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Animal Collective – “Time Skiffs”

Rezensiert von am 7. Februar 2022

       

Die Musikredaktion verleiht den Preis “bestes Album 2022. KW 05”, an die Band Animal Collective. Ihr elftes Album haben die alternden US-Amerikaner Avey Tare, Deakin, Geologist und Panda Bear im Laufe des Jahres 2020 aufgenommen. Bereits seit Mitte der 90er Jahre sind Animal Collective in der Musikwelt unterwegs – so passend wirkt der Titel ihres neuen Albums, denn das scheint mühelos wie ein kleines Schiff auf den Wellen durch verschiedene Stile und Orte zu segeln scheint.

Mit allerdings einem deutlichen Hang zum Jazz – ja, tatsächlich klingt Time Skiffs mehr nach hoch artifizieller Jamsession, als nach penibel geplantem Klangkunstwerk. Es wirkt außerdem nicht so aufdringlich wie einige der vorherigen Veröffentlichungen. Vielleicht hat Marta Salogni, (unter anderem für Björk, M.I.A., the xx oder Goldfrapp Mischungen bekannt) einen Anteil dran, oder auch dass ein ganz elementarer Baustein, welcher länger neben dem Gebilde Animal Collective lag wieder dabei ist: Zum ersten Mal seit dem 2012er Centipede Hz, ist Josh Dibb (Deakin) wieder aktiv.

Foto: Hisham-Bharoocha

Mit einem Urlaubsgedanken im Hinterkopf kann man auf jeden Fall das Reisegefühl des Albums nachempfinden. Das liegt aber vor allem daran, dass die einzelnen Songs eine Grundstimmung und einen Grundrhythmus innehaben, der sich durch das ganze Album zieht. Zwar ist jedes Lied wie eine neue Landschaft, die am Fenster vorbeizieht, aber hat man immer noch das Gefühl im selben Zug zu sitzen. Time Skiffs funktioniert vor allem in seiner Gesamtheit.

Bumped a passer-by

Who smiled as if he knew me

He didn’t have a face i recognized

But i keep on thinking about your smile


Animal Collective – Passer-by

Grundsätzlich treten die auf der gefühlten vierten Metaebene gehaltenen Lyrics schon aufgrund der akustischen Verständlichkeit eher in den Hintergrund. Durch ihre Nicht-Eindeutigkeit, lassen sie aber auch viel Interpretationsspielraum. Aber auch auf musikalischer Seite wird viel experimentiert, wie zum Beispiel in We Go Back. Hier gibt Harmonien es, die so üppig sind, dass man darin baden möchte, Texturen, die so faszinierend sind, dass man ihren Zauber entschlüsseln möchte, Rhythmen, die so kompliziert sind, dass man sie einzeln decodieren möchte.

Mit Blick auf die Biographie der Band schwingt im Kopf auch immer noch ein Garagensound mit, der nach einem Raum voller Instrumente klingt, in welchem sich die Künstler ausprobieren, zusammen spielen und zusammenfinden. Der Eindruck wird noch durch den Rhythmus verstärkt, weil sich jeder Song an einem Punkt scheinbar rhythmisch verliert, auf der Reise mal einen Halt oder eine detour macht sozusagen, aber am Ende wieder in den Zug zurückfindet und bei der Weiterreise begleitet.

Time Skiffs geht wieder weg von den eingängigeren Pop-Melodien hin zum Freak Folk, der psychedelisch avantgardistischen Folkwelle Anfang der 2000er Jahre aus der die Band auch entstammt. Das Album überzeugt mit einem Cluster-haften, kaleidoskopischen Sound, der zunächst kaum fassbar ist und dadurch ein ganz neues Beschreibungssystem verlangt, wie sie bereits die großartigen Animal Collective Alben “Sung Tongs”, “Feels” oder “Merriweather Post Pavillion” verlangten. Sprengt den Geist.

Foto: Hisham-Bharoocha

Label: Domino Recording Co Ltd
Veröffentlicht am: 04.02.2022
Interpret: Animal Collective
Name: Time Skiffs
Online: Zur Seite des Interpreten.


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