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Warum die Strukturen in der Musikbranche broken sind und die Frage ob Musik die Welt verändern kann – Ein Interview mit Mulay

Geschrieben von am 11. Juli 2022

Ungefilterte Texte und bewegende R&B Sounds – das ist Mulay, eine in Berlin lebende Singer-Songwriterin, Produzentin und Künstlerin. Sie hat dieses Jahr zusammen mit der Cassette Heads Session beim Melt! Festival auf der Liqud Jungle Stage, einer kleinen verträumten Bühne im Wald, performt. Vor kurzem erschien ihre neue Single “SEE ME”. Radio Q-Musikredakteurin Pauline Burcek und Lea Erdmann haben sie für euch getroffen und über ihre Musik, die Strukturen in der Musikbranche und die Frage ob Musik die Welt verändern kann geredet.

Q: Dann fangen wir direkt mal mit einer schnellen Fragerunde an. Was ist dein Festival Essential, dass nicht fehlen darf?

Mulay: Oh mein Gott, wahrscheinlich – und das ist super der Fail – eine Sonnenbrille und meine habe ich heute vergessen, da sieht man schon wie vorbereitet ich für heute bin. Das ist die eine Sache, die man unbedingt mitnehmen sollte. Andere Sache, an die man oft nicht denkt, die aber sehr, sehr geil ist, wenn man sie dann hat ist ein Fächer. Kann ich nur empfehlen, ist ein gutes Accessoire und hilft.

Q: Perfekt für den Sommer! Weiter geht’s – auf welchem Festival würdest du gerne mal spielen, wenn du dir eins aussuchen könntest?

Mulay: Boar, egal wo? Ich weiß gar nicht, ich habe gar nicht so ein spezifisches Festival im Kopf. Was mir jetzt so einfällt ist das Coachella (lacht)

Q: Dann drücken wir mal die Daumen. Du stehst ja heute zusammen mit den Casssette Heads Session auf der Bühne. Mit wem hättest du gerne mal ein Feature?

Mulay: Die Frage finde ich immer ganz, ganz schwierig, weil ich natürlich mit sehr vielen Leuten zusammenarbeiten würde, aber es muss sich auch irgendwie organisch ergeben. Also da kommen viele Artists in Frage, da kann ich jetzt gar nicht einen bestimmten nennen.

Q: Wir haben bei Radio Q noch die Rubrik: Platte für die einsame Insel. Also wie der Name vielleicht schon verrät: Welches Album darf bei dir auf gar keinen Fall fehlen?

Mulay: Eine Platte für die einsame Insel… Ein Album, dass ich sehr, sehr, sehr mochte ist auf jeden Fall Magdalene von FKA Twigs. Ich höre Alben generell gerne aktiv durch. 

Q: Wir würden jetzt gerne ein bisschen mehr über dich und deine Musik erfahren. Du stellst dich ja oft nicht nur als Musikerin, sondern auch als Performerin vor und kombinierst verschiedene Kunstformen wie Musik, Film und Tanz miteinander. Worin fühlst du dich am meisten zuhause?

Mulay: Schwierig zu sagen, ich liebe es interdisziplinär zu arbeiten. Das bedeutet für mich, dass diese ganzen verschiedenen Elemente zu einem zusammenkommen, also wirklich Teile von einem Ganzen sind. Das heißt dann auch, dass es keine krasse Hierarchie gibt. Natürlich ist mein Blut,  mein Instrument die Stimme. Das ist der Kern, mit dem ich mich auch am freisten ausdrücken kann. Bei allem anderen, da wachse und lerne ich auch noch und mache neue Erfahrungen. Aber was die Stimme angeht, vor allem bei Live-Performances, da stehe ich einfach schon so lange auf der Bühne, da fühle ich mich am freisten mich auszudrücken und habe die meiste Erfahrung.  Aber von der Wichtigkeit in meinen Projekten ist für mich jedes Detail gleichwertig. Ich kombiniere gerne Film, aber auch Video, Bild und Musik und da steckt überall gleich viel Herz drin.

Ich liebe es interdisziplinär zu arbeiten. Das bedeutet für mich, dass diese ganzen verschiedenen Elemente zu einem zusammenkommen, also wirklich Teile von einem Ganzen sind. (…) Ich kombiniere gerne Film, aber auch Video, Bild und Musik und da steckt überall gleich viel Herz drin.

Q: Du hast ja gerade schon von deiner Bühnenerfahrung erzählt. Springen wir mal ganz an den Anfang, du hast ja Jazz und Pop studiert. Stand für dich schon immer fest, dass du auch beruflich mit der Musik arbeiten möchtest?

