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Bravo Hits, Tarantino und die unfaire Bezahlung von Musiker*innen – Ein Interview mit Cari Cari

Geschrieben von am 11. Juli 2022

Zwischen Didgeridoo, Gitarrensolos und mystischen Sommernachtssongs – das sind Cari Cari. Das Duo aus Österreich bestehend aus Stephanie Widmer und Alexander Köck ist seit 2014 fester Bestandteil der internationalen Indierock-Szene. Neben einer neuen EP, namens “No Proper Life” die am 1. Juli 2022 erschien und ihrem alltime Banger “Summer Sun” haben sie auch im Soundtrack der Serie “Shameless” mitgewirkt. Nun haben sie auf der Mainstage des Melt! Festivals gespielt und Radio Q-Musikredakteurinnen Lea Erdmann und Pauline Burcek haben mit ihnen über Ungerechtigkeiten in der Musikwelt und über ihre Bandgeschichte gesprochen.

Q: So, dann starten wir doch am besten mal mit ein paar schnellen Fragen um reinzukommen. Was ist eurer Festivalessential, das ihr auf keinem Festival missen wollt? 

Alexander: Als Band auf einem Festival zu sein, ist ja ein bisschen anders. Die klassischen Festivalessentials braucht man vielleicht gar nicht so. Sonnencreme, Sonnenhut, Sonnenbrille. Oder wenn es halt gerade regnet, Regenschutz neben der Regenbrille. Ich hab heute total versagt, weil ich keine Badehose mithabe. 

Q: Habt ihr irgendwas bestimmtes, was ihr immer mit auf die Bühne nehmt?

Alexander: Unsere Instrumente.

Q: Davon abgesehen, also was ihr nicht direkt zum Spielen braucht?

Alexander: Wasser und Handtücher.

Q: Ja, manchmal sind es die einfachen Dinge. Was ist das Letzte, was ihr macht, bevor euer Auftritt beginnt?

Alexander: Wir umarmen uns alle.

Stephanie: Ja. Ich würde sagen, so ein bisschen eintanzen, einen Tanzkreis machen.

Alexander: Ich hüpfe manchmal so ein bisschen, wie es ein Boxer vor dem Kampf macht. Weil ich halt relativ viel auf der Bühne herumspringe und wenn ich das von 0 auf 100 starte, kriege ich einen Schwächeanfall. Ich bin ja schon etwas älter, da muss man schon aufpassen.

Q: Mit dem ganzen Adrenalin was dazu kommt, ist das wahrscheinlich nicht ohne. Seid ihr denn noch immer so richtig aufgeregt, wenn ihr auf die Bühne geht oder ist das Gewöhnungssache? 

Stephanie: Ich bin tatsächlich nicht mehr aufgeregt, wenn ich weiß, dass das live  aufgezeichnet und im Fernseher übertragen wird. Da kann man nichts verstecken, das ist dann einfach so. Aber sonst eigentlich nimmer.

Alexander: Fehler sind ja charmant.

Q: Ja, das stimmt. Und gibt es einen Festivalmoment, an den ihr euch gerne zurückerinnert und wo war der?

Alexander: Ich brauche mich nicht zurückerinnern, es ist jetzt dieses Interview mit Radio Q.

Q: (Lacht) Gab es irgendein Festival wo ihr wart, was rückblickend auch von der Atmosphäre sehr schön war?

Stephanie: Ja, das Primavera Sound in Barcelona. Da hat man echt geil den Sunset gesehen und die Bühne war auch direkt am Meer und das war Wahnsinn.

Alexander: Wir hatten unser Konzert am Strand, am Meer und die Bühne parallel zum Strand. Dann ging die Sonne unter und das war schon echt besonders. Der andere Moment war auf dem Melt!, als wir schonmal hier gespielt haben. Wir haben einen Song der Summer Sun heißt und es war bewölkt und genau in dem Moment, wo wir Summer Sun gespielt haben, ist es aufgerissen und das erste Mal ist die Sonne durchgekommen. Das war schon ein ziemlich magischer Moment.

