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ÄTNA – Made By Desire

Rezensiert von am 17. Februar 2020

       

Ihr kennt das – man steht auf einer WG Party und unterhält sich über die Musik, die gerade durch die Boxen klingt. Der Quoten-Musiknerd unter den Anwesenden wird zu allen Interpreten ausgequetscht. „Und wo kommen die her – London, New York?“ Die Antwort, die folgt, wenn ÄTNA den Raum mit Tönen befüllt, ist alles andere als vorhersehbar. „Dresden.“

ÄTNA – das sind Inez Schaefer und Demian Kappenstein. Kennengelernt haben sich die beiden an der Musikhochschule in Dresden. Dort haben sie studiert. Ursprünglich kommt vor allem Sängerin Inez aus dem Jazz. Eine Musikrichtung, die für ihre Improvisation bekannt ist. Diese Einflüsse sind zwar nicht auf das erste Hinhören erkennbar, zeichnet sich das Album doch durch seine elektronische Musikrichtung aus, klingen viele Songs dennoch nach viel Freiheit im Ausprobieren und Herumexperimentieren.

Nach zwei EPs 2017 und 2018 folgt nun mit „Made By Desire“ das erste Album des Duos. Bereits vor einigen Wochen überzeugte uns die ausgekoppelte Single „Come To Me“. Ein Song, der durch seine spezielle Art des „Gesangs-Loopings“ heraussticht. In Zeiten von Songs, die dank Spotify-Algorithmen mit ihren Refrains beginnen, schaffen ÄTNA einen Song, der komplett ohne Refrain auskommt. Stattdessen sorgt eine Art Chorus für Ohrwurmpotenzial.

Dennoch, ÄTNA können mehr als nur Ohrwurm. Das Album besticht durch seine Wandelbarkeit. Neben den funkigen Elektro-Pop-Songs finden sich auch sehr reduzierte Balladen auf der Platte. Sie klingen als gehörten sie gar nicht zum Album, geschweige denn zur Band. Sie sind ein Pendant zu den lauten, poppigen Songs, die ÄTNAs Stil auszeichnen. Wüsste man es nicht besser, würde man behaupten es sei eine andere Künstlerin, die in den Songs „Try“ oder „As Fast As I“ singt. Vor allem der Song „Try“ besticht durch seine ruhige, aufmunternde Art. Es geht um Selbstzweifel und das schlechte Gefühl beim Blick in den Spiegel. Der Song vermittelt die Botschaft, trotz aller Zweifel es immer weiter zu versuchen und das Beste zu sehen. Besonders wird der Song vor allem zum Ende. Im letzten Teil ziehen ÄTNA das Tempo noch einmal an. Dazu wechselt Sängerin Inez vom Englischen ins Deutsche. Ein sehr mutiger Schritt, in Zeiten von belanglosem Deutschpop. Mutig, aber dennoch nicht falsch. Denn wenn „Try“ eines nicht ist, dann belanglos. Die leiseren Songs des Albums sind wie eine Pause zwischen musikalischen Windböen, die den Kopf durchpusten.

Wo wir gerade schon beim Thema „durchpusten“ sind. Ihr wollt euren Kopf mal so richtig der musikalischen Windmaschine aus dem Hause ÄTNA hingeben? Dann ist „Ruining My Brain“ genau der richtige Song. Eine Mischung aus Jazz-Trompeten-Synthie und Garagen-Technoparty. Gerade zum Ende des Songs schaffen ÄTNA eine einnehmende Stimmung aus Bass und Synthie zu kreieren, die jedes Trommelfell erzittern lässt. Musikalisch eher einem Underground-Club zuzuordnen.

Das was das Album so stark macht, ist seine Wandelbarkeit. Sängerin Inez schafft es mit ihrer großen Bandbreite an Tonlagen echt Abwechslung zu erzeugem. Musikalisch wandeln ÄTNA auf einem Grad zwischen verletzlich, sanften Klängen und zerberstenden Bässen und Synthies. „Made By Desire“ ist die salzige Schokolade unter den Musikalben. Ein wenig crazy, aber absolut genial.  Egal wer sich bei ÄTNA dieses Album gewünscht hat und somit für den Titel „Made By Desire“ verantwortlich ist, diesem Menschen ist nur zu Danken. Das Debütalbum schafft ganz neue Klangerlebnisse mit einer großartigen weiblichen Stimme, fetten Beats und einnehmenden Synthies. Eine absolute Hör-Empfehlung.


Label: HUMMING RECORDS
Veröffentlicht am: 14.02.2020
Interpret: ÄTNA
Name: Made By Desire


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