Mulay: Ja, also ich glaube schon immer. Das ist so eine Sache, man denkt wahrscheinlich, bis man irgendwann mit der Schule fertig ist, noch nicht ganz genau darüber nach, was man sein ganzes Leben lang machen will. Als die Frage dann bei mir nach der Schule aufkam, war mir schon klar, wenn ich jetzt ehrlich zu mir selbst bin, ist es auf jeden Fall die Musik. Deswegen habe ich mich auch dazu entschlossen Musik zu studieren.  Weil wenn ich was anderes aus diesem Sicherheitsgedanken oder whatever studiert hätte, dann war mir klar, dass ich nie genug Zeit hätte, die ich in die Musik hätte investieren müssen, um auf ein Level zu kommen, wo es für mich mehr ist als ein Hobby und den Traum wollte ich nicht aufgeben

Q: True. Uns ist bei deinen Musikvideos aufgefallen, dass deine Outfits stark mit deiner Musik abgestimmt sind und so ein rundes Gesamtbild ergeben. Da haben wir uns gefragt, welche Rolle Mode oder Outfits generell für deine Performances spielen?

Mulay: Auch voll die große Rolle. Ich liebe Mode, ich liebe Fashion. Das ist für mich auch eine Ausdrucksform, genauso wie jede andere Kunst, Bewegung oder eben auch die Musik. Ich finde es super, wie gesagt liebe ich es interdisziplinär zu arbeiten und auch mit anderen Künstlern zu kollaborieren. Deswegen versuche ich mit vielen, auch jungen Designern, zusammenzuarbeiten und mir Looks von denen zu leihen. Ich finde es immer voll schön, wenn viele kreative Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen und gemeinsam was kreieren. Deswegen ist mir das sehr wichtig. Ich bin sehr detailverliebt und was das angeht vielleicht auch ein bisschen obsessed. Ich mache mein Styling auch selbst und das ist manchmal nochmal ein extra Job, den man sich da aufbürdet.

Ich finde es immer voll schön, wenn viele kreative Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen und gemeinsam was kreieren

Q: Dann kommt wahrscheinlich auch so ein Perfektionismus durch, wenn man das alles selbst in der Hand hat und sich frei austoben kann.

Mulay: Wirklich und ich liebe es auch sehr, weshalb es das auch Wert ist. Gerade merke ich aber auch, wo mein Projekt immer weiter wächst und mehr Auftritte dazukommen, dass es nicht ohne Grund den Job des Stylisten gibt. Also es ist schon sehr viel Zeit, Mühe und Energie, die man da investiert. Deshalb ist es auch immer umso schöner, wenn das auch gesehen wird.

Q: Zurück zur Musik und deinen Erfahrungen. Gibt es etwas, was du gerne gewusst hättest, bevor du in die Musikbranche gestartet bist?

Mulay: Hmm, also klar, ich denke schon. Natürlich würde man am liebsten am Anfang direkt alles wissen. Aber ich glaube am Ende ist der Prozess wichtig und man lernt eben das Machen. Also ich glaube was für mich so eine der wichtigsten Lessons ist, die ich anderen auch irgendwie mitgeben kann, die vielleicht irgendwie noch am Anfang und/oder noch mehr am Anfang stehen als ich, ist die, dass ich gelernt habe: Hab keine Angst! Du kannst am Ende alles, was du dir vorstellen kannst erreichen. Das hört sich jetzt sehr Klischeehaft an, aber das ist halt echt so. Auch so Kleinigkeiten, dass man sich denkt, ich habe eine Idee, aber soll ich die auch umsetzen, ich habe das Geld nicht. Dafür verwirft man die Idee dann direkt wieder. No, no, no. Alles ist möglich. Sobald man was ausdrücken möchte, kann man den Weg dahin finden. Das fängt schon damit an, dass man bei irgendwelchen Leuten anruft und ganz viele Fragen stellt. Am Ende einfach nur sich trauen und diese Angst überwinden, weil das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man ein „Nein“ kriegt und dann hat man nichts verloren. Vielleicht  bekommt man aber auch ein „Ja“ – Meistens wird man dafür belohnt, dass man sich aus seiner Komfortzone raus traut.

Hab keine Angst! Du kannst am Ende alles, was du dir vorstellen kannst erreichen. Das hört sich jetzt sehr Klischeehaft an, aber das ist halt echt so

Q: Inspirierende Worte. Im Anschluss daran: Gibt es etwas, was du in der Musikbranche ändern würdest, wenn du denn könntest?

