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Wegträumen auf der Bühne, Steine sammeln & Freundschaft – Orbit im Interview

Geschrieben von am 10. Januar 2024

Radio Q Musikredakteur*innen Sam Höfers und Ruby Rübsamen haben Marcel, den kreativen Kopf hinter Orbit, zum Interview vor dem Konzert im Club Bahnhof Ehrenfeld getroffen.

Q: Zum Einstieg, wie geht es dir heute so?

Orbit: Mir geht es gerade richtig gut. Ich bin knapp dran vorbei geschlittert, krank zu werden und dementsprechend gerade sehr glücklich, dass ich gesund bin.

Q: Wir sind ja ein Campusradiosender. Hast du mal studiert? Oder wenn du dir jetzt noch einmal einen Studiengang aussuchen dürftest, wofür würdest du dich gerne in einen Hörsaal setzen?

Orbit: Ich habe Musikproduktion studiert und habe dann vor ein paar Jahren mal Philosophie angefangen. Einfach aus Interesse, weil ich irgendwie mal was anderes machen wollte als Musik und habe es dann ein bisschen schleifen lassen und bereue es mittlerweile ein bisschen, dass ich es nicht mehr mache. Aber ich habe es so ein bisschen unterschätzt, um ehrlich zu sein.

Q: Und du nennst Orbit ja ein Projekt. Kannst du vielleicht ein bisschen erzählen, wie viel von Orbit du bist und was die anderen Teile davon sind?

Orbit: Also ich habe Orbit als Soloprojekt gestartet und die Kunst an sich kommt auf jeden Fall noch sehr aus meinem Inneren. Aber alles was nach außen hin passiert, also alle Auftritte und sehr viel von wie es nach außen hin gestaltet wird, passiert auch mit meinen Freunden zusammen. Also zumindest ein Auftritt wie heute, den ich jetzt in Köln mache, wäre auf jeden Fall nicht möglich ohne meine Freunde mit dabei.

Q: Ich habe auch irgendwie super viel über deinen Künstlernamen nachgedacht. Und Orbit beschreibt ja die Bahn, die ein Himmelskörper um ein anderes Objekt zurücklegt. Worum dreht sich bei euch alles?

Orbit: Ich glaube, dieses Projekt dreht sich auf jeden Fall sehr viel um Freundschaft. Ein zu Hause zu haben und so sich auf sehr ehrliche Werte zurückzubesinnen. Also dieses Projekt ist für mich so ein bisschen sinnbildlich dafür, wieder zu mir in die Heimat zu kehren. Und nachdem ich sehr viel in Berlin Zeit verbracht habe und irgendwie dort so ein bisschen den falschen Weg gegangen bin und dann habe ich Orbit gestartet, eigentlich so ein bisschen als Ausweg aus dieser Misere. Und dementsprechend bedeutet es sehr viel für mich. Ehrlichkeit und so authentisch zu sein und das zu tun, was dein Herz sagt.

Q: Und zu diesem, dass man viel von anderen Menschen Support kriegt. Ich habe auch gelesen, dass ihr schon so Konzerte organisiert habt von Leuten, die gesagt haben hier, ich habe da einen coolen Spot, da könnt ihr ein Konzert machen. Gibt es da vielleicht einen Ort, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Orbit: Also das war, um es einmal zu erklären, eine Tour. Die allererste Tour, die ich mit meinen Freunden zusammen gemacht habe, wo wir bei Leuten zu Hause gespielt haben und einen Instagram Aufruf gestartet haben und mit den Leuten zusammen dann quasi Konzerte veranstaltet. Und das waren ganz, ganz verschiedene Orte und es war eine so ein krasses Abenteuer. Und wir haben in Hinterhöfen von Leuten gespielt, in irgendwelchen Studentenwohnheimen, wir haben in irgendwelchen abgelegenen Wäldern gespielt. Ich kann gar nicht sagen, was davon am krassesten war, aber es war alles sehr, sehr besonders. Auf jeden Fall cool.

Q: Hast du ein eine Traumlocation? Wenn du alles haben könntest, wo würdest du am liebsten ein Konzert spielen?

