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Interview mit The Inspector Cluzo

Written by on 23. September 2018

The Inspector Cluzo aus Frankreich spielen Classic Rock und besitzen zudem einen Bio-Bauernhof. RadioQ Reporter Jan-David Wiegmann hat Laurent (Gesang/Gitarre) und Mathieu (Drums) auf dem Haldern Pop Festival getroffen. Auf den Äckern des kleinen Festivals fühlten sie sich direkt wohl und plauderten offen über ihre Abneigung gegenüber Bassisten und die diesjährige Ernte.

Ihr habt gerade noch ein sehr energiereiches Konzert gespielt. Wie fühlt ihr euch?

Mathieu: Wir fühlen uns super, wie nach jedem Konzert. Oder wie wir sagen, nach dem Krieg (lacht).

Morgen spielt ihr auf dem Sziget Festival. Das ist doch sicherlich eine enorme Umstellungen, von so einem kleinen Festival wie dem Haldern Pop jetzt auf ein mega Event wie das Sziget zu fahren.

Mathieu: Natürlich ist das ein großer Unterschied von diesem kleinen Ort auf das Sziget zu kommen. Das ist schließlich das größte Festival Europas. Deshalb ist es sehr wichtig für uns dort zu spielen. Aber auch da werden wir mit der gleichen Energie auf die Bühne gehen, wie auf jedem anderen Festival auch.

Ihr habt bereits in über 52 Ländern gespielt, von Südkorea, über Kolumbien bis Peru. Daher gibt es wahrscheinlich kaum eine geeignetere Band die ich fragen kann, wo das Publikum am verrücktesten ist.

Laurent: Das ist schwer zu sagen. Aber die Japaner sind super. Die drehen zwar nicht bei jedem Konzert durch, aber wenn du denen etwas nicht alltägliches wie Classic Rock vorspielst, dann ist da ordentlich was los!

Aber ihr spielt ja nicht nur auf Festivals, sondern auch kleinere Shows. Was spielt ihr lieber?

Mathieu: Wir lieben Clubshows! Wir spielen ohne Setlists mit viel Improvisation. Das ganze macht natürlich besonders Spaß, wenn man im Club direkt vor den Leuten steht. Aber auch Festivals können sehr viel Spaß machen. Vor allem kleinere Festivals wie das Haldern Pop. Das ist die perfekte Größe. Große Festivals mögen wir eher nicht.

Morgen spielt ihr aber trotzdem auf dem Sziget…

Mathieu: Ja, das ist uns auch zu groß. Das spielen wir nur um neue Fans zu gewinnen und weil wir uns ja auch irgendwie als Band am Leben halten müssen. Letztens haben wir auch auf dem Woodstock in Polen gespielt. Aber das war nochmal eine andere Geschichte, weil das war für einen karitativen Zweck. Allerdings sind uns solche Festivals echt zu groß. Wir haben keine große Bühnenshow mit Explosionen oder Spezialeffekten, sondern spielen nur unsere Setlist runter. Die wirkliche Energie unserer Auftritte entfaltet sich besonders gut in kleinen Klubs.

Euer Sound ist ja sehr energiegeladen und laut. Eure ganzen Songs wirken wie für den Live-Auftritt gemacht. Würdet ihr euch als Live-Band bezeichnen?

Laurent: Ja! Wir spielen einen sehr organischen und natürlichen Sound. Wir haben keinen Computer oder so auf der Bühne, sondern spielen nur mit unseren vier Händen und Füßen und meiner Stimme.

Mathieu: Auch wenn die beschissen klingt.

Laurent: (lacht) Auch wenn die beschissen klingt. Wir wollen unsere natürliche Musik mit dem Publikum teilen und das ist alles was wir wollen. Daher sind wir schon eine Live-Band.

Ihr spielt Classic Rock der oft so klingt, als stamme er direkt aus den 70ern. Welche Bands aus der Zeit haben den größten Einfluss auf eure Musik?

Laurent: Wir lieben Künstler wie Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Curtis Mayfield oder AC/DC. Wir lieben alle diese Musiker, die ihre Musik noch per Hand, auf natürlichem Wege produziert haben und nicht mit Computern, wie es heutzutage üblich ist. In diesem Sinne haben alle diese Künstler einen Einfluss auf unsere Musik.

Ihr seid auch eine wahre Do-it-Yourself Band. Ihr produziert eure ganze Musik selbst. Warum ist das besser, als sich von einem Label produzieren zu lassen?

