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“Es würde sich fast wie ein Verbrechen anfühlen, ohne die Band zu spielen” – Hip-Hop Duo blackwave. im Interview

Geschrieben von am 31. Juli 2023

blackwave. hat spätestens durch den Song “a-okay”, der einer der Titeltracks von FIFA 23 ist, auch außerhalb Belgiens auf sich aufmerksam gemacht. Jedoch ist blackwave. mit dem Begriff Hip-Hop Duo nicht vollumfassend beschrieben. Produzent Willem Ardui und Rapper Jean Atohoun lassen sich mit ihrer Musik nämlich nicht einem spezifischen Genre zuordnen und blackwave. kann am ehesten als ein Zusammenspiel aus Hip-Hop, Funk, Jazz und Soul beschrieben werden. Eins ist sicher: Die Musik der beiden Belgier findet ein immer größer werdendes Publikum, weshalb der Festivalkalender der beiden in diesem Sommer vollgepackt ist.

Radio Q-Musikredakteur Thomas Dahlmanns hat sich mit den beiden nach ihrem Auftritt beim Pinkpop Festival getroffen. Im Gespräch ging es unter anderem darum, wie sich das deutsche Festivalpublikum von anderen unterscheidet, warum man als Hip-Hop Duo eine eigene Band dabei hat und um die noch immer auftretende Unterrepräsentation von Frauen im Musikbusiness.

Willem Ardui und Jean Atohoun (v.l.n.r.) im Radio-Q Interview.

Radio Q: Es war euer erster Auftritt beim Pinkpop Festival. Konntet ihr das Festival auch genießen oder war es ausschließlich Arbeit heute?

Jean Atohoun: Es war wirklich entspannt heute. Wir haben in den letzten Tagen einige Shows gespielt. Dabei sind wir in einer Art Heimspielstätte in Antwerpen namens OLT aufgetreten. Es ist ein wirklich schöner Veranstaltungsort und wir hatten dort großartige Auftritte. Deshalb ist der Stresspegel wirklich entspannt.

Willem Ardui: Die Shows gestern und vorgestern waren unglaublich. Deshalb war das heute wie: „Das wird ein anderer Tag für eine großartige Show.“ Und ich finde, dass dieses Festival super chillig ist. Das Essen ist richtig gut, es ist ein tolles Line-Up. Ich glaube, wir schauen uns nach dem Interview noch Queens of the Stone Age an und fahren dann nach Hause. Der Vibe hier ist wirklich chillig.

Radio Q: Ja, es ist richtig schön hier. Im letzten Jahr und auch in diesem Jahr habt ihr auf sehr großen Festivals wie Rock Werchter und Pinkpop gespielt. Auf der anderen Seite habt ihr aber auch auf kleinen Festivals gespielt, wie beim Kimiko-Festival in Aachen letzte Woche. Was mögt ihr mehr?

Willem Ardui: Aachen letzte Woche war wirklich schön. Das war unser erstes Festival in Deutschland und die Energie war unglaublich. Es ist immer schön vor neuen Fans oder Leuten zu spielen, die deine Musik bisher noch nicht kennen. Das macht immer super viel Spaß. Und die großen Festivals sind immer wie so ein Traum, der wahr wird. Es ist so surreal vor tausenden Menschen zu stehen, die deine Songs kennen. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Es ist also schwer, diese beiden Sachen zu vergleichen.

Jean Atohoun: Ich denke, es ist immer sehr interessant, wie Willem sagt, die Leute von dem zu überzeugen, was du in deiner Performance machst und ihnen zu zeigen, dass du sie auf eine Art interessieren kannst, dass sie mehr von dir sehen wollen als nur diese eine Show. Das mache ich wirklich gerne. Natürlich ist es aber immer großartig, auf großen Bühnen aufzutreten und von Tausenden von Menschen deine Musik singen zu hören. Ich glaube, ich mag beides gleichermaßen gern.

Ich glaube, wenn man vor Menschen spielt, die einen nicht kennen, muss man ein bisschen mehr von seiner eigenen Energie geben.