Mulay: Vieles! (lacht) Ja, also ich glaube der größte Punkt ist wirklich, dass das System, also die Musikbranche, einfach broken ist. Ich möchte jetzt nicht so weit ausholen, aber allein die ganze Sache mit dem Streaming. Wenn man mal drüber nachdenkt was wirklich hinter einem Release steckt , sogar “nur” hinter einer Single steckt. Da ist jemand, der hat einen Song erstmal geschrieben, da ist die Idee. Da stecken Stunden an Arbeit, dann hat man den Song produziert, dann hat man den Mixen lassen, dann lässt man den Mastern – da sind einfach so viele Leute und Gelder involviert. Vielleicht macht man dann sogar noch ein Musikvideo. Organisation, Vorbereitung, Gedanken, da steckt so viel Arbeit, so viel Mühe drin. Und was dann die Industrie sagt, dass dieser Song im Grunde nichts Wert ist und 0,000 1 Cent whatever bringt, das ist halt einfach wrong. Also ich glaube, da ist einfach was total kaputt und es kann eigentlich nicht sein und ist sehr schade. Auch gerade die Kommunikation dahinter. Bei physischen Sachen sagen die Menschen oft „Klar, ein Kaffee kostet so viel, den kauf ich“, aber bei Musik fehlt oft das Verständnis, wenn ich für 10 € alle Musik streamen kann, die ich will – dann ist das eigentlich total absurd.

Ja, also ich glaube der größte Punkt ist wirklich, dass das System, also die Musikbranche, einfach broken ist. (…) Bei physischen Sachen sagen die Menschen oft „Klar, ein Kaffee kostet so viel, den kauf ich“, aber bei Musik fehlt oft das Verständnis, wenn ich für 10 € alle Musik streamen kann, die ich will – dann ist das eigentlich total absurd.

Q: Das stimmt, es herrscht irgendwie ein total verschobenes Verständnis von Wert. Auch in Zeiten von Corona haben viele Menschen erstmal gebraucht, um den Wert von Musik und Kunst wieder zu erkennen und auch wertzuschätzen.

Mulay: Total und deswegen ist es auch schön, dass Livemusik jetzt wieder zurück ist! Die Leute erleben das auch wirklich nochmal anders und auch die Wertschätzung kommt ganz anders rüber. Ich merke auch gerade in den letzten Wochen oder ich glaube alle merken das, dass man selbst viel mehr genießt. Natürlich auch nochmal mehr, wenn man weiß, wie es ohne ist. Man merkt es total bei den Konzerten, da  ist so eine Special Atmosphäre, weil wirklich alle so dankbar sind für diesen Moment. Das ist total schön und ich hoffe, dass das auch noch ein bisschen anhält, also dass die Leute sich da jetzt nicht zu schnell wieder daran gewöhnen.

Q: Das wäre schön, wenn die Stimmung so bleibt. Gibt es denn gerade irgendwas oder irgendwen, der dich in deiner Musik inspiriert, außer das schöne Gefühl wieder auf der Bühne zu sein?

Mulay: Mich inspiriert vieles. Was würde ich sagen…? Natürlich erstmal viel. Einfach mein Leben, meine Gedanken und Erfahrungen. Und Lessons, die man selbst als Mensch irgendwie auf seinem Weg des Erwachsenwerdens oder Reifens lernt – über sich selbst auch. Das ist glaube ich so meine größte Inspiration. Meine Texte sind ja auch sehr persönlich, meistens zumindest. Und was andere Künstler angeht ist das auch sehr unterschiedlich, was meine Inspiration angeht. Ob es jetzt jemand ist, wie FKA Twigs, die halt auch ihr ganz eigenes kreatives Universum kreiert oder SZA und Sevdaliza. Das sind für mich alles Künstler*innen, die es wirklich geschafft haben, ihre eigene kreative Welt zu kreieren. Was ich eben auch versuche und das finde ich sehr inspirierend. Auf der anderen Seite finde ich auch manchmal Tanz-Performances oder Ausstellungen, super inspirierend. Irgendwie andere Medien der Kunst.

Q: Gibt es denn auch einen Ort, wo du dich mit deiner Musik am wohlsten fühlst? Sei es, dass du die Musik da performst oder dass du da deine Musik hörst oder schreibst.

