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Tom Odell – A Wonderful Life

Rezensiert von on 10. September 2025

       

5. September 2025 – ich bin gerade auf dem Rückweg aus dem Urlaub, warte auf meine Bahn zurück nach Münster – und Tom Odell veröffentlicht sein neues Album A Wonderful Life. Als alteingesessener Fan habe ich seinem siebten Studioalbum lange entgegengefiebert, also Kopfhörer auf und Songs an. Meine Erwartungen an das Album sind hoch, denn den vorab releasten Song Don’t Cry, Put Your Head On My Shoulder hab ich in der Radio Q Rotation rauf und runter gehört. 

Schon in den ersten Songs merkt man: Es ist ein zutiefst persönliches Werk. Der Sound ist roh, intim und manchmal sogar ungeduldig, mit einer Live-Atmosphäre, als sei die Band direkt im Raum mit Odell aufgenommen worden. Das kommt ganz besonders in Songs wie Prayer oder Why Do I Always Want The Things I Can’t Have rüber, in denen man stellenweise nur Tom Odell und wahlweise Klavier oder Gitarre hört. Mir gibt das die musikalischen Vibes von alten Songs von ihm, wie beispielsweise Grow Old With Me aus dem Album Long Way Down von 2013 – einfach Gänsehaut! 

Wer bei dem Titel des Albums optimistische Wohlfühl-Musik erwartet, wird allerdings enttäuscht. Thematisch dreht sich A Wonderful Life um Verzweiflung, Frustration und Hilflosigkeit mit düsteren und sehr emotionalen Texten. Es entstand zum Teil als Reaktion auf die Nachrichtenlage und „das Gefühl, dass fast jede Woche die Welt in irgendeiner Weise untergeht – was für manche Menschen auch tatsächlich der Fall ist“, erklärt Odell

Der Song Don’t Cry, Put Your Head On My Shoulder ist dabei das perfekte Beispiel für diese Grundstimmung des Albums. Mit seinen ruhigen Gitarren und dem langsamen Schlagzeug verkörpert er auf der einen Seite Trauer in schweren Zeiten – und erweckt gleichzeitig doch ein bisschen Hoffnung, dass am Ende alles wieder gut wird.

But don’t cry, put your head on my shoulder. Take all the time that you need. God knows I’m gonna show ya. It’s never as bad as it seems.”

Auch Ugly – ebenfalls eine der vorab releasten Singles – folgt dem Schema: Sehr traurig und schön zugleich. Der Song zeugt von geradezu schmerzhafter Ehrlichkeit über die eigene negative Körperwahrnehmung. Durch die Vertrautheit, die sich durchs ganze Album zieht, kann man die thematisierte Angst, nicht schön oder liebenswert genug zu sein, förmlich spüren.

“I’m standing in the mirror. I wanna change my skin.”

Bild: UROK & Virgin Music Group

Die Songs entstanden über neun Monate hinweg im Jahr 2024 – meist zwischen Tourbussen, Zügen und Hotelzimmern. Und das hört man auch. So thematisiert zum Beispiel der Track Can We Just Go Home Now die Erschöpfung, die Tom Odell selbst auf Tour gespürt hat. 

Mein persönlicher Höhepunkt ist Why Do I Always Want The Things That I Can’t Have. Ein ruhiger Song, kraftvolles Klavier und Chor als Begleitung. Ein Ringen zwischen Sehnsucht und Selbstzerstörung, Tanzen, Pillen, Zigaretten sowie Nächten ohne Schlaf. Im besten Sinne ein klassischer Tom Odell Song eben. 

“Why doesn’t anybody realise. We’re on the edge of paradise.”

Insgesamt ist A Wonderful Life sehr vielseitig aber auch gleichzeitig sehr vertraut. Mit eindringlichen Texten und toller Instrumentalisierung geht das Album direkt unter die Haut. Die Songs wirken wie Kapitel aus Tom Odells persönlicher Lebensgeschichte: reduziert, nah, fast so, als säße man mit ihm in seinem persönlichen Wohnzimmerkonzert. Ab November kann man ihn in verschiedenen deutschen Städten wie Köln, Hamburg oder Berlin auf seiner Tour live hören. Ich bin nach dem Hören auf jeden Fall mehr als tempted, mir auch Karten zu besorgen.


Label: UROK & Virgin Music Group
Veröffentlicht am: 05.09.2025
Interpret: Tom Odell
Name: A Wonderful Life
Coverbild: UROK & Virgin Music Group


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