Willem Ardui

Radio Q: Also mögt ihr Festivals insbesondere, weil da oft Leute sind die euch nicht kennen und nicht jedes Wort eurer Songs wissen. Und wenn ihr eure eigenen Shows spielt, kommen die Leute nur für euch. Aber ihr findet beide Sachen schön.

Willem Ardui: Ich glaube, wenn man vor Menschen spielt, die einen nicht kennen, muss man ein bisschen mehr von seiner eigenen Energie geben. Aber es ist auch ein so schönes Gefühl am Ende der Show zu sehen, wie die Leute tanzen und versuchen mitzusingen. Das ist ein wirklich gutes Gefühl.

Jean Atohoun: Dem stimme ich zu.

Radio Q: Viele Leute kennen euch ja durch das Fifa-Spiel und haben eure Songs nach dem Spiel gehört. Habt ihr auch selbst gemerkt, dass ihr nach dem Release von dem Spiel mehr Beachtung bekommen habt – auch außerhalb von Belgien?

Jean Atohoun: Ja, absolut. Es hat definitiv viele Türen geöffnet, um Menschen zu erreichen, die vorher nichts von uns wussten. FIFA ist einfach eine so große Marke, dass wir dadurch viele neue Leute erreicht haben, die jetzt definitiv Interesse an uns haben. Hoffentlich überzeugt sie jeder Besuch bei einer unserer Shows, noch mehr von uns sehen zu wollen.

Radio Q: Wenn wir mal einen Blick auf FIFA werfen. In den letzten Jahren waren die Künstler*innen, die einen Soundtrack für das Spiel gemacht haben, sehr divers und vielfältig, wie etwa Tame Impala oder Major Lazer. Und auch eure Musik ist von Song zu Song verschieden. Ist es euer Ziel, verschiedene Musik zu machen, oder kommt es einfach so aus euch heraus wenn ihr Musik macht?

Willem Ardui: Es ist immer ein bisschen unterschiedlich. Es gibt viele Musikstile, von denen wir beeinflusst werden. Ich habe das Gefühl, dass die nächste Musik, die kommt, wieder sehr unterschiedlich sein wird im Vergleich zu dem, was wir bisher gemacht haben. Es ist also einfach eine Reise, auf der wir uns befinden und es hängt davon ab, was wir fühlen, welche Erwartungen wir im Leben machen, um welche Art von Musik es gehen wird. Wir können also nicht wirklich vorhersagen, was kommen wird, weil wir das Leben nicht vorhersehen können. Es hängt wirklich davon ab, was wir gerade durchmachen.

Wir können also nicht wirklich vorhersagen, was kommen wird, weil wir das Leben nicht vorhersehen können. Es hängt wirklich davon ab, was wir gerade durchmachen.

Willem Ardui über den Songwriting Prozess von blackwave.

Radio Q: Eure Musik unterscheidet sich auch stark von anderen Hip-Hop-Acts, zum Beispiel dadurch, dass ihr eine Liveband habt und keinen DJ im Hintergrund. Aber habt ihr auch Vorbilder im Hip-Hop Bereich, bei denen ihr sagen würdet, dass diese Acts euch für eure Musik inspirieren?

Willem Ardui: Ja, auf jeden Fall. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns hauptsächlich von dem leiten lassen, was wir gerade fühlen. Wenn wir im Studio sind, hören wir uns nicht unbedingt andere Musik an und denken dann: „Oh, das möchte ich machen.“ Es ist eher eine Kombination aus allem, was wir gehört haben, wie Hip-Hop, aber auch Soul-Musik, Jazz, Funk, Pop und Rock und einfach alles zusammen. Und dann, wenn wir im Studio sind, kommt einfach alles gleichzeitig heraus. Wenn wir einen Künstler im Hip-Hop Bereich nennen müssten, würde ich sagen, dass Kendrick Lamar der offensichtlichste ist. Ich finde, er ist der größte Künstler unserer Generation in unserem Musikgenre. Also ja, ich würde Kendrick Lamar sagen.

