Voll gelabert werden, Blasmusik und Atemrituale – Make a move im Interview
Written by Dana Rieger on 5. Mai 2025
Was ist überhaupt Brass-Funk-Rap, wie geht man mit Mansplaining um und wie kommt man als Band mit 7 Mitglieder*innen zurecht?
Make a Move sind eine aufstrebende Indie Band aus Berlin. Mit ihrem Song Laber mich nicht voll haben sie zusammen mit The toten Crackhuren im Kofferraum einen catchy Hit gegen Mansplaining veröffentlicht. Auf den Song folgte dann ein neues Album und eine Deutschland Tour, diesmal mit dazugestoßener Sängerin Sophie. Radio Q Reporterinnen Stina Will und Dana Rieger haben die Sängerin Sophie und den Schlagzeuger Jo in Münster vor ihrem Auftritt in der Sputnikhalle getroffen. Was die beiden übers neue Album, die Banddynamik und Münster zu sagen haben, könnt ihr unten nachlesen.

Q: Wir sind hier in der Sputnikhalle und interviewen heute “Make a Move”. Ihr könnt euch ja gerne einmal beide vorstellen und sagen, was ihr in der Band so macht.
Sophie: Genau, wir sind Sophie und Jo. Wir sind zwei von sieben. Ich bin an den Vocals und an den Keys.
Jo: Und ich spiele Schlagzeug und singe auch.
Q: Ja, wir würden einfach mal anfangen mit ein paar Fragen zu eurer Band Dynamik und zur Geschichte eurer Band. Und zwar haben wir gelesen, dass ihr vorher Straßenmusik gemacht habt und so ein bisschen auf der Straße gespielt habt. Wie hat das eure Musik denn auch bis heute noch geprägt?
Jo: Ja, also wir haben als Straßenmusik Band angefangen, ganz am Anfang. In Kreuzberg haben wir auf der Straße gespielt und ich würde sagen, dass auf jeden Fall so eine gewisse Energie in die Band gekommen ist. Wir haben viel improvisiert, wir haben Techno-Einflüsse live umgesetzt und so. Zu dieser Zeit, damals in Berlin, ist das einfach super angekommen und das hat, glaube ich, so einen Teil von uns auf jeden Fall inspiriert. Und heutzutage sind wir keine Straßen-Musik-Band, sondern eine ganz normale Band, aber diese Wurzeln haben wir auf jeden Fall noch so drin.
Q: Gibt es denn irgendwas, was ihr besonders vermisst oder habt ihr das Gefühl, es hat sich alles so zum Besseren gewendet?
Jo: Nein, das hat sich schon zum Besseren gewendet. So einmal alle zwei Jahre machen wir noch Straßenmusik für die Nostalgie und das ist auch richtig schön. Aber an sich freuen wir uns sehr, dass wir jetzt heute nicht in Münster in der Fußgängerzone spielen, sondern hier in der Sputnikhalle.
Q: Ja, sehr nice. Ihr seid ja auch eine etwas größere Band. Ihr habt ja gesagt, ihr seid zwei von sieben. Wie läuft da eure Dynamik ab?
Sophie: Also ich glaube, mit der Zeit lernt man auf jeden Fall bei sieben Leuten und sieben Meinungen, wo man sich dann vielleicht mal raushält oder zurückhält. Wir haben eigentlich die Aufgaben in der Band ganz gut verteilt. Also jeder hat so spezifische Aufgaben oder Chatgruppen, in denen er oder sie auf jeden Fall verantwortlich ist. Und wir sind tatsächlich auch ganz diszipliniert und haben einmal die Woche morgens einen Orga-Call und einmal die Woche Probe. Irgendwie so funktioniert das dann.
Q: Ihr beschreibt euer Genre ja als „Brass-Funk-Rapp”. Wie seid ihr drauf gekommen oder wie würdet ihr das am besten beschreiben? Für jemanden, der das jetzt vielleicht noch nicht kennt.