Mathieu: Also wir werden schon von einem Label produziert, aber das ist halt unser eigenes Label „Fuck the Bassplayer Records“ (lacht). Wir spielen einfach keine gewöhnliche Musik und die können wir auch weiterhin nur spielen, wenn uns keiner da rein redet. Dank dem eigenen Label können wir machen was wir wollen, wann wir wollen und mit wem wir wollen. Der Nachteil ist, dass wir nur wenig Geld zur Verfügung haben, daher spielen wir viele Live-Shows. Uns treibt immer der Gedanke an, dass wir eine vergleichsweise große Band sein können, ohne große Unterstützung eines Labels oder Geldgeber dahinter.

Du hast es gerade schon angesprochen, euer Label heißt „Fuck the Bass Player Records“ und es ist bekannt, dass ihr eine Abneigung gegen Bassisten habt. Hat denn bisher niemand eure Einstellung ändern können?

Mathieu: Vor „The Inspector Cluzo“ hatten wir noch eine andere Band. Da hatten wir auch einen Bassisten. Doch der ist einfach abgehauen und dann folgten noch vier andere. Aber die waren alle irgendwie langweilig. Daraufhin haben wir beschlossen einfach zu zweit weiter zu machen. Aber natürlich hassen wir nicht wirklich alle Bassisten. Es gibt auch einige gute, aber natürlich nicht viele. Unser Bühnen-Manager ist beispielsweise ein Bassist.

Laurent: Den lieben wir sogar!

Neben eurer Musikkarriere, betreibt ihr ja auch euren eigenen Bio-Bauernhof. Beeinflusst das Bauernleben auch euren Sound?

Laurent: Auf jeden Fall! Fast alle Lyrics sind davon inspiriert. Außerdem schreiben wir die Songs auch alle auf dem Hof. Dort bekommt man nämlich gut den Kopf frei.

Aktuell haben wir einen enormen Hitzesommer in West-Europa. Da habt ihr wohl dieses Jahr Pech mit der Ernte, oder?

Mathieu: Wir haben Glück! Im Juni hat es in Frankreich viel geregnet, dann kam plötzlich diese Hitze. Wir haben schon eine ordentliche Ernte eingefahren, auch wenn diese nicht so groß war wie im letzten Jahr. Aber das macht uns nicht viel, weil das eben die Natur ist und wir sind keine Fans von manipuliertem Korn nur um den Ertrag zu erhöhen. Wir überlassen unsere Ernte komplett der Natur.

Aber auch die Natur wird ja leider vom Menschen beeinflusst. Doch auch viele Menschen leugnen den Klimawandel. Was würdet ihr einer mächtigen Person wie Donald Trump sagen, die den Klimawandel leugnet?

Mathieu: Ich glaube wir könnten ihm nicht viel sagen. Diese Leute sind komplett von ihrer Meinung überzeugt und lehnen jegliche Diskussion ab. Es ist richtig schade, dass es gefühlt immer mehr Menschen gibt, die den Klimawandel leugnen. Ich sehe außerdem kaum einen Unterschied zwischen Menschen wie Donald Trump und radikalen Islamisten. Beide haben eine stark ideologische Einstellung, die vielen Menschen schadet und beide lassen sich nicht von anderen Menschen überzeugen. Da man diese Menschen eh nicht überzeugen kann, haben wir uns den Hof zugelegt. Im kleinen können wir so etwas in der Welt bewegen, indem wir uns gegen die Großen Konzerne wie Monstanto mit ihrer Gentechnik stellen. Es sind nicht die Politiker wie Trump, aber auch Macron oder Merkel, die die Welt wirklich verändern können. Das liegt alleine bei jedem einzelnen Menschen. Wir sollten alle lokaler handeln und nicht nur schlau daherreden.

Gibt es denn eigentlich Gemeinsamkeiten zwischen der Landwirtschaft und der Musik?

Laurent: Gute Frage. Für uns gilt, dass wir einen möglichst natürlichen Sound auf der Bühne erzeugen und auch auf natürliche Weise unser Obst und Gemüse anbauen. Denn man kann in der Landwirtschaft Pestizide und Gentechnik anwenden und auch auf der Bühne kann man einen Computer benutzen. (lacht)

Autotune ist also die Chemikalie der Musikindustrie!

Laurent: (lacht) Das kann man so sehen! Es beschmutzt dein Gehör!

Aber was hört ihr denn für Musik, wenn ihr auf dem Hof arbeitet?

Mathieu: Eigentlich hören wir keine Musik während wir arbeiten. Wir arbeiten schließlich den größten Teil der Zeit im Freien. Die einzige Musik die wir da hören, ist die Musik der Natur. Drinnen machen wir dann meistens unsere eigene Musik.


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