Jean Atohoun: Er hat definitiv den größten Einfluss auf uns.

Radio Q: Wenn ihr also auswählen dürftet, mit wem ihr ein Feature machen könntet, würdet ihr Kendrick Lamar wählen?

Willem Ardui: Ich glaube, wir würden uns für ihn entscheiden. Er ist gerade der Top-Künstler.

Jean Atohoun: Da gibt es viele, aber Kendrick gehört dazu. Ich würde wahrscheinlich Tyler The Creator sagen. Ich weiß nicht. Ich würde Kendrick wählen oder… Ich denke, eine Session mit Tyler wäre sehr aufschlussreich und angenehm.

Willem Ardui: Mit The Weeknd zusammenzuarbeiten, einfach nur wegen des Erfolges.

Jean Atohoun: Aber unabhängig von den Zahlen denke ich, Tyler wäre großartig.

Willem Ardui: Wir sind große Fans von Tyler.

Radio Q: In Deutschland gibt es eine große Diskussion über Gleichberechtigung, auch im Musikbereich und bei der Buchung auf Festivals. Denn in Deutschland sind die meisten Menschen, die auf der Bühne auftreten, weiße Männer. Gibt es auch in Belgien eine solche Diskussion?

Willem Ardui: Ja, das ist allgemein ein Thema in der Musikindustrie. Selbst wenn du unsere Band anschaust, sie besteht nur aus Männern. Es gibt keine Frauen in der Band.

Jean Atohoun: Sorry, dass ich dich unterbreche, aber ich denke, in Belgien gibt es nicht wirklich eine offene Diskussion, aber man kann definitiv spüren, dass zumindest in der DJ-Welt ein Aufschwung stattfindet, um weibliche DJs zu fördern. Und das finde ich ziemlich cool. Es wird definitiv daran gearbeitet, die Vielfalt voranzutreiben. Aber es bedarf auf jeden Fall noch einiger Anstrengungen.

Willem Ardui: Es bedarf vieler Anstrengungen. Wenn man sich das Ganze ansieht, ist es sehr ungleich. Es gibt noch viel Arbeit, die erledigt werden muss, nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei den Technikern, Bühnenhelfern und generell in allem. Also hoffe ich, dass wir alle sicherstellen können, dass wir diesen Punkt erreichen. Aber es gibt definitiv Ungleichheit, das steht fest.

Wenn man sich das Ganze ansieht, ist es sehr ungleich. Es gibt noch viel Arbeit, die erledigt werden muss, nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei den Technikern, Bühnenhelfern und generell in allem. Also hoffe ich, dass wir alle sicherstellen können, dass wir diesen Punkt erreichen. Aber es gibt definitiv Ungleichheit, das steht fest.

Willem Ardui

Radio Q: Ich denke, dass es hier bei Pinkpop schon ein mehr diverses Line-Up gibt, als auf Festivals in Deutschland. Vor kurzem waren wir bei Rock am Ring und Blond, die ihr auf dem Kimiko Festival in Aachen gesehen habt, waren die einzige nicht-männliche Band auf der Mainstage. Und zu der DJ-Sache: Ich habe dazu heute noch eine Statistik gelesen. Das größte DJ-Festival in Deutschland heißt Parookaville und 93% der Acts, die dort in diesem Jahr auftreten, sind männlich.

Willem Ardui: Das ist unfassbar.

Jean Atohoun: Es ist wirklich verrückt.

Willem Ardui: Es gibt also viel Arbeit, die erledigt werden muss. Es ist schwierig, aber wir versuchen uns dessen sehr bewusst zu sein. Ich denke, das ist der erste Schritt. Einfach zugeben, dass es ein Problem gibt, ein großes Problem. Und wenn wir uns alle dessen bewusst sind, denke ich, dass das der Ausgangspunkt dafür ist, dass sich die Dinge ändern können.

Radio Q: Wir haben schon über eure Band im Hintergrund gesprochen. Warum habt ihr euch dazu entschieden, mit einer Band zu touren? Denn das verursacht auch hohe Kosten.