Orbit: Ja, ich habe tatsächlich gerade gespielt und es ist ein riesen Traum in Erfüllung gegangen. Und zwar haben wir bei uns in der Kleinstadt ein Club, den ich seit meiner Kindheit schon immer irgendwie angehimmelt habe. Ich bin immer als Teenager hingegangen, 15, 16 irgendwie mich da reingeschmuggelt und wollte da immer mal spielen. Ich fand die DJs da super, super cool und dachte mir, wenn ich da einmal in meinem Leben spiele, das wäre echt ein absoluter Traum. Und dann haben die mich vor zwei, drei Monaten gefragt, ob ich da spielen möchte. Und das war auf jeden Fall. Also ich weiß nicht, war vermutlich nicht die krasseste Location, in der ich je gespielt habe, aber auf jeden Fall für mich so die bedeutsamste.

Q: Voll der Full Circle Moment irgendwie. Wenn wir mal so beim Träumen bleiben, wenn du ein Festival gestalten könntest, wen würdest du zu dir dazuholen? Wer dürfte auf deinem Festival spielen?

Orbit: Oh, es fällt mir schwer, da alle Leute zu nennen, die ich lieb habe, mit denen ich mittlerweile connected bin. Irgendwie so die deutsche Musiklandschaft. So viele sweete Leute. Ich da müsste ich jetzt mal kurz eine Liste rausholen. Ey heute ist auf jeden Fall Support von Friso.

Die ganze Friso Community da drumherum ist super sweet. Paula Hartmann, Edwin Rosen, auch ein guter Kumpel von mir, Parra for Cuva. Ich weiß gar nicht. Jetzt vergesse ich wahrscheinlich ganz, ganz viele Leute. Kann ich noch eine Liste nachreichen?

Q: Klar!

Orbit: Ich würd gerne mal kurz alle meine Lieblingsfreunde aus meinem Musikkreis mit euch teilen.

Q: Ja, super gerne! Wir würden uns freuen. Vielleicht auch noch mal so zu anderen Musikrichtungen. Du hattest ja auch schon andere Bands, in denen du warst und das war ja eher so in die Richtung Indie, würde ich sagen. Und kannst du vielleicht ein bisschen über diesen Wechsel zu jetzt mehr elektronischer Musik erzählen, wie es dazu kam?

Orbit: Ich habe schon immer mit meinem Bruder zusammen in Bands gespielt und das Besondere und das Schöne an Bands ist ja, dass es irgendwie verschiedene Charaktere gibt, die verschiedene Einflüsse mit reinbringen. Und ich war immer derjenige, der die elektronische Seite mitgebracht hat. Ich habe immer alles produziert und war immer derjenige, der durchkämpfen wollte, dass da doch noch mal ein Synthesizer Sound reinkommt. Und dadurch, dass bei Orbit sozusagen die Musik einzig allein von mir kommt, ist es halt eher elektronisch geworden. Ich habe jetzt auch wieder ein Projekt mit meinem Bruder gestartet, wo dann auch 50 % wieder von meinem Bruder reinkommen, das ein bisschen akustischer ist.

Q: Gibt es von dem Projekt schon einen Namen oder habe ihr schon etwas veröffentlicht?

Orbit: Ja, es gibt schon ein, zwei Songs, sehr low-key veröffentlicht, aber das Projekt heißt Post Meridiem.

Q: Da haben wir einen Geheimtipp bekommen. Checken wir auf jeden Fall mal aus. Ich hatte das Glück, euch schon zwei Mal live sehen zu dürfen und ich finde eure Kommunikation auf der Bühne mega einzigartig, weil ich voll das Gefühl habe, dass ihr nicht unbedingt das Gefühl habt performen zu müssen müssen, sondern sehr bei euch seid. Das war zumindest mein Eindruck, dass ihr so mega viel über Blicke kommuniziert und euch auch gegenseitig abcheckt, ob es euch gut geht. Wie funktioniert das, auf einer Bühne zu stehen? Man kann sich ja nicht absprechen. Wie geht es dir damit? Wie geht es euch damit?

