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Close Counters – Soulacoasta 2

Rezensiert von am 7. März 2023

       

Ich hätte es wissen müssen. Als wir dieses Album zum AdW machten, war ich noch guten Gewissens. Ist ja ein charmante, housige Scheibe die ausnahmslos gute Laune versprüht.

Was ich dabei vergessen hab – außer ein “Take a Chance!!” oder “Get down!” gibt’s rein garkeinen Text. Nada. Nix. Nun. Immerhin lenkt es mich beim Schreiben nicht so ab wie sonst die Idles Full blast bei der Bachelorarbeits-Recherche zu hören. Und irgendwie hab ich rein gar kein Bedürfnis hier ein professionelles Review abzulegen – denn was soll man zu diesem Album großartig sagen?

Okay, kommen wir zu den Fakten: Close Counters, das sind die Melbourner Finn Rees und Allan McConnell. Und wie der Name schon subtil andeutet, ist Soulacoasta 2 nicht ihr Erstlingswerk. Teil 1 gabs 2018 und bescherte ihn prompt Auftritte über Australiens Grenzen hinaus. Für ihr zweites Album griffen die beiden noch tiefer in die Sampling-Kiste, sammelten Filmzitate und durchforsteten Archive rund um den Globus um es mit Leben zu füllen.

Das große Kunststück dass Soulacoasta 2 schafft, ist, dass die Palette an sonnendurchfluteten Songs an der heimischen Anlage genauso gut funktioniert wie auf dem Dancefloor. Dabei ist kaum ein Track länger als 4 Minuten. Genau das, zahlt sich jedoch voll aus: die Beats werden immer wieder durch Breaks unterbrochen die im genau richtigen Moment die Spannungskurve vorm Abfall bewahren. Dazu schaffen es McConnell und … jeden Track so abwechslungsreich zu texturieren, dass man beim Hören manchmal vergisst, dass es sich um ein Album handelt und nicht ein DJ-Set auf Mixcloud.

Das liegt, natürlich vor allem an dem Lieblingswort eines jeden Yoga-Lehrers: das Ding flowt einfach wie nix! Das trotzdem eine Bandbreite von Soul, House, Italo Disco, Broken Beat bis Funk geschaffen wird, zeigt dass das australische Duo eben auch die Vielfalt elektronischer Musik der letzten Dekade eingehend studiert oder zumindest aufgesogen zu haben scheint.

“This was an opportunity to get deeper into dance music and dive into niche sounds and samples that we’ve collected from trawling through movies, archives, digging through the crates across Australia, UK and Europe, weaving new inspiration and textures into our music.”

So überzeugen zum Beispiel “The Don” und “Pursuit” vor allem mit ihrem synkopischen Beats und Pianoläufen, die für ungeahnt viel Spannung und Vielschichtigkeit sorgen. Close Counters begeben sich damit jedoch nie auf zu experimentelles Terrain – Der Beat muss weiterpumpen.  Gerade, dass sorgt dafür, das es verdammt schwer ist das Album nicht auch am Stück hören zu wollen.

Ich mag mich täuschen, aber “Holy Sound” zitiert gar “Summer Madness” von Kool and the Gang und erinnert gleichzeitig in seinen ersten 5 Sekunden an das Intro W.M.C.A’s. Der Vorteil einer 40 Jahre jüngeren Gruppe: Dissonante, eklige Glitches machen sich es hier mit funky Bässen und harmonischen Backgroundgesang gemütlich. Dadurch wirkt Close Counters House-Marathon immer frisch genug um nicht ins kitschige Retro-Abfeiern abzuglitchen.

Es sind dann Momente wie im vor-vorletzten Song “Crash N Burn” die mich letztlich soweit aufgeputscht haben, dass ich kurz davor meine Freunde für eine spontane Party anzurufen oder allein im Zimmer zu tanzen. Man kennt’s bestimmt: man spürt, das Set neigt sich dem Ende und zeitgleich kommt der eine Banger der die Endorphine bis in die Nasenspitze ballert.

Ob das nur meine selektive Wahrnehmung ist oder das raffinierte Arrangement samt Tracklist seitens der DJ’s – ich werde ab sofort meine Augen offenhalten ob bei der nächsten Partyankündigung sich nicht irgendwo so zwei Australier verirrt haben.


Label: Good Intent
Veröffentlicht am: 03.03.2023
Interpret: Close Counters
Name: Soulacoasta 2
Online: Zur Seite des Interpreten.


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