LOKI – Cyan
Rezensiert von Fee Briesemeister on 1. Oktober 2025

LOKI haben ihr Debütalbum nach einer Farbe benannt, die für Gelassenheit, Klarheit und Freiheit steht. Bereits der Opener von “Cyan” malt ein Bild, welches sich durchaus mit diesen Attributen schmücken lässt und somit die Richtung für das gesamte Album vorgibt.
Wenn man die Augen während des gut einminütigen instrumentalen Intros schließt, eröffnet sich eine türkis schimmernde Welt, die zum einen tröstende Ruhe und zum anderen herzzerreißende Melancholie hervorruft. Kurz bevor einen Letztere jedoch komplett erreicht, zieht das Tempo an, Synthies lösen das getragene Klavier ab und es heißt Abfahrt Richtung Title-Track, der alles andere als Trübsal bläst.
“Just give me something to let go/ Just give me something I don’t know”
Etwas grundsätzlich Neues gibt es an dieser Stelle nicht zu hören, denn der Song erinnert an den treibenden, von Heartland-Rock inspirierten Sound Sam Fenders, kombiniert mit elektronischen Elementen, wie sie unter anderem bei The 1975 zu hören sind. Referenzen wie diese ziehen sich durch das Album, trotzdem bedienen sich LOKI nicht am Sound anderer Künstler*innen. Durch subtile Mehrstimmigkeit, ein breit aufgestelltes instrumentales Repertoire und das Einstreuen unerwarteter elektronischer Sounds gibt es in jedem Song immer wieder etwas zu entdecken, was einfach Spaß macht und die DNA der Band festigt.

Die Band aus Paderborn formierte sich 2019 um Marc Grünhäuser und besteht mittlerweile aus acht Personen, die sich offensichtlich bestens ergänzen. Das Album hat die Band in verschiedenen Studios aufgenommen. Unter anderem im Haus Irmgard, einem kleinen familiären Studio in der Nähe von Hamburg. Ansonsten ist das Album so gut wie in Eigenregie entstanden und beim bandeigenen Label erschienen.
Weitere euphorische, tanzbare Momente sind auf der Platte ebenfalls zu finden, hauptsächlich erwarten einen jedoch lyrisch pointierte, von angenehmer Schwere und Dringlichkeit durchzogene Songs. Einer davon ist Greedy. Inhaltlich geht es darum, mehr vom Gegenüber zu verlangen, als es einem geben kann oder möchte. Der Song ist ein Beispiel für die Vielschichtigkeit der Band auf mehreren Ebenen, denn er spielt nicht nur textlich, sondern auch klanglich mit Nähe- und Distanz-Empfinden. Was mit einem verzerrten, befremdlich erscheinenden Intro à la Bon Ivers “22 A Million” beginnt, wird durch fast konträr erscheinende Klarheit, warme Gitarren-Layers und Harmonien abgelöst.
“Should have thought twice / before I hit you deep inside/ your gentle heart/ turn water to wine/ so my greedy mouth/ can taste the words/ you couldn’t spit out”
“Cyan” ist gespickt von emotionalen Themen. Zum Beispiel einem sich eher kurzfristig anbahnenden Gefühlschaos ausgelöst durch unausgesprochene Gefühle gegenüber einer Person, zu der sich das lyrische Ich hingezogen fühlt, die ihm aber sehr wahrscheinlich nicht gut tun würde (“Make it Hurt a Little Longer”) oder der Langfristigkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen, die einen ein Leben lang begleiten, wenn auch nur in einer Erinnerung (“Vertigo”).
“Faces stay while memories blur/ I preserve the ones we were”
Mit einer Bandbreite an emotionalen Texten – die zwar ins Mark gehen, einen jedoch ab und zu auch ein bisschen tanzen lassen – und musikalischer Vielfalt, die von Pop-Momenten über Indie-Folk und elektronische Details reicht, bietet die Platte den optimalen Ausgangspunkt um dem Herbst mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen zu blicken.
Falls ihr jetzt Lust habt euch von den acht (!!!) Musiker*innen in die optimale Herbst-Stimmung versetzen zu lassen und gleichzeitig lokale Indie-Musik zu supporten wäre am 23.10. die perfekte Gelegenheit dafür. LOKI spielen dort nämlich ein Konzert in der Kleinen Freiheit in Osnabrück. Tickets für das Konzert bekommt ihr hier.
Label: LOKI Veröffentlicht am: 26.09.2025 Interpret: LOKI Name: Cyan Coverbild: LOKI