Mulay: Ganz unterschiedlich. Also beim Schreiben fühle ich mich am wohlsten, wenn ich das alleine mache. Bei mir ist das oft ein organischer Prozess, gar nicht so, dass ich mich hinsetze und eine Writing Session mache wo ich dann die Songs schreibe, sondern, dass es sehr persönliches ist, ähnlich wie Diary Writing. Ich schreibe eigentlich immer, wenn mir was einfällt, wenn ich eine Idee oder einen neuen Gedanken habe. Manchmal wird dann daraus ein Song, manchmal sind es aber auch nur Snippets. Also bei mir ist das echt so ein comfortspace songwriting, dass ich da sehr viel für mich bin – sehr viel dann zuhause am Klavier. Performance mäßig fühle mich eigentlich immer wohl. Sobald man mit Leuten Musik macht ist das einfach so, dass man in seinem Element ist.

Q: Als nächstes nochmal zurück zu deiner Musik. In deiner Musik sind sphärische Klänge besonders charakteristisch. Beim Hören hat man irgendwie das Gefühl in eine andere Welt abzutauchen. Gibt es etwas, das du den Hörer*innen mit deiner Musik vermitteln willst – eine Stimmung oder vielleicht eine Message?

Mulay: Also auf die Frage sage ich immer, es ist weniger die Intention, es ist weniger ein genauer Plan – es ist halt echt irgendwie mehr. Mein Ziel ist es eigentlich, mich so ehrlich wie möglich auszudrücken, ehrlich und ungefiltert. Also das ist auf jeden Fall eine Sache, die in meiner Musik und in allen meiner Songs ein Thema ist, dass man einfach ungefiltert Emotionen ausdrückt. Auch wenn es jetzt nicht das erste Ziel ist, können sich darin viele Leute wiederfinden. In dem Sinne, dass es normal ist wie man ist und wir damit nicht allein sind. Wir alle haben auch mal contradicting Emotions und wissen irgendwie nicht wohin und auch Gedanken, die diese Dualität, die wir alle in uns tragen sind ok. Es ist ja nicht immer alles schwarz oder weiß, sondern es gibt das ganze Spektrum dazwischen. Das ist so ein bisschen meine Thematik.

Also das ist auf jeden Fall eine Sache, die in meiner Musik und in allen meiner Songs ein Thema ist, dass man einfach ungefiltert Emotionen ausdrückt. Auch wenn es jetzt nicht das erste Ziel ist, können sich darin viele Leute wiederfinden. In dem Sinne, dass es normal ist wie man ist und wir damit nicht allein sind. Wir alle haben auch mal contradicting Emotions und wissen irgendwie nicht wohin

Q: Besonders in deinem Song Shame sprichst du über das Ungefiltert sein und auch darüber sich mit seinem Inneren samt Widersprüchen zu akzeptieren. Was machst du, wenn dir mal alles zu viel wird – außer sich in die Musik zu flüchten?

Mulay – SHAME

Mulay: Ich bin super glücklich, dass ich die Musik habe auf jeden Fall! Ich schreibe auch selbst und das finde ich sehr therapeutisch. Aber was mir auch hilft ist Yoga, auch wenn das wirklich klischeehaft ist. Das ist so eine Sache, die mir sehr, sehr gut tut einfach so in den Körper einzuchecken, auch wenn es nur zehn Minuten sind. Sich einfach ein bisschen mit seinem Body zu connecten, ist dann einfach so ein bisschen wie Meditation und Runterkommen. Und ich lese auch sehr gerne, also immer unterschiedlich Themen. Jetzt gerade habe ich eine Zeit, wo ich viel in Richtung Psychologie und Anthropologie lese. Das sind Themen, die ich einfach super spannend finde, um mich damit auch tiefer auseinanderzusetzen möchte. Solche Dinge helfen mir dann auch neue Denkanstöße zu finden und mich selber vielleicht auch ein bisschen besser zu verstehen oder Sachen, die ich gerade erlebe. Ich glaube die Balance zu finden, ist für alle eine große Challenge, ein Leben lang.

Q: Zum Thema Balance. Ich fand es super angenehm mitzubekommen, dass hier auf dem Melt! auch viele weibliche Artists sind und das ist ja leider nicht immer selbstverständlich. Viele Menschen in der Musikbranche tun sich ja noch immer schwer Künstler*innen Raum einzugestehen. Wie nimmst du das so wahr?

Mulay: Ja, voll! Natürlich kriege ich das auch mit, das ist ja auch kein Geheimnis, vor allem auch bei Festival Line-Ups. Zum Glück passieren da schon teilweise Sachen, aber natürlich ist das auch noch immer ein langer Weg. Ich glaube das Problem ist genauso wie bei Diversity Fragen, dass es einfach wichtig ist, dass sich wirklich etwas in der Struktur verändert und dass nicht nur plakativ supported wird. Gerade Diversity oder auch Feminismus ist ja auch inzwischen schon so ein Inn-Thema, womit sich Leute und Brands oder whatever auch gerne mit brüsten, um zu promoten. Aber im Kern sitzen da dann eigentlich nur weiße alte Männer und das ist halt das Problem. Ich glaube, da muss einfach noch viel passieren und das gilt auch für die Musikindustrie. Es braucht einfach mehr female booker, mehr females in higher positions, in Labels und dergleichen. Ich glaube nur dann kann sich wirklich langfristig was ändern.

