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Botticelli Baby – SAFT

Rezensiert von am 15. Februar 2021

       

SAFT – Aus Pflanzen oder Obst gewonnene/ gepresste  konzentrierte Flüssigkeit. Kann gesund und heilend wirken. 

Mit diesen Worten beschreiben Boticelli Baby selbst ihr neuestes Machwerk. Eine Band deren Name zunächst klingt als würden sie Italien stammen und versuchen klassische Musik wieder polulär zu machen. Doch der erste Eindruck täuscht, denn die Band stammt mitten aus dem Pott. Genauer gesagt aus Essen. Hier lernen sich Marlon Bösenherz, Sänger und Bassist der Band und Alex Niermann der Trompeter im Café Goldbar kennen. Die Idee eine Band zu gründen entsteht. Im gleichen Café sitzen die mittlerweile sieben Jungs einige Zeit später und grübeln über einen Bandnamen, als sich jemand vom Nebentisch zu ihnen setzt und den Namen “Boticelli Baby” vorschlägt. Und in diesem Café geben sie schließlich im Jahr 2013 ihr erstes Konzert. Mit Klassik hat die Musik der Band allerdings auch eher wenig zu tun, sondern vielmehr mit Jazz, Swing, Funk und Folk. Während ihr Vorgängeralbum “Junk” dabei vor allem noch eine Mischung aus Jazz und Punk darstellte, lassen es Botticelli Baby auf ihrem dritten Studio Saft ruhiger angehen. Die Brassparts sind nicht mehr so “auf die Fresse”  sondern viele Songs sind ruhiger und  der Songaufbau klarer. Eben so wie die Band es beschreibt: Eine konzentrierte Flüssigkeit die gesund und heilend wirkt. 

Los geht es mit dem Intro Prelude, schon hier wird klar, dass der Sound der Band auf dem neuen Album ein wenig mehr Swing enthält. Der Song geht nahtlos in das Stück “The Inner Hulk” über. Das klingt erstmal ziemlich düster und enthält am Anfang nur Gitarre, Bass und Keyboard. Dabei wirkt der Grundbeat des Songs ein wenig so als würde man auf der Straße verfolgt werden. Es dauert ein wenig bis die für die Band typischen Bläser einsetzen und auch diese passen sich eher der düsteren Grundstimmung des Songs an, anstatt einen Kontrast zu bilden. Insgesamt eine sehr ruhige, spannungsvolle Atmosphäre. Ausgesprochen gut passt zu diesem Song das Video, welches der Comickünstler Stathis Tsemberlidis entworfen hat, in der man einer Art Buddha auf seiner Reise durchs Universum begleitet. Nach diesem eher ungewöhnlichen Auftakt folgt die Nummer “Joy Passed By”. Diese wirkt schon deutlich Flotter und ist deutlich näher am Jazz dran. Im Grunde klingt diese Nummer wie eine freie Interpretationssession in der jedes Instrument zeigen darf, was es drauf hat. Getrennt werden diese einzelnen Interpretationssequenzen dann durch die Textzeile “Joy passed by”und dazwischen wird soliert was das Zeug hält. Am Ende darf auch nochmal der Gesang zeigen was er drauf hat. 

“Kiss Me Till I Die” beginnt dann mit Trommeln wie man sie vom Spielmannszug aus dem Dorf kennt, ehe der Keyboarder an seinem Tasteninstrument dann die Hammond-Orgel-Funktion anschmeißt. Hier zeigt dann auch das erste Mal Sänger Marlon Bösenherz was so alles in seiner Stimme an Dramatik steckt. Der folgende Track “Vagabond In A Dandy Suit” ist dann wohl eines der größten Highlights auf dem Album. Hier baut sich der Song erstmal langsam auf. Zunächst wartet ein flotter Schlagzeugbeat ehe dann langsam die ersten Bläser aufkommen. Der Sänger darf  nach und nach seinen Text loswerden – “Unicorn sticker in a chewing gum paper- vagabond – dandy suit” ehe dann statt eines Refrains eine wunderbare kraftvolle Bläserhook dem Song den nötigen Pepp verleiht. Nach einer kleinen Interpretationsphase folgen dann Brassmelodien, die immer wieder kunstvoll von kleinen Pausen unterbrochen werden. Hier wird aufs ärgste geblasen. 

Der Song “Follow Me” ist wieder eine klassische Swing-Nummer bleibt insgesamt aber auch eher wieder ruhig. Langsam und atmosphärisch startet auch der Song “Yes”. Bis Minute 1 bleibt der Song sehr träge, ehe dann allerdings wirklich schöne ruhige Brasstöne kommen. Und letztendlich wird dem Gesang hier auch eine größe Rolle in Sachen Storytelling eingeräumt. Dann  wird gegen Ende des Songs auch nochmal richtig Drama gemacht. Es ist auf jeden Fall einer der Songs auf dem Album, die den schönsten Aufbau haben. Der folgende Track “Plant Pot” gibt dann wieder etwas flottere Töne von sich, allerdings wird die melancholische Grundstimmung des Vorgängersongs beibehalten. “Crash Test Dummy” ist wieder eine diese protoypischen Swingnummern bei der man kaum still sitzen bleiben kann mit jeder Menge Kulturreferenzen unter anderem an Marilyn Monroe, Kim Kardashian oder Sean Connery. Bis dann der Refrain mit der eingängigen Zeile lockt “I’m a crash test dummy of a Porsche Cayenne terrible blond and terrible thin”. Es folgt der Song 1:30, der zwar ironischerweise 2:06 lang, dennoch trifft der Titel es ganz gut, schließlich gibt die Band in diesem Song richtig Gas und versucht in kürzester Zeit möglichst viel Inhalt zu vermitteln. Mit dem Lied “New Year Chez Le Vikings” wird gen Ende des Albums nochmal ein Highlight geschaffen. Der Song wartet mit mehreren spannenden Bläserthemen, interessanten Lyrics und schwungvollen Soli auf und lässt einen die Ohren nochmal genau spitzen. Das Ende “Ballerspring” bringt am Ende nochmal eine spannende neue Note mit ein und wirkt fast etwas weniger natürlich und etwas elektronischer als die anderen Songs. Gerade am Ende wirkt dieser Effekt spannend und wirkt ein wenig so als würden die letzten Töne in die Atmosphäre gleiten. 

Insgesamt ist in dem Album ein deutlicher Stilwechsel im Vergleich zu seinem Vorgänger zu hören. Die Band bewegt sich weg vom Blaspunk hin zu Jazz und Swing der auch an vielen Stellen so klingt, als hätte man die Band gerade in einer spontanen Jam-Session aufgenommen. Sodass das Album viel verspielter daher kommt und eigentlich den perfekten Soundtrack zum Sonntagsbrunch liefert. 

rezensiert von Moritz Meyer.


Label: UNique Records
Veröffentlicht am: 12.02.2021
Interpret: Botticelli Baby
Name: SAFT
Online: Zur Seite des Interpreten.