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Parcels – LOVED

Rezensiert von on 17. September 2025

       

Das dritte Studioalbum der australischen Band Parcels ist ein ungewöhnliches Album. Das erste Indiz dafür ist die Tracklist – wenn Parcels gewöhnliche Alben schreiben wollten, würden sie auch ihre Songtitel gewöhnlich schreiben. Safe and Sound würde dann da stehen, oder To be Loved. Stattdessen liest man Safeandsound, Tobeloved, Iwanttobeyourlightagain und so weiter. Noch mehr als auf den bisherigen Alben passt diese stilistische Entscheidung zur Musik.

Die Songtitel sind weniger eine wohlüberlegte Überschrift und mehr ein in den Raum geworfenes Stichwort, und dann wird darüber improvisiert, assoziiert, meditiert.

Und auf einmal sitzt man nicht mehr zuhause auf dem Sofa, sondern mit Freund*innen in einem großen Garten an einem warmen Sommerabend, einer fängt plötzlich an, ein paar kurze Akkorde auf der Gitarre zu spielen, ein anderer singt ein paar Zeilen, weitere werden folgen. Welche, das weiß er selbst noch nicht so genau, aber ihm wird schon etwas Gutes einfallen. Ein dritter spielt auf einem Mini-Synthesizer ein paar gut dosierte Blues-Skalen, wer dann noch eine Idee hat macht eben mit, und wer hat hier eigentlich das Schlagzeug mitgebracht?

We started to be way more free with the way we would sing and improvise, hopefully you feel like you’re standing in the middle of all four of us singing“, sagt Keyboarder und Gitarrist Patrick Hetherington über das Album, und das gelingt. Einen klassischen Refrain hat kaum ein Song, den braucht es auch nicht, so ein starres Raster würde die Kreativität und Freiheit dieses Albums nur unterbrechen. Die Texte sind (über weite Strecken des Albums) auf eine angenehme Art egal, das Gefühl wird dennoch klar: Summer in love / I believe / Sky up above / I will breathe. Man hat das Gefühl bei einer neuen Aufnahme könnten viele der Worte andere sein, trotzdem sind die Lyrics clever und voller kreativer Ideen.

Lying, lonely
Minding my own
I never wanted to go
But time in the sand
Is better than in the snow

Akustisch hört man in der Produktion den Garten immer wieder heraus. Mal hört man jemanden aus dem Hintergrund etwas rufen oder lachen, das gehört dazu, auch hier gibt es kein Raster. Das Album klingt entspannt, ohne gleichgültig zu sein, als hätte man im Studio den ersten Take direkt genommen, aber eben weil der erste Take direkt sehr gut war. Übrigens klingt LOVED wie ein Album, das komplett im Proberaum entstanden sein könnte, dabei haben Jules, Louie, Patrick, Noah und Toto über die ganze Welt verteilt gelebt, als die Ideen für dieses Album entstanden sind. Doch jetzt sind sie eben alle wieder zurück in ihrer Wahlheimat Berlin, improvisieren, und wir dürfen dabei sein.

Am Ende des Albums ändert sich plötzlich die Dynamik, auf den Uptempo-Song Thinkaboutit folgt das melancholische Finallyover und dann das kontemplativ nostalgische Iwanttobeyourlightagain. Plötzlich realisiert man: Der Sommerabend war ein Spätsommerabend, und Spätsommer heißt eben immer auch, dass der Sommer bald vorbei ist. Musik und Text sind nun weniger verspielt, stattdessen bittersüß und nachdenklich, auch die Blues-Skalen treten jetzt deutlicher zum Vorschein. Der Sommer ist vorbei, doch am Ende wird es noch einmal versöhnlich, denn was bleibt, ist die Erinnerung, und das ist doch besser als nichts.

“I remember it felt good
Get as far away from there as I could and
Try to seem misunderstood
I remember the firewood
I remember the weekends
From friends to lovers, and back to friends
It didn’t matter in the end
It doesn’t matter in the end”


Label: Because Music
Veröffentlicht am: 12.09.2025
Interpret: Parcels
Name: LOVED


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