Orbit: Das ist voll schön, dass du das so feststellst. Weil ich in letzter Zeit immer wieder oder eigentlich seitdem es das Projekt Orbit gibt, immer wieder hinterfrage, was live spielen für mich bedeutet. Und wenn ich einfach nur den Auftritt und sozusagen die Aufmerksamkeit und den Applaus, den wir bekommen, werte, bedeutet das eigentlich relativ wenig für mich gerade. Und dann fällt es mir manchmal total schwer, auf die Bühne zu gehen, weil ich das alles gar nicht mehr brauche und eigentlich so die Werte, weswegen ich eigentlich überhaupt auf die Bühne gehe. Also in diesem Fall mit Morlin Musik zu machen und die Musik zu fühlen und mit Menschen zu teilen. Und deswegen können wir es, glaube ich, mittlerweile gar nicht mehr anders als einfach nur wie wir selber zu sein und Spaß zu haben.

Q: Mir kommt das auch vor, wie als wenn man in einer Kunstgalerie ist und man würde ein Bild angucken und das Konzert ist eigentlich nur der Rahmen und ihr seid das Bild und man ist als Zuschauer irgendwie so außerhalb. Aber es ist voll schön, das einfach zu beobachten. Die Zusammenarbeit mit deinen Freund*innen. Hat sich das irgendwie einfach so ergeben oder war das von Anfang an der Plan?

Orbit: Also ein Plan gab es, ich glaube eigentlich eh noch nie. Also es war einfach ein unglaublicher Zufall, dass es wirklich so passiert ist, wie es passiert ist. Das jetzt alle dazu gekommen sind und dass wir jetzt so eine eingeschweißte Truppe sind. Aber es war tatsächlich alles Zufall. Also es kam immer eine nach der nächsten Person dazu und irgendwie hat es sich so gefügt, dass es so passt und wir jetzt einfach zusammen unterwegs sind. Also total verrückt auf jeden Fall.

Also es kam immer eine nach der nächsten Person dazu und irgendwie hat es sich so gefügt, dass es so passt und wir jetzt einfach zusammen unterwegs sind. Also total verrückt auf jeden Fall.

Orbit

Q: Gute Freunde, würde ich sagen. Ich glaube, Merch Ideen kommen ja auch von deinen Freunden oder einem deiner Freunde. Und ich hatte gesehen, dass ihr auch Ketten verkauft, mit Steinen dran. Und da wollte ich fragen, ob ihr noch mehr ungewöhnlichere Merch Ideen in Planung habt?

Orbit: Grundsätzlich beim Thema Merch gehen wie eigentlich so ran, oder wünsche ich mir auch sehr, dass alle ihren Input teilen können und ihre Ideen. Und die Idee mit den Ketten kam von Julia. Die hatte einfach Lust Steine zu sammeln und daraus Ketten zu machen, sie ist voll die Tüftlerin und macht super krasse Sachen und hat das dann mit den Ketten angefangen. Tobi hat sich voll ins Thema Siebdruck eingearbeitet und hat da voll Bock drauf, mit Textilien zu arbeiten. Die Designs machen wir auch alle zusammen. Also jeder der gerade Bock hat ein T-Shirt Design zu machen, kann sozusagen das reingeben in die Gruppe.

Q: Sehr cool. Ich frage mich auch, ob man als Künstlerin sich so Gedanken macht, wie die Fangemeinschaft aussieht. Wer so die Musik hört, die man produziert. Hast du irgendwie ein Bild im Kopf von dem Orbit Fan?

Orbit: Ich bin total froh über die Leute, die zu den Konzerten kommen und das sind meistens sehr diverse Gruppen von Menschen. Das finde ich total schön, dass es irgendwie nicht so eine Bubble von Menschen, die den einen Stil feiern und das andere verneinen, sondern dass es eher Leute sind, die grundsätzlich einfach nur wegen der Liebe zur Musik dahin kommen.