Ich glaube das Problem ist genauso wie bei Diversity Fragen, dass es einfach wichtig ist, dass sich wirklich etwas in der Struktur verändert und dass nicht nur plakativ supported wird. (…) Ich glaube, da muss einfach noch viel passieren und das gilt auch für die Musikindustrie. Es braucht einfach mehr female booker, mehr females in higher positions, in Labels und dergleichen.

Q: Du sprichst viel von female Artists, was ist denn für dich eigentlich Weiblichkeit?

Mulay: Ja, was bedeutet das? Das finde ich, ist auch eine super spannende Frage. Ich wurde auch mal in einem anderen Interview gefragt, was es für mich bedeutet, eine Frau zu sein. Und da war ich auch so, irgendwie ne weirde Frage, weil ja was soll das schon bedeuten? Dann hat man direkt wieder Definitionen von außen im Kopf, bei denen man sich eher eingeengt fühlt als Frau, gerade weil die Gesellschaft versucht, eine Frau zu definieren. Deswegen heißt es dann immer, definier dich mal als Frau. Ich denk mir da „Nee“, das ist eben genau der Punkt eigentlich, dass es gar nicht so wichtig sein sollte, sich genau zu definieren. Und genau das ist auch meine Aussage dazu: Weiblichkeit kann unglaublich vieles sein! Ich glaube, es gibt nicht die Antwort, das ist Weiblichkeit, sondern es ist einfach, was du als weiblich fühlst, ist deine Ausdrucksform von Weiblichkeit. Und ich glaube, das ist unglaublich wichtig, dass wir das auch mehr aussprechen und mehr supporten, dass Weiblichkeit auch ein großes Spektrum hat und es unendlich viele Varianten davon gibt und wir uns endlich von diesen Stereotypen lösen.

Weiblichkeit kann unglaublich vieles sein! Ich glaube, es gibt nicht die Antwort, das ist Weiblichkeit, sondern es ist einfach, was du als weiblich fühlst, ist deine Ausdrucksform von Weiblichkeit. Und ich glaube, das ist unglaublich wichtig, dass wir das auch mehr aussprechen und mehr supporten, dass Weiblichkeit auch ein großes Spektrum hat

Q: Glaubst du, du kannst mit deiner Musik die Musikwelt verändern oder etwas in ihr anstoßen – so ganz pathetisch gefragt?

Mulay: Auf jeden Fall. Also ich möchte mich jetzt nicht so groß machen und sagen, meine Musik wird die Welt verändern. Aber ich glaube am Ende hat die Musik und das zeigt ja auch die Geschichte, schon einen krassen Einfluss auf die Gesellschaft und nicht nur die Musik, sondern auch die Kultur allgemein. Allein jetzt, in diesen zwei Jahren, haben wir auch gesehen, wie viele Leute sich an Kunst und Musik festgehalten haben, in Zeiten, wo es nicht so einfach war, wo nicht so viel ging. Ich glaube es gibt uns Menschen einfach unglaublich viel. It nourish the mind. Ich glaube, es ist ja immer so, wenn etwas ein Individuum bewegt oder verändert, dann kann man das ja einfach multiplizieren, weil wir sind alle viele Individuen und dann verändert sich auch was in der breiten Masse, also in der Gesellschaft.

Q: Wir bleiben gespannt. Danke dir schonmal, dass du dich all unseren Fragen gestellt hast. Für dich geht’s ja gleich erst so richtig los. Wie fühlst du dich nach zwei Festival freien Sommern wieder auf die Bühne zu gehen?

Mulay: Ich bin total froh hier zu sein und auch mit den Casette Heads Session, wir sind eine echt coole Crew und es wird super schön. Ich werde es einfach nur genießen auf der Bühne zu sein und auch das wunderschöne Wetter. Ich meine, die Sonne, es hätte nicht besser sein können und ich werde gleich auch nochmal ins Wasser jumpen. Es ist auf jeden Fall sehr schön hier.

Q: Dann wünschen wir dir eine unvergessliche Zeit auf der Bühne, vielen dank für deine Zeit.

Hier könnt ihr die neue Single “SEE ME” anhören:

Mulay – SEE ME

Das Interview haben Radio Q – Reporterin Pauline Burcek und Lea Erdmann geführt