Jo: Ja, also das ist eine Beschreibung, die ist tatsächlich schon einen Tag älter und das sind so verschiedene Einflüsse, die wir haben. Brass steht für unsere Horn Section, die wir haben. Wir haben zwei Saxophone und eine Posaune. Das war uns wichtig, das irgendwie zu nennen. Funk ist auch ein wichtiger Einfluss gewesen für uns. Wir haben den Song „Funky Bassline”. Und genau, Rap ist auch eine wichtige Sache gewesen. Der Einfluss ist auch immer noch sehr präsent. Aber jetzt mit dem neuen Album, mit “Hol mich ab”, haben wir uns schon auch noch ein bisschen verändert. Und ich würde sagen, also Brass-Fun-Rapp ist noch am Start, aber weiter begriffen, würde ich sagen, ist es Popmusik, die wir machen, mit deutschen und mit französischen Texten, mit Blaser-Sektion. Also ist jetzt nicht unbedingt die Popmusik, die man jeden Tag hört, aber Ich würde sagen, im weitesten Sinne für Leute, die mich fragen: „Was macht ihr für Musik?, sage ich immer „Popmusik”.
Q: Da hast du ja gerade schon ein bisschen gesagt, wie ihr zum Genre gefunden habt. Habt ihr das Gefühl, das hat sich dann viel verändert vom Start-Genre aus?
Jo: Ja, wir haben auf jeden Fall eine Veränderung gemacht in den letzten Jahren. Die neueste Veränderung ist, dass du, Sophie, in die Band gekommen bist. Was sehr schön ist, weil wir vorher sehr Sprechgesang lastig waren und jetzt ist das Ganze ein bisschen melodischer geworden, dadurch, dass du sehr schön und melodisch singen kannst. Genau, das heißt, da gibt es auf jeden Fall eine Veränderung und eine Weiterentwicklung und die ist jetzt auch auf dem neuen Album sehr präsent. Und ich finde, ist eine gute Sache, eine gute Veränderung.
Q: Das ist eine super Überleitung, weil die nächsten Fragen richten sich auch generell mehr um euer neues Album. Und zwar, wenn ihr nur noch einen Song aus eurem neuen Album hören könntet, welcher wäre das? Da könnt ihr ja beide individuell rauf antworten.
Jo: Ich kann ja gleichzeitig antworten.
Sophie: Ich weiß gar nicht, ob das geht. Kannst du das?
Jo: Ja, ich kann.
Sophie: Okay.
Jo: Okay. Drei, zwei, eins.
Jo und Sophie gleichzeitig: Bon voyage.
Q: Ja, tatsächlich der gleiche geworden.
Jo: Ist schon ein sehr guter Song.
Q: Sehr gut. Dann übernehme ich jetzt einmal. Und zwar, ihr habt einen Song bei euch auch im neuen Album, der heißt “Laber mich nicht voll”. Und da würde mich jetzt mal interessieren, wie moderiert man am besten jemand ab, der einen voll labert?
Sophie: Der Song ist natürlich schon aufgrund des Themas Mansplaining entstanden, würde ich jetzt mal ganz übergreifend sagen. Und auch die Wut darüber. Da stecken auf jeden Fall auch noch andere Themen drin, so ein bisschen Me too, cat calling und so. Diese ganzen Themen, die einen immer noch wütend machen. Jo kam auf diesen Chorus und er hat mich dann ein bisschen empowered, diese Lyrics zu schreiben. Und dann ist da dieser Song raus entstanden, der zwar diese Themen behandelt und auch ein bisschen wütend sein soll, aber auch ganz gute Techno-Vibes und Party-Vibes dann am Start hat, weil es eben auch ein Song ist, der jetzt nicht nur mit dem Finger irgendwie auf was zeigen sondern eigentlich dafür da ist, dass wir uns da alle so ein bisschen vereinen, Flinta*personen, aber eben auch männlich gelesene Personen, die Allies sind und wir das eben gemeinsam ein bisschen verändern wollen.
Q: Das hört sich sehr, sehr gut an. Uns würde mal interessieren: Gibt es irgendwie eine bestimmte Inspiration generell hinter eurem Album? Also zu “Laber mich nicht voll” haben wir die jetzt ja schon gehört. Gibt es da irgendwie so einen Kern bei euch?
Sophie: Also es gab jetzt nicht so das eine Thema, darüber wollen wir schreiben, aber wir haben angefangen Writing Sessions zu machen und es gab in der Band ähnliche Themen, die uns zu ähnlichen Zeitpunkten so beschäftigt haben. Und es waren auch immer so Ups und Downs, würde ich sagen. Also es war so alles dabei, Liebeskummer, Trennung, aber irgendwie auch Euphorie und dann irgendwie doch Lost sein und sich finden. “Hol mich ab” ist ja auch so ein bisschen so ein Berlin Großstadt Song, in dem es beides geht.