Und das sind tatsächlich ganz, ganz verschiedene, zusammengewürfelte Menschen, was richtig schön ist. Und grundsätzlich sind bei allen Konzerten bei uns die Menschen super friedlich und voll sweet zueinander. Und das ist irgendwie so, das vereint alle. Da bin ich sehr, sehr dankbar drüber.

Q: Um bei den Konzerten ein bisschen zu bleiben, ist auch schon mal etwas schief gelaufen bei einem Konzert?

Orbit: Schon so viele. Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Mittlerweile versuche ich auch einfach dann loszulassen, wenn so etwas passiert. Einfach nicht einen Herzinfarkt zu bekommen, weil es ist von so vielen verschiedenen Faktoren abhängig, dass eine Show rund läuft und es ist manchmal einfach gar nicht möglich. Ich glaube, es ist einfach nicht möglich, immer fehlerfreie Shows zu spielen. Ich glaube, davon kann man sich dann irgendwann ein bisschen trennen und etwas unemotionaler damit umgehen.

Q: Im Idealfall.

Orbit: Das vorletzten Mal beim CBE, wo wir hier in Köln gespielt haben, ist direkt der erste Song richtig schiefgegangen und so soundlich alles daneben. Wir hatten voll die krasse Stimmung aufgebaut und mussten aber direkt den ersten Song noch mal neu starten. Das war echt kurz unangenehm, aber dann war es auch okay.

Q: Ist auch irgendwie cool. Dann hört man die ersten Töne nochmal. Eigentlich sogar ein extra Bonus. Wie ist das denn, wenn man auf der Bühne steht? Ist in dem Moment das Publikum für dich überhaupt präsent oder verlierst du dich in deiner Musik?

Orbit: Ich und auch Morlin, wir haben beide sehr, sehr viel die Augen zu oder gucken uns gegenseitig an und sind sehr in so einer Welt und oft träume ich auch, während ich Konzerte spiele. Also ich habe dann tatsächlich so ich mache meine Augen zu und bin dann woanders tatsächlich. In so eine eigenen Welt.

Q: Kehrst du immer in die gleiche Welt zurück oder ist das immer was anderes?

Orbit: Ich habe schon so eine Traumwelt, die so gefüttert ist von so ganz bestimmten Gefühlen, die ich aber gar nicht beschreiben kann. Und ich glaube, davon berichte ich auch sehr viel in meiner Musik.

Q: So, der letzte Traum, den du hattest. Kannst du dich noch an den erinnern? Würdest du ihn mit uns teilen wollen?

Orbit: In letzter Zeit also auch vielleicht, weil es ein bisschen stressig ist, aber die letzten Träume sind auf jeden Fall sehr verrückt gewesen und ich kann mich noch an eine Szene erinnern, wo mir jemand eine Katze geschenkt hat, aber die Katze mussten wir erstmal zusammen wiederbeleben und dann haben wir eine Herzdruckmassage gemacht und die Katze hat das überlebt. Ab dem Zeitpunkt hatte ich eine Katze, die ich immer überall mit hin nehmen musste.

Q: Also mit auf Tour?

Orbit: Ja, ich glaube schon.

Q: Süß, aber wirklich ein bisschen stressig. Eine Frage noch, die du beantworten kannst wie du möchtest und beziehen kannst du, worauf du sie beziehen möchtest. Was beschäftigt dich gerade?

Orbit: Ich glaube auf Tour beschäftigt mich immer sehr viel Gesundheit oder uns alle, weil es unglaublich intensiv und anstrengend ist und man sehr, sehr viel unterwegs ist und sehr, sehr wenig Zeit für sich selber hat. Und ich glaube, da muss man sich zwangsläufig, um gesund zu bleiben, damit beschäftigen, wie man gesund bleibt, wie man seelisch gesund bleibt und wie man so Platz für sich und seine Gedanken und seine Privatsphäre und seine Gesundheit, Rückenschmerzen und alles mögliche kümmert. Ich glaube Gesundheit sehr, sehr viel.

Q: Danke schön, das war’s auch schon.

Orbit: Danke euch. Das war sehr schön.

Das Interview führten Sam Höfers und Ruby Rübsamen