Q: Das klingt wirklich traumhaft! Wir haben bei Radio Q die Rubrik, eine Platte für die einsame Insel und wie es der Titel schon sagt, geht es um die persönliche Lieblingsplatte, die nie fehlen darf. Was wäre das denn bei euch für eine Platte oder für ein Album?

Alexander: Schwierig, aber wahrscheinlich Bravo Hits. Die Schwester von einem Freund von mir, die hat immer Bravo Hits gesammelt. Ich habe mir das jetzt nur gedacht, weil es dann so gemischt ist, wenn man nur eine hat.

Stephanie: Also so wie ich mich gerade fühle, würde ich wahrscheinlich irgendwas von Natalie Bergmann sagen.

Q: Gute Wahl. Wir würden jetzt gerne bisschen auf eure Geschichte als Band zu sprechen kommen. Wie habt ihr euch denn kennengelernt und euren Weg in die Musik gefunden? 

Alexander: Wir sind ja beide keine gelernten Musiker, sondern Dilettanten. Wir haben beide einfach immer schon Musik gemacht und haben beide, glaub ich nie damit gerechnet, dass Musik etwas ist, was man hauptberuflich macht, sondern nur als Hobby. Irgendwann haben Leute die Musik gehört und dann ging es los und wir dachten uns: Wann, wenn nicht jetzt? Wir sind noch jung. Seitdem macht man hauptberuflich Musik und es macht ganz viel Spaß. Ich habe die Stephie kennengelernt als sie die Vorband von meiner Band war und ich war so begeistert von ihr. Ich habe damals mit 17 noch ein kleines Homestudio bei meinen Eltern im Keller gehabt und dann habe ich sie gefragt, ob ich ihre EP aufnehmen und produzieren kann. Irgendwie hab ich es dann geschafft, dass ich mich in ihre Band rein reklamiert habe und sie hat mich noch immer nicht rausgeschmissen (lacht).

 Q: Lustiger Zufall, aber so finden sich manchmal die Wege. Wie läuft das denn bei euch mit der Entstehung von Songs ab? Schreibt ihr die zusammen oder ist das die Aufgabe von einem von euch?  

Stephanie: Das ist tatsächlich extrem unterschiedlich. Oft beginnt es mit einer Jamsession und an der hangeln wir uns dann hoch. Lyrics ist zu 90/99% dieser Herr (zeigt auf Alexander). Aber ansonsten ist das echt 50%/50%, weil wir alle irgendwelche Instrumente spielen.

Alexander: Genau, es geht um den Prozess. Es ist nicht so, dass einmal die Stephanie ein Lied schreibt und einmal ich, sondern es ist die ganze Zeit ein Hin und Her und Hin und Her und Hin und Her. Und dann kommen gegenseitig Ideen, die sich befruchten lassen.

Q: Davon lebt es glaube ich auch und macht die Musik vielfältiger. Habt ihr denn einen gewissen Anspruch an eure Musik, was ihr mit  eurer Musik bei den Hörer*innen bewirken wollt?

Alexander: Wir haben beide immer schon einen relativ nieschigen Musikgeschmack gehabt und machen die Musik, die wir gerne hören würden. Ich finde, es gibt so viele Mark Forsters, und das ist jetzt noch nicht einmal ein Vorwurf, aber diese Art von Formatradio, diese Musik, ich verstehe es einfach wirklich nicht. Es gibt auch große, erfolgreiche Musik, die ich total super finde, aber dieses – es hört sich für mich alles gleich an und es bleibt nichts hängen. Wir machen einfach die Musik, die wir gern hören wollen. Und wenn das anderen auch gefällt, dann ist das für uns sehr schön, aber auch unerwartet, weil ich denke mir, es gibt so viel Musik, es gibt so viele großartige Bands und Musiker und dass sich dann irgendwer unsere Musik anhört, das flasht mich immer ein bisschen. Es schwankt immer zwischen den Gedanken hin und her: Wir sind die Geilsten und es hat noch nie wer geilere Musik gemacht als wir oder ich denke mir, ich check es eigentlich nicht, warum sich das wer anhört, aber in jedem Fall ist es schön.

