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Black Honey – Written & Directed

Rezensiert von am 24. März 2021

       

“I made this records for young women to feel invincible” 

Mit diesen Worten drückt Black Honey Frontfrau Izzy B. Phillips die Hauptintention ihres neuen Albums Written & Directed aus. Sie selbst kann aus Erfahrung berichten, wie ungerecht groß die Kluft der Benachteiligung auch im Rockbusiness für Frauen sein kann. So möchte sie als positives Vorbild für viele junge Mädchen dienen die den Sprung in die Musikwelt wagen möchten. Denn Izzy ist jemand die es geschafft hat sich durchzusetzen und das vor allem Dank ihrer Band Black Honey. 2014 gründete sich das Quartett in Brighton an der schönen Südküste Englands. Nach ein paar kurzen EPs erschien 2018 ihr selbstbetiteltes Debutalbum. Während dieses Album vor allem noch ein Sammelsurium aus Lieblingssounds aus verschiedenen Generationen abbilden sollte, geht die nun etwas weiter gereifte Band neue Wege kreiert mit Written & Directed ein Empowerment Album in dem eine starke weibliche Protagonistin den Ton angibt. Bereits am Titel des Albums und auch anhand des Artworks, lässt sich erkennen, dass sich die Band sich auf ihrem Album stark an der Filmwelt orientiert. Und bringt man die Thematiken Film und starke weibliche Protagonisten zusammen, verwundert es nicht dass Izzy über das Album sagte: 

“We just wanted to ‘Kill Bill’ it” 

Mit diesem Bild im Kopf startet das Album mit dem perfekten Opener I Like The Way You Die. Bereits die ersten Töne gestalten einen mitreißenden Grundbeat der ordentlich nach Vorne geht. Kurze Zeit später kommt der rotzige Gesang von Izzy hinzu, der zusätzlich mit einem Lo-Fi Effekt belegt ist, der für die besondere Schärfe sorgt. Wenn dann im Refrain die Textzeile kommt “I like the way you die, boy. Do you wanna be my toy?” ist klar das hier der böse Racheengel kommt die mit der Männerwelt mal so richtig abrechnet. In ähnlichem Stil schließt der Song Run for Cover an. Der Grundbeat in der Strophe erinnert dabei doch stark an Sheena is a Punk Rocker von den Ramones, ehe im Refrain dann ein eingängiger Chorus einen spannenden Kontrast gibt. Der Songtitel drückt ansonsten die Thematik schon gut aus, Run for Cover, zu deutsch ‘In Deckung gehen’ erweckt eine Stimmung frei nach dem Motto: “Geh lieber in Deckung und Versteck dich, wenn ich vorbeikomme”. Der Song Beaches lädt dann erstmal in typischer double-clap-one-clap-Manier zum mitklatschen ein. Aber so sommerliches Strandfeeling will trotzdem nicht wirklich aufkommen, vor allem wenn im Chorus wieder über das männliche Geschlecht abgelästert wird. Hier wirkt es doch fast so, als hätte die Band im Songtext ein phonetisch sehr ähnliches Wort durch das Wort ‘beach’ ausgetauscht. 

Der Song Back of the Bar setzt dann allerdings sowohl musikalisch als auch textlich einen Cut in diese leicht aggressive Grundstimmung und weckt stattdessen eher ein Nostalgiegefühl.Unweigerlich muss man ein wenig an einen anderen Tarantino-Film denken, nämlich an die Tanzszene aus Pulp Fiction, die musikalisch genauso gut zu Back Of The Bar hätte stattfinden können. Die Nostalgiestimmung gipfelt im Refrain “All I Do is dream of you. I’m dancing on my own tonight”, was sehr träumerisch und auch in ungewohnt hohen Tönen dahergesungen kommt. 

Der folgende Track Believer klingt wie eine Mischung aus dem Monkees Klassiker “I’m A Believer” und “Lonely Boy” von den Black Keys, in einem sehr poppigen Gewand und bleibt insgesamt sowohl was die Botschaft angeht, als auch musikalisch etwas farblos. I Do It To Myself mach dagegen schon wieder etwas mehr Spaß. Vom Songaufbau und von den Harmonien an die klassische James Bond-Ballade erinnernd,  begeistert er mit dem geschickten Einsatz von Bläsern. Thematisch widmet Black Honey sich dem Overthinking – “I’m a walking contradiction”. Disinfect weckt dagegen wieder eher das Gefühl in einem Westernfilm zu sein. Das spannende an diesem Song ist, dass er bereits vor der Coronapandemie geschrieben wurde, auch wenn der Titel natürlich eindeutig in diese Richtung zeigt. Trotzdem stellt er das Auftreten einer Gefahr dar. 

Der Song Summer 92’ verfolgt dagegen ein ähnliches Konzept wie James Blunts 1973. Einfach einmal ausmalen, was passiert wäre, wenn man in einem bestimmten Jahr schon schon erwachsen gewesen wäre. Musikalisch erinnert das ganze auch wieder ein wenig an die nostalgische Musik Lana Del Reys. 

Fire dagegen weckt zunächst sofort die Assoziation wie jemand am Lagerfeuer Gitarre spielt. Aus dem kleinen Lagerfeuerliedchen wird aber schnell eine musikalische Bestie mit einem Klimax der von Bläsern wieder wunderbar untermalt wird. Hier kann man wirklich von einer starken Empowermenthymne sprechen mit Textzeilen wie “We’re raised in hell, it’s time for a change, we are all diamonds shining in the dirt”, die alle Frauen dazu aufruft etwas zu bewegen. 

Das Album wird beendet mit Gabrielle, einem reinen Akustiksong. “Oh Gabrielle – you have him underneath you spell, all the secrets I could tell, give him back to me”. Das ganze erinnert von der Machart und der Thematik doch sehr stark an Dolly Partons Jolene. “Jolene – I’m begging of you please don’t take my man”. Zwar wirkt ein Akustiksong zum Abschluss nochmal ganz nett, allerdings drängt sich doch die Frage auf, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre das Album mit einer starken Empowermenthymne abzuschließen, anstatt mit einem Song der weder recht innovativ klingt, noch thematisch wirklich hervorstechend ist. 

Black Honey versuchen auf Written & Directed die Filmwelt gemeinsam mit dem Empowerment für Frauen zu verbinden. In vielen Tracks, gerade am Anfang des Albums gelingt dies auf beeindruckende Weise. Allerdings wird dieses Konzept nicht wirklich stringend durchgezogen und so spielt sich bei den weiteren Tracks meist eines der Themen in den Vordergrund ohne das andere wirklich mitzubendenken. Im großen und ganzen schaffen Black Honey mit Written & Directed aber einen schönen eingängigen, musikalisch und thematisch interessanten Mix der sich gut anhören lässt. 

rezensiert von Moritz Meyer.


Label: Foxfive Records
Veröffentlicht am: 19.03.2021
Interpret: Black Honey
Name: Written & Directed
Online: Zur Seite des Interpreten.


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