Willem Ardui: Ja, es ist nicht einfach. Es ist viel Arbeit, es kostet viel Geld…

Jean Atohoun: Es kostet auch viel Zeit, um alle Vorbereitungen zu treffen.

Willem Ardui: Ja. Es ist nicht, weil es einfach ist, sondern weil wir es wollen und…

Jean Atohoun: Es war noch nie anders.

Willem Ardui: Es war nie eine Frage für uns. Es ist einfach so: Wir spielen mit einer Liveband und es war nie eine Frage. Wir haben noch nie mit einem DJ gespielt und wir haben auch keine Pläne jemals mit einem DJ zu spielen. Wir wollen einfach nur mit einer Band auftreten.

Jean Atohoun: Ich habe das Gefühl, dass es eine Energie ist, die unvergleichbar ist, und es würde sich fast wie ein Verbrechen anfühlen, ohne die Band zu spielen. Ich weiß nicht, es ist etwas, von dem wir uns nicht wirklich trennen können.

Wir spielen mit einer Liveband und es war nie eine Frage. Wir haben noch nie mit einem DJ gespielt, und wir haben auch keine Pläne, jemals mit einem DJ zu spielen. Wir wollen einfach nur mit einer Band auftreten.

Willem Ardui

Radio Q: Findet ihr es gibt Unterschiede in der Crowd, wenn ihr in Deutschland oder Belgien spielt?

Willem Ardui: Ja. Deutschland hat wirklich ein sehr gutes Publikum. Selbst wenn sie die Musik nicht kennen, sind sie immer super aufgedreht.

Jean Atohoun: Das Konzert in Aachen war für mich wirklich unglaublich. Man konnte spüren, dass bereits ab dem Moment, als wir den Soundcheck gemacht haben, die Leute Interesse zeigten. Und wir spielten ziemlich früh, doch die Menschenmenge wurde immer größer und größer. Es war so viel Spaß, so eine gute Energie. Ich habe das Gefühl, es war eine unvergessliche Erfahrung für uns selbst und hoffentlich auch für die Menschen, die gekommen sind, um zuzuschauen.

Radio Q: Das ist sehr lustig. Ich weiß nicht, ob ihr sie kennt, aber in der letzten Woche haben wir mit The Foxies bei Rock am Ring gesprochen und sie haben dasselbe gesagt. Auch sie sagten, Deutschland war wahnsinnig. Und es ist so lustig, weil viele Leute immer wieder sagen, dass deutsche Menschen kein Rythmusgefühl haben und nicht tanzen können. Aber jede Band mit der ich spreche sagt: „Ja es war wirklich cool.“

Willem Ardui: Die Menschen wollen einfach eine gute Zeit haben. In Belgien und den Niederlanden ist das ein bisschen zurückhaltender. Die Leute warten mehr darauf, dass du ihnen Energie gibst.

Jean Atohoun: Ich denke, es unterscheidet sich von Ort zu Ort, denn wir hatten Orte in den Niederlanden und Belgien, wo es das genaue Gegenteil war. Ich weiß es nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass wir in Aachen an einem sehr guten Ort gelandet sind und bisher waren auch alle Shows in Deutschland mit super guter Energie.

Radio Q: Und damit kommen wir auch zum Ende unseres Interviews. Wir haben bei uns im Radio die folgende Kategorie: Wenn ihr auf eine einsame Insel geht und nur ein Album mitnehmen könntet, welches wäre das und warum?

Willem Ardui: Ich denke, ich würde „Voodoo“ von D’Angelo wählen, weil es einfach so vielschichtig ist. Ich kann es immer wieder hören und entdecke jedes Mal etwas Neues daran. Es gibt viele Alben, die ich liebe und die meine Favoriten sind, aber dieses hier kann ich immer wieder hören, und es fühlt sich immer wieder frisch an.

Jean Atohoun: Ich denke, wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich good kid, m.A.A.d city von Kendrick wählen.

Radio Q: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Thomas Dahlmanns