Q: Ist vielleicht auch eine ganz gute Mischung, dass man einerseits weiß, worin man gut ist, aber auch trotzdem noch kritisch mit sich bleibt. Eure Musik klingt sehr vielfältig: Mal etwas mystischer und ruhiger und mal sommerlicher. Wollt ihr eine bestimmte Stimmung mit eurer Musik vermitteln?

Stephanie: Was sich durch unsere Musik durchzieht, ist etwas filmisches. Es ist unterbewusst, aber es ist auch das, was Fans häufig sagen, dass unsere Musik wie ein Soundtrack klingt. Ich weiß selber nicht, woher das kommt weil ich würde nicht sagen, dass wir Filmmusik machen wollen.

Alexander: Durch unsere gesamte musikalische Karriere zieht sich durch, dass wir nicht wissen, was wir tun. Es hat sich ein ganz typischer Sound entwickelt, aber ohne, dass wir ein Ziel dabei hatten. Worauf ich am meisten stolz bin, ist, dass wir definitiv einen Wiedererkennungswert haben. Niemand klingt so wie wir außer wir.

Unsere gesamte musikalische Karriere zieht sich durch, dass wir nicht wissen, was wir tun. Und es hat sich wirklich so ein ganz typischer Sound entwickelt aber ohne, dass wir ein Ziel dabei hatten.

Q: Vielleicht auch passend dazu, während ihr gerade von Filmmusik sprecht. Ihr habt mal in einem Interview gesagt, dass ihr gerne Filmmusik für Tarantino machen würdet. Hat er sich schon gemeldet?

Alexander: Leider nein. Aber wir haben schon einige Filmmusik gemacht und haben letztens erst mit einem Filmmusik Produzenten aus LA zusammengearbeitet, der für den letzten Tarantino Film die Trailer-Musik gemacht hat. Also Step-by-step.

Q: Was ist es genau, was euch an den Tarantino Filmen so reizt?

Alexander: Es ist einfach eine sehr gute Klammer, um unsere Musik zu beschreiben. Wir machen Musik, so wie Quentin Tarantino Filme macht: Grenzen einreißen und sich überall das zusammenklauben, was uns taugt. Wir haben auch einen Hang für die 60er und für alles, was ein bisschen roh ist, Ecken und Kanten hat. Die Stimmung, die er in seinen Filmen hat und die auch über die Musik rüberkommt, ist extrem das, was aus uns natürlich rauskommt. 

Weil ich würde sagen, wir machen Musik, so wie Quentin Tarantino Filme macht. Also schonmal Grenzen einreißen […] wir haben auch so einen Hang für die 60er und für alles, was so ein bisschen roh ist und Ecken und Kanten hat.

Q: Habt ihr einen Lieblingsfilm von Tarantino?

Alexander: Schwierig, in letzter Zeit hab ich auch wieder sehr viel in Kill Bill reingeschaut, aber auch Pulp Fiction. Gerade die Szene, wo die japanische Killerin reinkommt. Das ist aus irgendeinem alten japanischen Film und dann wird das auf einen klassischen Badass-Moment übertragen. 

Q: Das klingt auf jeden Fall sehr spannend. Neben eurem Faible für Tarantino sind uns bei der Recherche auch eure teils sehr auffälligen und außergewöhnlichen Outfits aufgefallen. Inwiefern spielt  Mode bei eurer Musik und euren Auftritten eine Rolle und steckt da viel Planung hinter?

Alexander: Auf jeden Fall. Stephanie macht alle unsere Artworks und kleidet uns auch ein. Es geht uns schon sehr darum, dass das alles ein stimmiges Bild ist. Wir haben tatsächlich ein älteres Publikum, ab 25 bis 50 und ich weiß nicht warum, aber wir viben auch mit alten Leuten mehr. Ich habe oft das Gefühl, dass ich mit Leuten, die jetzt gerade 18 sind, viel weniger gemeinsam habe, als mit Leuten, die 50 sind. Das beeinflusst auch, wie wir uns anziehen. Wir haben so einen Style, der ein bisschen ins letzte Jahrtausend passt. Es würde mich interessieren, weil ihr seid so sehr hip und jung, inwiefern wir da aus der Masse stechen?

