Childish Gambino – Bando Stone And The New World
Rezensiert von Leon Almes on 25. Juli 2024

Childish Gambino hat am 19.07.2024 das letzte Album unter diesem Alias veröffentlicht. Und jeder, der Gambinos Musik in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass er sein Alter Ego nicht einfach irgendwie ad acta legen würde – sondern mit einem Knall. Wieder einmal schafft Gambino es, gefühlt alle Genres, die es gibt, auf einem Album unter einen Hut zu bringen. Es ist von Pop, Rock, über Experimental Hip-Hop bis House-Elementen alles dabei. Das Besondere an diesem letzten Album ist, dass es ein Soundtrack zum gleichnamigen Film “Bando Stone And The New World” ist, der dieses Jahr erscheint.
Man wird beim ersten Track direkt mit einem Dialog-Snippet aus dem Film begrüßt “Hearts Were Meant To Fly”, bis man dann von sehr harten, bösen Synths aus dem Leben gerissen und in die Welt von Bando Stone entführt wird. Die wechselnden Beats und Stimmungen im ersten Song sollen schon einen Vorgeschmack darauf liefern, was einen noch so erwartet in den nächsten 57 Minuten. Auf diesen monströsen Einstieg folgt direkt die erste Single, die vor ein paar Wochen erschienen ist. “Lithonia” hat sehr viele überrascht, da hier ein Pop-Rock-Rap-Song entstanden ist, der extrem mitreißend ist.
Gambino hat dieses Album damit angekündigt, dass es alles bedienen wird, was die Leute an seiner Musik lieben und man kann bereits relativ früh im Album sagen – das war keine leere Versprechung. Denn im vierten Song bekommt man mit “Steps Beach” eine verträumte R&B/Pop-Nummer, die sich perfekt für einen Abend am Strand bei Lagerfeuer eignet. In eine ähnlich entspannte Richtung geht der sehr radio-poppige Song “Real Love”, der so auch in einem Pixar-Kinderfilm als End-Credit laufen könnte. Bei vielen Leuten würde der Song als eher kitschig gelten, aber Childish Gambino schafft es, dass man sich nicht in Kitsch ertränkt fühlt und dieses Lied eher als ein weiteres Beispiel dafür nehmen kann, wie breit gefächert Gambino musikalisch aufgestellt ist.
Wem es aber jetzt etwas zu ruhig wird, der muss sich keine Sorgen machen. Denn mit “Got To Be” wartet eines meiner persönlichen Highlights. Wieder einmal denkt man in den ersten 30 Sekunden, dass es ein entspannter ruhiger Song wird und dann kommt aus dem Nichts ein Sample von The Prodigy und man wird in einen enorm nach vorne treibenden und weirden Rap-Song geworfen, der aber einfach extrem catchy ist – wofür natürlich das Sample sehr stark verantwortlich ist.
“Y’all thought I was playing but Gambino’s back in this motherfucker! None of y’all are safe!” heißt es am Ende des Songs und dass das eine sehr wahre Aussage ist, bestätigt sich spätestens im 9. Song “Yoshinoya”. Es geht hier weiter mit Hip-Hop Klängen und einem Childish Gambino, den man lange nicht mehr so hat rappen hören. Viele der Lines können hier als Diss gegen einen gewissen Drake ausgelegt werden, mit dem Gambino sowieso schon seit Jahren eine Fehde am Laufen hat – witzigerweise sollte sogar “This Is America” ursprünglich ein Drake-Diss werden. Diesen Diss hat er nun in “Yoshinoya” endlich rausgehauen neben vielen anderen Fronts gegen Hater und Leute, die sich aus seiner Sicht peinlich verhalten. Wieder einmal gibt es hier zwei verschiedene Parts, bei denen der Beat sich stark verändert. Das ist ein Stilmittel, das sich seit Jahren durch die Werke Gambinos zieht und trotzdem immer wieder für Überraschung sorgt.
Donald Glover, wie Childish Gambino mit bürgerlichem Namen heißt, ist mittlerweile Familienvater und Ehemann und das merkt man auch immer wieder bei seiner Musik. So gab es zum Beispiel bei “Can You Feel Me” ein sehr süßes und schönes Feature mit seinem Sohn Legend Glover, bei dem die beiden quasi eine Konversation über das Männerbild führen,und über den Tod seines Vaters und wie glücklich die beiden sind sich zu haben und füreinander da sein zu können.Dieses Thema wird bei dem drittletzten Track des Albums “Dadvocate” weitergeführt. Ein ruhiger Indie-Pop-Song, der für mich ein weiteres Highlight darstellt. Mit Lyrics wie “I wanne be a hero, but now I’m under pressure” oder “You ain’t safe being a woman and it’s hard to be a man” wird weiter das Ziel einer Entstigmatisierung von psychischen Problemen von Männern verfolgt und ein Blick darauf geworfen, dass jeder Mensch mit Dingen zu kämpfen hat und seine eigenen Kämpfe austrägt. Gambino möchte seinen Kindern zeigen, dass es egal ist, was man für ein Geschlecht hat, es immer okay ist, Gefühle zuzulassen und zu weinen, wenn man sich danach fühlt. Das kollidiert aber häufig mit einer gewissen Erwartungshaltung der Gesellschaft an Männer.
Im letzten Track des 60 Minuten langen Albums “A Place Where Love Goes” besingt Gambino, dass er sein Leben lang zu kämpfen hatte mit Widrigkeiten, er jetzt aber einen Platz gefunden hat, an dem er zufrieden ist. Trotzdem warnt er aber davor, dass man sich in dieser Sicherheit niemals zu sicher fühlen sollte, da man immer auf der Hut sein muss.
“Bando Stone And The New World” war nun also das letzte Album von Childish Gambino und ich denke, die meisten werden sehr sehr zufrieden sein mit diesem Abschluss. Für mich persönlich handelt es sich hierbei um das bisher beste Album des Jahres und auf jeden Fall das beste Album von Childish Gambino und man kann nur gespannt sein auf die Tour, die uns noch im Herbst/Winter erwartet (unter anderem auch in Köln am 04.11.). Diese hat Gambino selbst schon angepriesen und als beste Live-Show seiner Karriere bezeichnet.
Auch wenn ein Kapitel nun geschlossen ist, kann man nur gespannt sein, was Donald Glover in Zukunft geplant hat. Egal was es ist, es wird wahrscheinlich mal wieder alle Erwartungen übertreffen.
Label: RCA Records Interpret: Childish Gambino Name: Bando Stone And The New World