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Die Türen – Miete Strom Gas (Remixed)

Rezensiert von am 31. Januar 2023

       

Miete. Strom. Gas. Jeden verdammten Monat. Und ständig steigen sie. So wie die Gehälter vom CEO von RWE und die Supermarktpreise seit der “Post”-Corona-Zeit. Wer hat sich eigentlich dieses Naturgesetz steigender Preise ausgedacht? Statt der EEG-Umlage gibts dann bald die Gas-Umlage und um die Umwelt zu retten, werden wir wohl oder übel die Ausbreitung erneuerbarer Energien trotzdem weiter ausbauen müssen. Immerhin tragen die Wohlhabenden auf dem Planeten alles in ihrer Macht Stehende um eine blühende CO 2 freie Zukunft herbeizuführen und Kriege um Rohstoffe und Einfluss zu verhindern!

Kommen wir aber zur vielleicht wichtigsten Frage: 

Was soll das Ganze hier?

Nun, es gab letzte Woche ein paar solide Indie Alben mit JW Francis und Ladytrons neuen Longplayern. Und dann gab es da eine EP mit acht! Ja genau, ACHT! Versionen desselben Songs. Die waren leider alle geil. Dazu heißt die Band wie die größte Psychedelic Rock Band des letzten Jahrhunderts – nur eben auf Deutsch. Und dann sind sie noch die Haus- und Hofband eines Labels, das man eigentlich nur lieben kann. Weil es so schräg-schöne Gruppen/Menschen in seine Obhut nimmt, wie International Music, Andreas Dorau oder Jacques Palminger.

Aber zurück zu “Die Türen”:  Ursprünglich aus der Umgebung von Borken kommend, gründeten sie sich vor etwa 20 Jahren in der Hauptstadt mitsamt ihres Labels Staatsakt und machten Alben mit so klugen Namen wie “Popo” und “ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ” (Fans durften auf darauf ihren ganz persönlichen Albumtitel mit Stickern zusammenkleben – wie brillant ist das denn?). Da wird dann auch mal eben das ganze Alphabet der musikalischen Genre-Palette durchexerziert.

Die Türen sind musiktechnisch Profis, machen Dadaismus (was ja super zusammenpasst, siehe Helge Schneider) und irgendwie auch Post-Punk mit unüberhörbarer Kapitalismus-Kritik.

Zuletzt (2019) gab’s dann gar ein Dreifach-Album. Unter der Tracklist findet sich auch ein Krautrock-Monster namens “Miete Strom Gas”. Aber wir haben “Miete Strom Gas” da eben auch nur in aller Oberflächlichkeit kennengelernt. Quasi erstes Date – lief rund. Man will einfach mehr. Zum Beispiel fragt man sich dann ja schon, wie klingt dieser atemberaubende Lyrik-Leviathan mit 56k Modem Glitches und Mitgröhl-Hook für die nächste linke Revoluzzer-Party? (T.Raumschmiere Remix)? sumpfigen Dub-Vibes (Bendedikt Frey Remix)? mit Deichkind-Madness (Thee Church Ov Acid House Remix)? als flüsternder Chanson für sinnlichen Sex (Gina V. D’Orio & Candy Hank Chanson Version) als Minimal House fürs alternative Künstler-Café? (The Chap Remix)? als Freejazz Assoziations-Abenteuer (TRAINING Remix).

All diese total offensichtlich aufkommenden Fragen, die man hat, wenn man “Miete Strom Gas” zum ersten Mal hört, werden auf dieser EP beantwortet. Endlich denkt mal jemand mit!

Meine Miete wurde by the way während des Schreibens dieser Rezension um 30 % erhöht und auch wenn er womöglich nicht anders kann bei der politischen Lage – so ein bisschen wünsche ich mir, dass mein Vermieter dafür 24/7 von diesem Lied träumt – nur in so Zimmerlautstärke.


Label: Staatsakt
Veröffentlicht am: 20.01.2023
Abweichende physische Veröffentlichung am: 20.01.2023
Interpret: Die Türen
Name: Miete Strom Gas
Online: Zur Seite des Interpreten.


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