Wir haben tatsächlich auch ein älteres Publikum. Also ich sage mal, ab 25 bis 50. Und ich weiß nicht ganz warum, aber warum auch immer viben wir auch mit alten Leuten mehr. Ich habe echt oft das Gefühl, dass ich mit Leuten, die jetzt gerade 18 sind, viel weniger gemeinsam habe, als mit Leuten, die 50 sind.

Q: Auf uns wirken eure Outfits ein bisschen so wie aus einer anderen Zeit. Aber aus einer Zeit, die es eigentlich gar nicht gibt. Also ein bisschen vielleicht aus der Zeit gefallen, ohne das jetzt wertend zu meinen.

Alexander: Das ist genau das Ding, auch bei unserer Musik und bei unserer Kleidung. Wir suchen Elemente aus den 60ern und 70ern, aber wir sind eigentlich auch in der Art wie wir Musik machen und so weiter total nahe bei den Leuten, die elektronische Musik machen oder Cloudrap. Das ist nicht so weit weg, aber es ist eben anders kombiniert. Ich finde es spannend, wie sich unser Publikum entwickelt hat. Kennt ihr Yung Hurn? Ich bin gespalten, aber ich finde es schon cool, was er macht, gleichzeitig merke ich, dass das eine komplett andere Welt ist. Ich finde es ganz spannend, wie sich das automatisch im Publikum niederschlägt. Ich habe auch das Gefühl, dass es für Leute, die 18 sind, schwierig ist, unsere Musik einzuordnen, weil das für die ganz weit weg ist. Wir waren jetzt zum Beispiel fast einen Monat auf Tour mit AnnenMayKantereit. Deren Publikum ist weit jünger als unseres und das hat total gut funktioniert. Wir haben jetzt total viele junge Fans neu dazu gekriegt. Ich finde es spannend, weil es irgendwas Unterbewusstes ist. Und so ist das bei unserer Kleidung. Ich ziehe gerne einen Anzug an, weil ich finde, dass das gut zusammen passt. Yung Hurn zieht vielleicht auch einen Anzug an, aber das ist auf eine andere Art und Weise translated.

Q: Ja, voll. Und auch sehr spannend wie sich Musiktrends so entwickeln. Aber jetzt auch nochmal zu einem anderen Thema: Ihr habt ja schon viel von der Welt gesehen, wart für eine längere Zeit in Australien und habt eure Musikvideos ja beispielsweise auch schon in ganz unterschiedlichen Ländern gedreht. An welchem Ort findet man eurer Meinung nach das allerbeste Essen und vor allem, die beste Musik?

Stephanie: Das beste Essen definitiv in Japan. Also ich hatte echt noch nie so oft diesen Moment, wo du da sitzt und dir denkst: Woooow. Du gehst in irgendeine ranzige Tankstelle, isst dort und es ist tausendmal besser als alles was man hier finden kann.

Alexander: Und die sind da so dedicated nicht um Geld zu verdienen, sondern um ihr Handwerk zu meistern. Dann kann es sein, dass die so eine kleine Bude haben und da ist so ein 70-jähriger alter Japaner, der sein Leben dem gewidmet hat das perfekte Sushi zuzubereiten und die perfekte Suppe zu kochen. Das ist schon sehr cool. Die Musik finde ich in Australien extrem faszinierend. Da kommt so viel gute Musik her. Wir spielen ja auch viel im Ausland. Gerade in Deutschland und Österreich ist Rap, vor allem Deutschrap, bei den jungen Leuten sehr beliebt und zum Beispiel in England oder in Australien ist Rockmusik oder Gitarrenmusik viel mehr Mainstream als hier. Dadurch fühlen wir uns dort auch sehr wohl. So neben Tame Impala und den ganzen anderen Künstlern diesen Genres.

Q: Und was würdet ihr sagen, ist euer Zufluchtsort, wenn es euch manchmal alles zu viel wird oder euch die Decke in Österreich auf den Kopf fällt? 

