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Little Simz – Lotus

Rezensiert von on 9. Juni 2025

       

Lotus, eine Pflanze, die sich erstmal durch schlammige Gewässer kämpfen muss, um dann an der Wasseroberfläche zu einer wunderschönen Blume zu werden. “It’s that feeling of, regardless of where you grew up or what you’ve been through you can still become something extraordenary”, sagt die britische Rapperin und Sängerin Little Simz über ihr neues Album “Lotus”, welches sie am vergangenen Freitag veröffentlicht hat. Es ist ihr nun schon 6. Album und hat mit 13 Songs eine Länge von 49 min und 55 Sekunden. Zwischen Bass und Beats, Geigen-Arrangements, Trompeten und Klavier, erzählt Little Simz unter anderem von ihren Emotionen. Sie thematisiert ihre Gefühle gegenüber ihrem Bruder, dem Kampf des Erwachsenwerdens, den Frust über ihren alten Produzenten und rappt von Liebe, die nicht immer nur romantisch sein muss. Starke Beats treffen auf noch stärkere Bars und jeder Song lässt einen in ein neues Gefühl eintauchen. Zusätzlich gibt Little Simz den Zuhörer*innen noch ein bisschen Weisheit und Moral mit auf den Weg. 

Der erste Song des Albums heißt Thief. Es lässt sich vermuten, dass er an den ehemaligen Produzenten der Rapperin gerichtet ist, mit dem sie nicht gut auseinander gegangen ist. Unterstützt von Gitarre, Schlagwerk, einer nach James Bond klingenden Melodie und immer wieder dissonanten Elementen, klagt sie ihn in dem Song an. Sie rappt: “I‘ve lost myself in the process, can’t bring back that dead cells” und startet durch Lines wie dieser direkt mit einem Banger in das Album.

Der nächste Song des Albums Flood baut sich langsam auf. Der Song zeichnet sich aus durch markante Trommeln und den Vocals des Künstlers Obongjayar, unterstützt von einem Chor und afrikanischen Gesängen im Refrain. Darauf rappt Little Simz: “Can’t hold a girl down that is this bad” und “realness is the village I come from”.

Young ist wohl der Song des Albums der die Geschmäcker am meisten spaltet. Mit einem eher dissonanten Refrain, Schlagzeug, Gitarre und vielen Adlibs nimmt die Rapperin in dem Song Bezug auf die britische Musikszene. Während sie in ihrem Song übers Jung sein singt: “Im going out everynight “no responsibilities”, sieht man sie in dem dazugehörigen Musikvideo als alte Frau. 

Der nächste Track heißt Only und erinnert an einen schönen Sommertag in London. Jazzige Elemente, Klavier und Bass als zentrale Instrumente lassen den Song wie ein Liebeslied klingeln. Mit Lines wie: “We ain’ here for the hateful stuff, it’s funny how they always wanna hate to love” bringt Little Simz Moral mit in den Song.

Auch der Song Free handelt von Liebe. Little Simz macht deutlich, dass Liebe nicht nur romantische Liebe sein muss, sondern auch Liebe zu Freund*innen, Familie und zu sich selbst beinhalten kann. Unterstützt wird der Song von einem ruhigen Beat und schönen Streicher-Melodien.

Der Song Peace ist ein ruhiger Song ohne Schlagzeug, sondern ganz simpel nur mit Gitarre. Er klingt nachdenklich und reflektiert, als würde Little Simz sich an ihre Jugend erinnern. Peace sorgt nach den beiden fröhlichen Songs für einen klaren Bruch in der Stimmung. Sie rappt unter anderem: “I’ve got to find some peace of mind” und „don’t be a victim of your reality”. Gesanglich unterstützt wird sie von Moses Sumney und Miraa May.

