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Yeule – Softscars

Rezensiert von am 25. September 2023

       

Was passiert wenn Alternative Rock Tracks der 90er Jahre auf K-POP beeinflussten Hyper- und Noisepop der Generation “Lost” treffen? Was sich auf dem Papier schon extrem wild liest, klingt auch ehrlich gesagt so. Das in all diesem Genrechaos aber ein wunderbar gefühlvolles einzigartiges Album steht, lässt sich kaum von der Hand weisen. Und dieses Album liefert uns yeule mit ihrem Machwerk softscars. 

yeule selbst ist in Singapur unter dem Namen Natasha Yelin Chang geboren und identifiziert sich mittlerweile aber als non-binär, heißt nun Nat Cmiel und nutzt daher die Pronomen “they/them”. Den Weg zur Musik fand they schon sehr früh am heimischen Yamaha Klavier, wo they sich zunächst vor allem an klassischer Musik versuchte. Über die kam they auch an den Soundtrack von Final Fantasy, das Spiel aus dem letztendlich auch their Künstlername entspringt. Als häufig einsames und trauriges Kind wurde die Flucht ins Internet zur Regelmäßigkeit, was their Musik maßgeblich beeinflusste. Hier war es auch, dass they als Teenager ein Video eines Liveauftrittes von Grimes sah, welches they musikalisch entscheidend beeinflusste. Doch nicht nur die spätere Frau von Elon Musk sondern auch Künstler*innen der Alternative Rock Szene wie David Bowie, Nirvana oder auch Avril Lavigne wurden zu entscheidenden musikalischen Einflüssen. Diese sind auf dem Album softscars, welches am 22.09. über Ninja Tune veröffentlicht wurde an vielen Stellen zu hören. 

Gleich der Opener x w x ist einer der stärksten Songs des Albums und gibt die Marschrichtung vor. So erinnert er zunächst an eine etwas rockigere Variante von Shoegaze a la My bloody valentine. Ehe dann die verzweifelte Stimme yeules sich den Leib aus der Seele schreit. Diese Parts werden durch melancholische Streicherparts pausiert. Am Ende des Songs bricht aus der Sängerin alles heraus und man kann die pure Verzweiflung in der Stimme wahrnehmen. Thematisch die normative Sichtweise auf Gender und Mental Health auf. “Let me guess, let me know, Borderline? Overdose?” als unterstellte Gründe für den Struggle. So thematisiert der Song ebenfalls auf eine emotionale Weise Existenzkrisen und den Hang zur Selbstzerstörung, wie man es schon eher aus dem Emo gewohnt ist. 

Credit: Neil Krug

Es folgt direkt ein weiteres Highlight mit sulky baby. Hier geht es doch etwas ruhiger zu und der K-Pop Einfluss steht stärker im Vordergrund. Fast schon balladenartig kommt der Song daher. Dabei bleibt der Track die ganze Zeit über gemäßigt und bricht selten aus. Passend zum Songtitel, der auf Deutsch so viel wie schmollendes Baby bedeutet, geht es auch hier um das Verlorensein und greift damit in Anlehnung an Billie Eilish, leichte Emogirltendenzen auf. 

Ein weiteres Highlight der Platte liefert der Song dazies. Auch hier wartet zunächst der Shoegaze und Dream Pop der 90er Jahre. Unverkennbar ist auch die Hommage an den Pixies Klassiker “Where is my mind”. Der Gesang kommt hier allerdings so verzerrt daher, dass man das Gefühl hat, man würde einem programmierten Sprachroboter zuhören. Eine klare poppige Melodie leitet durch den Song und auch wenn er größtenteils ruhig ist, schafft es der Song doch eine gewisse Energie zu erzeugen, die sich auch mal entladen muss. Der Refrain ist im Vergleich zu den vorangehenden Tracks eher repetitiv und drückt wieder eine gewisse Verlorenheit aus “Sweetness, gentle, kinder, mental, black hole, black sky”

Die Verlorenheit und Zerbrechlichkeit, die yeule und auf softscars immer wieder zeigt ist ein bezeichnendes Motiv. yeule schafft es auf verblüffende Weise uns auf authentische Art an ihrer depressiven Gefühlswelt teilhaben zu lassen. Diese Emotionale Echtheit gepaart mit dem wilden Genremix von den 90ern bis in die heutige moderne Hyperwelt des Internets machen softscars zu einem absoluten Hinhörer, den man sich nicht entgehen lassen sollte. 

rezensiert von Moritz Meyer


Label: Ninja Tune
Veröffentlicht am: 22.09.2023
Abweichende physische Veröffentlichung am: 06.10.2023
Interpret: Yeule
Name: softscars
Online: Zur Seite des Interpreten.


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