Alexander: Dadurch, dass wir so viel unterwegs sind, ist es eher umgekehrt. Es wäre schön nochmal zuhause zu sein. Deswegen würde ich sagen, dass vor allem mein Zuhause mein Zufluchtsort ist. Aber wenn jetzt ein Atomkrieg oder so ausbricht, denk ich an Neuseeland. Das ist so weit weg von allem und sehr schön.

Q: Voll verständlich. Um jetzt nochmal auf ein etwas ernsteres Thema zu sprechen zu kommen: Ihr habt ja im vergangen Sommer medial große Wellen geschlagen, weil ihr die unfaire Bezahlung von Musiker*innen kritisiert habt. Habt ihr das Gefühl, dass ihr etwas damit erreichen konntet beziehungsweise für mehr Sichtbarkeit diesbezüglich sorgen konntet?

Alexander: Ja, es hat sich total viel verändert. Und das ist das Schöne für mich. Wir haben versucht, diesen Protest nicht emotional zu machen, weil ich das Gefühl hatte, dass es gerade bei diesem Thema am besten funktioniert, wenn man nicht emotional ist. Wenn wir die Leute dort angegriffen hätten, dann hätten sie gesagt: Naja, das ist halt nur der Künstler, der sich wichtig machen möchte. Wir haben versucht, dass wir denen keine Ausrede geben und einfach die Fakten aufzählen, die sowieso für sich sprechen. Das hat sehr viele Wellen geschlagen und ich habe schon von mehreren Seiten mitbekommen, dass Festivals und Veranstaltungen jetzt extrem darauf bedacht sind, weil sie keinen Shitstorm bekommen wollen. Ein Freund hat zu mir gesagt, so einen Cari Cari-Moment wollen wir nicht haben und ich glaube nicht, dass das irgendwer aus einer bösen Absicht macht, auch dort nicht. Keiner wird da gesagt haben: Wie finden wir einen Weg, dass wir die Künstler jetzt richtig fertig machen? Da gibt es halt das Budget und dann muss der Caterer bezahlt werden und die Technik und die Security muss bezahlt werden. Dann bleibt fast kein Geld mehr über, es wird geschaut, wo Geld eingespart werden kann und dann versuchen sie es halt bei den Künstlern. Es ja wurscht, weil wenn du etwas gern machst, dann bist du immer leicht erpressbar. Ich glaube, dass auch bei diesen Leuten die Awareness jetzt da ist, sodass sie das nicht mehr riskieren wollen. Das Schöne ist, dass es so viele Interessensvertretungen gibt, die schon lange für diese ganzen Dinge kämpfen und es jetzt weitertragen. Ich bin auch bei der Kulturministerin von Österreich gewesen und bin übernächste Woche bei einem Workshop, wo daran weiter gearbeitet werden soll. Ich glaube, es hat sehr viel bewegt.

Das hat sehr viele Wellen geschlagen, also ich habe schon von mehreren Seiten mitbekommen, dass Festivals und Veranstaltungen jetzt extrem darauf bedacht sind, weil sie keinen Shitstorm bekommen wollen. Ein Freund hatte zu mir auch gesagt, so einen Cari Cari-Moment wollen wir nicht haben.

Q: Ja, sehr cool und auch mega wichtig für die einzutreten, die da noch keine Stimme haben. Einerseits sind es die Events und andererseits färbt sich das ganze Thema gerade sehr auf bestimmte Online Streamingdienste ab. Besonders Spotify, als einer der größten Musikplattformen steht derzeit massiv in der Kritik. Was denkt ihr dazu? 