Der Song Lion bringt nach den beiden ruhigeren Songs wieder Schwung ins Album. Sie beginnt den Song mit den Worten: “Bet you’ve never seen a young black woman so fly”. Mit dem Beat, dem passend eingesetzten Bass und den Trompeten, kann man fast nicht stillsitzen. Es fühlt sich an, als hätte Little Simz wieder zurück zu sich selbst gefunden und zeigt, wie stolz sie auf ihre nigerianischen Wurzeln ist. Der Song wird getragen durch den Satz: “We don’t care for what they say, that’s my super power!”

Der Song Enough ist charakterisiert durch dissonante Melodien und einen holpernden Beat. Ein eher schwer greifbarer Song, indem sie immer wieder wiederholt: “don’t make me pull the plug, I almost had enough”. Sie experimentiert in diesem Song mit unterschiedlichen Elementen wie Tempo, Instrumenten und Stimmen. 

Ebenfalls ein ruhiger Song ist Blood, mit einem entspannteren Beat und schönen Melodien. In diesem Song hat sie eine Unterhaltung, fast schon einen Konflikt mit ihrem Bruder. Es geht darum, wie man zwar in der gleichen Familie aufwachsen kann, aber trotzdem sehr unterschiedliche Erfahrungen sammelt. Durch die gegenseitigen Vorwürfe wird aber auch die tiefe Verbundenheit zwischen den Geschwistern deutlich. Im Refrain hört man immer wieder den Text: “I feel we’ve grown apart, if you want greener grass you have to water where you walk”.  

Der 11. Track ist der Titelsong des AlbumsMit 6 ½ Minuten ist er mit Abstand der längste Song auf “Lotus”. Zwischen eher dissonanten Elementen, Chor und Klavier, sind die Kirchenglocken, die sich durch den gesamten Song ziehen, ein eher überraschendes Element. Der erste Drittel des Songs fühlt sich an wie ein Kampf, sie rappt: “Paranoia got ’em looking out the window, mood might change, depending on how the wind blow”. Der Song treibt nach vorne und dann plötzlich gibt es einen kompletten Stimmungswechsel durch einsetzende harmonische Geigenpassagen, Drum-Soli und sogar Harfenklänge. So endet der Song mit einem Gefühl von Hoffnung.  

Lonely ist der vorletzte Song des Albums. In diesem eher ruhigeren Song mit groovigem Beat und Klavier reflektiert Little Simz über das Schreiben des Albums. “I was lonely making an album, attempted it four times”, sie erklärt, dass sie sich alleine gefühlt hat in dem Prozess. Sie rappt: “unpacking the fuckery I’m trying to heal through”. Außerdem spricht sie wieder den Konflikt mit ihrem Produzenten an und die daraus entstandenen Selbstzweifel. Das Ende des Songs wird begleitet durch Gitarre und Streichpassagen. 

Der abschließende Song von Little Simz Album heißt Blue. Der Song fühlt sich an wie ein Ausblick. Little Simz fragt sich: “What would you feel, what would you do?” Es ist eine finale Reflektion und Erklärung zu ihrem Album. Getragen wird der Song von ruhigem Klavier, Pfeifen und Gitarre.

Insgesamt hat Little Simz mit “Lotus” ein sehr schön durchdachtes Album produziert. Sie lässt die Hörer*innen teilhaben an ihren Gefühlen und Problemen. Zwischen provozierend dissonanten Tracks, tanzbaren Bangern und ruhigen, reflektierenden Songs, bewahrt die Künstlerin ihren eigenen Sound. Das Album ist, genau wie eine Lotusblüte, vielschichtig und entwickelt sich, je länger man hört, immer weiter. Little Simz verbindet musikalisch unglaublich gut gemachte Songs mit tiefgründigen, sich echt anfühlenden Texten und hat dadurch ein Album kreiert, das im Kopf bleibt. 


Label: Forever Living Originals & AWAL
Veröffentlicht am: 30.05.2025
Interpret: Little Simz
Name: Lotus


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