der Präsenz der Sänger*innen zu mitreißenden Club-Nummern.

Django Django sind weder Fleisch noch Fisch, weder Gasriese noch Zwergplanet – sondern manouverien zielsicher zwischen House, Acid Rock, Dream Pop, Funk oder Hip Hop umher wie einige ihrer Brüder/Schwestern im Geiste (Little Dragon maybe?) – Diese absolute Offenheit zahlt sich mal mehr, mal weniger aus. Die Instrumentals “Osaka” “Squid Inc.” oder “The Oh Zone” z.B. könnten unterschiedlicher nicht sein: Das eine brechert sich mit Breakbeat durch den interstellaren Raum, das nächste beschwört mit Bläsern ein bisschen Cantina Band Vibes und im Letztgenannten scheint Brian Eno vor der Aufnahme seiner neuen Ambientplatte von nebenan Im Studio fix an die Regler gezerrt worden zu sein.

“Slipstream” erinnert sogar an die Perfektionisten von Overmono – “Galaxy Mood” ist irrer, acid-getränkter Spaß im tiefsten Dschungel. Und bei “Black Cadillac” sagt die Madchester Szene kurz hallo und Bitteschön! – Die Stone Roses sind eben zeitlos und dürfen auch 2023 noch abgekupfert werden (Stichwort Oasis).

Als der Erfolg 2011 die Band ereilte, kam er schnell und unerwartet: “I’m up there thinking: ‘I wonder if anyone knows that I made this music pottering around in my pyjamas. Not having a clue what we were doing, just giving it a go.’” sagte Maclean damals dem Guardian. Die Unerfahrenheit machten die Briten um Maclean damals mit ihrer wahnsinnigen Neugier und Experimentierfreude wett – 12 Jahre später hat zwar Professionalität Einzug erhalten, der Lust am Experimentieren hat das zum Glück keinen Abbruch getan.

“Off Planet” hätte mit weniger als 21 Tracks zwar das Zeug zu einem wirklichen Meisterwerk gehabt – so bleibt es bei einem guten Album mit vielen herausragenden Songs – wenn die dann aber zünden, ist man umso euphorischer über die kleinen kreativen Feuerwerke. Aber Butter bei die Fische: auch im Weltraum ist nicht alles cool und spaßig, da muss man auch mal durch den zähen interstellaren Raum bevor der nächste fette Exoplanet auf dem man 4 Meter hoch springen kann wartet oder fluffige Planetenbewohner einen zum Barbecue einladen. In irgendeinem Paralelluniversum wäre dieses Album auf jeden Fall der perfekte Soundtrack für eine ikonische Sci-Fi Serie geworden – und ganz ehrlich, ich solle zu Sternenstaub zerbröseln, wenn David Maclean in den 90ern in seinem Pyjama nicht einmal geträumt hat, er wär Teil einer Outlaw-Crew von abgewrackten Space-Cowboys.

So und jetzt, falls ihr es noch nicht kennt, gebt euch Cowboy Bepob und Firefly und werdet vielleicht ein wenig traurig, dass es noch keine Raumschiffe für Lau für den Trip mit euren besten Freunden gibt 🙁 Oder hebt einfach mit Django Django ab in den Sommer!


Label: BECAUSE
Veröffentlicht am: 16.06.2023
Interpret: Django Django
Name: Off Planet
Online: Zur Seite des Interpreten.