Ich glaube, was wir mit dem Album versucht haben, ist so ein Gefühl zusammenzufassen von “Okay, es passieren Sachen, die uns niederschlagen, die uns treffen, die uns berühren, aber wir haben trotzdem auch Freude, wir supporten uns gegenseitig, wir empowern uns gegenseitig”.
Jo: Und man muss nach dem Album nicht weinen. Man kann weinen, aber man kann auch tanzen, sozusagen. Das ist so ein bisschen die Inspiration für dieses Album.
Q: Das hört sich auf jeden Fall sehr gut an. Wenn ihr so eine einzige Message nur vermitteln wollen würdet, was ihr den Leuten so da draußen sagen wollen würdet, was wäre das?
Jo: Seid nett zueinander.
Q: Ich glaube, das bringt es ganz gut auf den Punkt.
Jo: Und tanzt.
Q: Ihr habt ja auch schon mal ein Konzert in Münster gespielt, haben wir gesehen. Wenn ihr jetzt ad hoc Münster in drei Worten beschreiben müsstet, welche wären das?
Sophie: Also das Problem ist so ein bisschen, wir waren zwar schon in Münster und haben hier gespielt, aber als Band hat man oft das Problem, wenn man auf Tour ist so viel sieht man leider gar nicht von der Stadt. Deswegen kenne ich persönlich nur das Sputnik hier, wo wir heute Abend spielen. Ja, ich weiß nicht, ob du schon mehr von Münster kennst.
Jo: Ja, ich hatte so anderthalb Tage mehr vielleicht in dieser Stadt insgesamt. Ich habe hier auch tatsächlich mal eine EP aufgenommen vor zwölf Jahren mit Leuten, die hier studiert haben. Ich würde sagen, offen, lustig und schön. Genau. Aber das ist noch keine fundierte Meinung. Wir sind auf jeden Fall offen, noch mehr Input von den Leuten hier aus Münster zu bekommen, dass sie uns ihre Stadt zeigen.
Q: Habt ihr heute Abend auf jeden Fall die beste Möglichkeit dazu. Und ihr seid ja noch ganz am Anfang eurer Tour diesmal. Und worauf freut ihr euch am meisten?
Jo: Wir haben auf jeden Fall schon zwei Highlights. Wir haben heute Tag drei, sozusagen. Wir haben zwei Konzerte schon gespielt in Köln und in Hamburg, die beide sehr, sehr schön waren. Ich persönlich freue mich sehr auf Leipzig, weil dort viele Friends von mir kommen. Da bin ich sehr euphorisch. Berlin wird, glaube ich sehr schön als Abschluss, auch in einer sehr schönen Location im Heimathafen. Und Dresden ist auch immer ein richtig schönes Konzert. Also das sind so die drei Konzerte, auf die ich mich am meisten freue.
Sophie: Ja, Berlin ist auf jeden Fall immer ein guter Abschluss. Das ist ja Heimspiel für uns. Und ich freue mich persönlich auch auf Karlsruhe. Da waren wir auch letztes Jahr und da war auf jeden Fall auch eine sehr gute Stimmung. Aber ich bin mir sicher, dass Münster da bestimmt heute Abend auch mithalten kann.
Q: Ja, danke schön. Und eine kleine Frage zum Abschluss haben wir noch. Wir führen das Interview vor eurem Konzert. Gibt es ein kleines Pre-Bühnen-Ritual, was sich so manifestiert hat bei euch oder habt ihr sowas nicht?

Jo: Es gab schon diverse Rituale, die wir hatten. Ich würde sagen, auf dieser Tour, weil wir erst bei Tag drei sind, hat sich noch nichts durchgesetzt. Wir hatten in der Vergangenheit schon bestimmte Rufe. Wir hatten auch schon mal ausprobiert, dass wir Chaos machen und durcheinander rennen. Das haben wir dann aber wieder sein gelassen, weil es zu gefährlich war, mit den Instrumenten kurz vor der Bühne noch mal durcheinander zu wuseln. Und wir hatten auch, was ich sehr gerne mag, wir hatten auch schon mal so eine Minute Stille und Atmen vor der Show, irgendwie so zu sich zu kommen. Finde ich auch sehr schön. Aber genau, was heute in Münster passieren wird direkt vor der Show, weiß ich noch nicht so genau. Das gucken wir mal.
Q: Auf jeden Fall vielen Dank für das Interview. Es hat uns sehr, sehr viel Spaß gemacht und ganz viel Erfolg bei eurem Konzert und eurer Tour.
Sophie: Vielen Dank an euch.
Jo: Dankeschön.
Fotocredits: Dana Rieger