Alexander: Ich glaube “abfärben” ist da das falsche Wort, weil es eher umgekehrt ist und diese Streamingdienste dass schon immer so machen. Ein Hauptproblem ist, dass beispielsweise Spotify so angefangen hat, dass sie erst einmal einen Katalog gebraucht haben, also die großen Hits. Da gibt es drei große Plattenfirmen: Universal, Warner und Sony. Die haben dafür, dass die diesen Katalog zur Verfügung gestellt haben, Anteile von Spotify bekommen. Das heißt, dass diese Firmen extrem gut verdienen und die Künstler aber nichts kriegen. Das ist halt ärgerlich. Es ist leider da auch so, wie bei Festivals wie Rock am Ring, dass die Line-Ups haben, die vor 25 Jahren genauso hätten sein können. Es wird überall alles wiedergekäut und die, die schon etabliert sind, die werden gemolken ohne Ende, so wie Jurassic World 3 oder Fast Furious 9 und Harry Potter Spin off Teil 3. Keiner will in neue Dinge investieren, weil es immer ein kleines Risiko ist. Das ist für die langfristige Entwicklung sehr schlecht, denn wenn immer nur das Alte wiedergekäut wird, dann fehlt was, wenn die alle sterben. Wenn Rammstein stirbt, was ist dann?

Ich glaube, dass keiner in neue Dinge investieren möchte oder das Risiko eingehen möchte […]. Und ich glaube, dass das für die langfristige Entwicklung sehr schlecht ist, weil wenn immer nur das Alte wiedergekäut wird, dann fehlt halt was wenn die alle sterben. Wenn Rammstein stirbt, was ist dann?

Q: Das ist die Frage. Wir neigen uns leider schon dem Ende des Interviews zu. Ihr habt gerade gesagt, dass ihr eben erst angekommen und auch morgen schon wieder in Dresden seid. Habt ihr denn heute vor, falls ihr überhaupt die Zeit dazu findet, euch auch noch andere Acts anzuschauen und wie erlebt ihr so allgemein das Festival?

Stephanie: Auf jeden Fall. Ich habe, im Gegensatz zu Alexander, auch meine Badesachen eingepackt. 

Alexander: Es ist auch einfach ein super Lineup. Ich möchte mir unbedingt Polo&Pan anschauen. Ein Freund von uns hat mir irgendeinen DJ empfohlen. Ich bin ein bisschen traurig, weil gestern Little Simz gespielt hat. Aber das ist das Gute an einem Festival wie dem Melt!, dass es auch Acts gibt, die ich nicht kenne und wo man sich so durch treiben lassen kann. Ich werden mich einfach mal vor die Bühne stellen und schauen, was passiert. Das gibt mir bei Festivals tatsächlich immer mehr, als wenn ich hingehe und sage: Ich möchte die und die Band sehen. Ich finde es eigentlich am schönsten, wenn man sich so durch treiben lassen kann. Zum Beispiel das Reeperbahn Festival finde ich auch super. Da gehst du von Bar zu Bar und denkst dir, was es für geile Bands gibt.

Q: Es ist auch einfach total schön, den ganzen Tag Musik um sich herum zu haben und neue Musiker*innen kennenzulernen. Ihr hattet jetzt schon ein paar Auftritte dieses Jahr. Aber wie ist es so, nach so zwei Festival freien Sommern jetzt endlich wieder auf einem spielen zu können? Habt ihr Bock auf euren Auftritt?

Alexander: Bock auf unseren Auftritt? Definitiv. Wir haben echt Glück gehabt, weil wir letztes Jahr und auch das Jahr davor auf ein paar Festivals gespielt haben. Vorletztes Jahr war wirklich wenig los. Das war im kleinen Rahmen und mit Sitzplätzen. Letztes Jahr waren ein paar coole Sachen dabei, wir haben echt richtig Glück gehabt. Aber dieses Jahr ist das erste Mal wieder so richtig und das ist schon echt cool. Ich muss ehrlich sagen, ein bisschen hängt noch so ein Schleier drüber. Auch auf der Tour mit AnnenMayKantereit war halt die ganze Zeit dieses Damoklesschwert mit Corona über allem. Aber es macht auf jeden Fall viel Spaß und es tut gut, wieder da zu sein. So soll es weitergehen!

Q: Vielen lieben Dank, dass ihr euch die Zeit genommen hat. Wir wünschen euch einen hammer Auftritt und eine schöne Zeit auf dem Melt!

Alexander: Sehr gern, danke euch.