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Van Holzen (+Kind Kaputt) im Skaters Palace

Geschrieben von am 4. Mai 2023

Klaustrophobie durfte man am Dienstag nicht haben, denn der Auftritt der Jungrocker von Van Holzen und ihrer Verstärkung Kind Kaputt haben das Café des Skaters gut ausgefüllt. Wir waren für euch dabei und durften mit Band und Fans abrocken.

Unter einer Lichtshow zum dahinschmelzen betreten drei junge Männer die Stage, nehmen selbstbewusst ihre Instrumente auf und beschwören einen Sound der seinesgleichen sucht. Zwischen Indie und Hardrock bewegen sich die Reihen des Publikums zum Rythmus der Musik – vorne mehr als hinten – so ist das nun mal. Die Jungs haben dabei alle Leistung gezeigt und eine abwechslungsreiche Setlist präsentiert. Verzerrte Gitarrenriffs wechselten sich ab mit melodischeren Tönen, mal näher an einem Ausbruch, mal weniger nah. Unter zu Scheinwerfern umfunktionierten Duschköpfen brachten sie dabei den Raum zum beben. Manchmal erinnerte der Sound an Wolfmother und Rise Against, verlor aber nie seinen ganz eigenen Charme. Ein Charme, der durch die pathosgeladene Stimme des Sängers Florian Kießling eine dunkle, melancholische Note bekam. Durch eine nicht ganz gelungene Abmischung allerdings immer mal wieder von den Instrumenten verschluckt wurde, aber auch das könnte als Metapher auf das nicht immer erfolgreiche Ringen, Stimme und Kopf über Wasser zu halten, interpretiert werden. Die Jungs rocken und das haben sie wieder einmal gezeigt.

VAN HOLZEN – Herr der Welt (Live @ Roxy Ulm) – YouTube

Van Holzen das sind Daniel Kotitschke am Schlagzeug, Jonas Schramm am Bass und Gesang und Florian Kiesling am Gesang und Gitarre. Die drei Jungs aus Ulm stehen jetzt schon seit insgesamt 14 Jahren zusammen auf der Bühne. Mit Madsen waren sie auf Tour, haben Papa Roach und Emil Bulls supported und sich langsam aber sicher einen Namen gemacht. Man hat jedoch das Gefühl, sie sind noch nicht ganz da wo sie sein wollen… und sollten. Die drei haben noch einiges vor und wir blicken dem gespannt entgegen.

Direkt mit dem ersten Song “Zeit zieht” präsentieren sie dem Publikum ihre tanzbare Neuerscheinung über die Gefahr des Overthinking und der Kunst sich einfach fallen zu lassen. Dabei bringen sie das ihnen in Lebensjahren deutlich überlegene Publikum dazu, sich ihnen anzuschließen und den Gedanken und Gefühlen einfach mal freien Raum zu geben und am besten dabei auch mal die Füße vom Boden zu heben! Der Saal hebt die Hände, bangt die Köpfe und stampft die Füße durchweg und die Bühnenpräsenz der drei Jungs lässt einen nicht drumherum kommen, miteinzusteigen.

Allein waren sie dabei jedoch nicht: Lautstarkes Anheizen kam im vorhinein von Support Kind Kaputt und vibrierte die Menge in eine Post-Hardcore induzierte Euphorie, die mit einen Wall-of-Death ihren würdigen Abschluss fand, bevor Van Holzen die Bühne betrat.

Sänger und erster Headbanger von Kind Kaputt, Johannes Prautzsch, ließ es sich dabei nicht nehmen noch einen letzten Song mit einer Anekdote anzukündigen. Ein Freund habe ihm gebeichtet, wie sehr sich dieser früher geschämt habe, einen ganz bestimmten Song geliebt zu haben. Die daraufhin kalt-servierte Rache an allen Musiknazis und Hatern widmete Kind Kaputt diesem Freund und allen, denen es damals ähnlich ging. Sie brachten einen Raum gestandener Rocker dazu, bei “durch den Monsun” von Tokio Hotel mitzusingen.

“Gegen Diskriminierung und Ausgrenzung und den ganzen Scheiß”

Johannes Prautzsch

…war das Abschlussstatement und damit der Raum vorgeheizt. Die philantropischen Bahnen dieser Rocker verlaufen auf nostalgischen Wegen. Bühne frei: Van Holzen. Rock never dies. Wir sagen danke.