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Declan McKenna – What Happened to the Beach?

Rezensiert von am 13. Februar 2024

       

Declan McKennas neues Album What Happened to the Beach führt Hörer*innen genau dorthin – an den Strand, in die Sonne Kaliforniens: Alles dreht sich um das Ambiente, das die in LA aufgenommenen Songs mit ihrem Entstehungsort in Verbindung setzt. Produziert worden ist es von Gianluca Buccellati, der unter anderem mit Lana Del Rey auf Lust for Life zusammengearbeitet hat, das als Album eine ähnliche Stimmung erzeugt wie What Happened to the Beach. Dieser gezielt verfolgte Vibe hält Declans musikalisch sehr abwechslungsreiches drittes Studioalbum zusammen, das seine Facettenhaftigkeit einfängt und damit im Endeffekt unverwechselbar nach Declan McKenna klingt. Immer wieder lassen sich unterschiedliche Geräuschkulissen und diverse Effekte auf der Gesangsstimme entdecken. Schon die vorab veröffentlichten Singles Sympathy, Nothing Works, Elevator Hum und Mulholland’s Dinner and Wine ließen nur vage vermuten, welche Struktur ihnen final zugrunde liegen würde. 

Die zuerst veröffentlichte Single Sympathy ist für mich ein Feel-Good-Track. Feinster Indie-Pop, der danach schreit, mit dem Kopf zu wippen und besonders die letzten Klänge des Songs auf sich wirken zu lassen – ein mit Bedacht gewählter Vorbote für das folgende Album. Auf dem funktioniert WOBBLE als Einstiegssong sehr gut und deckt schon ein bisschen die Sphären ab, in die sich Declan im Verlauf des Albums wagt. Mit diesem eher ruhigen Song können sich Hörer*innen langsam an den Sound des Albums gewöhnen, bevor sie mit Elevator Hum einen Track geliefert bekommen, der die angepriesene Vielseitigkeit auf die Spitze treibt. Die atmosphärischen, regenähnlichen Geräusche und Synthesizer fügen dem Indie-Sound etwas ganz Neuartiges hinzu. Elevator Hum könnte hier wortwörtlich gemeint sein, denn die eingängigen Melodien erinnern zumindest teilweise an Fahrstuhlmusik, welche aber eindeutig durch Gesang und musikalische Ausdifferenzierung aufgewertet wird.

Mulholland’s Dinner and Wine ist ein klares Highlight, ein super entspannter Titel, zu dem zumindest ich gerne mit einem Cabrio den Mulholland Drive entlang fahren würde. Dort könnten Hörer*innen die Umgebung bewusst wahrnehmen, sie wertschätzen, nach dem Motto “I found love for the little things in life”, wie dem Lied entnommen werden kann. Wertgeschätzt werden können auch die Kleinigkeiten in der Gestaltung des Albums – wie hier Vogelgezwitscher – die für den Aufbau der Atmosphäre konstitutiv sind. Auf textlicher Ebene scheint aber auch eine dunkle Seite durch, es ist “fucking dangerous to get what I want”, was in einer späteren Zeile mit Drogen in Verbindung gebracht wird. Diese Ambivalenz unterstützt nur die Situierung des Albums in der kalifornischen Sonne. Auch Mulholland’s Dinner and Wine klingt mit einem Synthie-Outro aus, was dann in den geräuschlastigen, hauchigen Anfang von Breath of Light übergeht, auch wenn der Name des Songs etwas anderes erwarten lässt. Dunkle Klänge, ein ebenso dunkler Text. Es geht auf What Happened to the Beach immer auch um ein Ausbrechen aus negativen Momenten, und durch Songs wie Breath of Light wirken Tracks wie z.B. Sympathy oder Nothing Works erst richtig. 

Nothing Works soll euphorisch klingen. Auf dem Spotify-Profil des Musikers wird eröffnet, es gehe darum, sich selbst treu zu bleiben. Das gesungene “nothing works” wird auf der Mitte des Songs splittrig, eine Frustration ist zu hören, aber dies wird schnell abgelöst durch einen Wechsel in der Melodie und damit ein vermeintliches Ausbrechen aus den Erwartungen. Visuell ist dies im Musikvideo zu Nothing Works dargestellt, in dem mehrere Menschen am Sänger zerren, und er einerseits auf dem Dancefloor abliefert, andererseits im Schlafanzug in eine Kneipe spaziert und dort von den Gästen beobachtet wird. Allerdings wird er hier irgendwann vom Boden verschlungen, das Ganze nimmt also kein gutes Ende. Auch Nothing Works erhält eine Art Outro und zum Ende hin klingt es beinahe, als wäre man vor Ort und würde mitbekommen, wie jemand anderes den Song abspielt. Dies mag eine Anspielung darauf sein, dass Declan über seine eigene Musik sagt, sie klinge wie die Songs, die er selbst gerne hört.

Auch der rockige Titel The Phantom Buzz (Kick In) hat die Redaktion überzeugt. Hier runden die wiederkehrenden Gitarrensolos das Album ab und betonen erneut die Vielseitigkeit in dessen musikalischer Gestaltung sowie von Declans Stimme. Die Platte schließt ab mit dem Track 4 More Years, der in seiner Kürze als Outro fungiert und das Album mitten im Satz beendet. Dabei setzt er ein Statement, das sich vielmehr im Fehlen von Text findet und damit eher auf Stimmung als auf Inhalt setzt. Eine Aussage, die so auch über das Gesamtkunstwerk What Happened to the Beach getroffen werden kann.

Eine Live-Performance von What Happened to the Beach wäre mit Sicherheit ein Erlebnis und dabei hoffentlich genauso atmosphärisch wie die Studioversion des Albums. Bald ist Declan McKenna in Deutschland zu sehen, seine Tour führt ihn im April nach Köln, Hamburg und Berlin.


Label: Sony Music Entertainment UK
Veröffentlicht am: 09.02.2024
Interpret: Declan McKenna
Name: What Happened to the Beach?
Online: Zur Seite des Interpreten.


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