Panic Shack – Panic Shack
Rezensiert von Ante Leutloff on 30. Juli 2025

Die Fempunk Band Panic Shack aus Wales hat ihr erstes Studio Album Panic Shack veröffentlicht. 34 Minuten extrem tanzbarer Post-Punk, verteilt auf 11 Songs mit feministischem Anspruch – Wir gehen rein.
Gleich mit dem Eröffnungstrack Girl Band Starter Pack liefern Panic Shack die perfekte Selbstbeschreibung – und schrauben die Erwartungen an ihr Debütalbum direkt in die Höhe. “We get loose, we get lairy, we get wild, we get crazy / We get naughty, we get silly, we get loud, we get freaky.”
Mit diesen Lines charakterisieren sie sich nicht nur selbst, sondern machen auch eine Kampfansage: Hier kommt eine Band, die sich nicht scheut, laut, ehrlich und ‘drüber’ zu sein. Die Hook schallert rein, das Schlagzeug treibt, Girl Band Starter Pack ballert.
Mit Gok Wan wird die Stimmung ernster, die Musik punkiger, und Panic Shack setzt den ersten thematischen Schwerpunkt des Albums: toxische Schönheitsideale. Sängerin Sarah Harvey provoziert: “I Look Good – this is all I do / My body is yours – enjoy the view.” Der Song ist eine wütende Auseinandersetzung mit dem allgegenwärtigen Druck, dem Schönheitsideal ‘dünn’ hinterher zu rennen; er ist eine direkte Reaktion auf die ständige Abwertung des weiblichen Körpers in der Popkultur der frühen 2000er Jahre.
In Lazy geht es um Depression und Prokrastination – wie immer bei Panic Shack mit einem Augenzwinkern. Freund*innen des Elektro Punks werden hier ein Zuhause finden. Tit School ist weiterhin tanzbar, (aber poppiger) lustig und empowernd – die Boobies hüpfen mit.
Ernster wird es wieder in We need to talk about Dennis. In spoken-word-artiger Manier erzählt ‘Dennis’, der anscheinend einen Hang zu Exzess, Übergriffen und Victim Blaming hat, von seinen nächtlichen Ausflügen. Dennis ist die Art Mann, der man lieber nicht begegnen möchte.
Die Abrechnung mit übergriffigen Männern folgt einige Tracks später mit SMELLRAT: Der Song verarbeitet Erfahrungen von sexualisierter Gewalt und Belästigung auf Panic Shack-Art: direkt, wütend und mit bissigen Humor.
Do something zählt mit Personal Best und Pockets zu den punkigsten Tracks des Albums. In Pockets thematisiert die Band auf humorvolle und doch schmerzlich nachvollziehbare Weise die omnipräsente Abwesenheit von funktionsfähigen Hosentaschen bei “Damen”-Jeans. Panic Shack würde gerne “Vape, phone, keys, lipgloss” in Jeans unterbringen und nicht länger in den BH stopfen müssen. “I want change” ist hier nicht nur ein Ruf nach Wechselgeld, sondern die Forderung nach einer längst überfälligen Veränderung in der Modeindustrie.

Die Strophen von Unhinged sind ein wahres ‘Best Of’ aus männlichen Dating-Profilen, und die Band macht sich einen Spaß daraus, diesen Reichtum an Absurditäten unverändert zu präsentieren. Zeilen wie: “Dating me is like dating a rock”, “I can run backwards really quickly”, “I geek out on World War 2 history” und “I speak french to my dog” sind präzise Momentaufnahmen der oft peinlichen und absurden Realität des modernen Datings. Wer jemals das Gefühl hatte, einen Clown gedatet zu haben, wird bei diesem Track definitiv seine Freude haben.
Das Album schließt mit dem gut gelaunten, Indie-Sound-lastigen Track Thelma & Louise. Die Hymne auf Freund*innenschaft fühlt sich an, wie das Musikvideo aussieht – wie ein Sommer-Roadtrip mit der Girl Gang im vintage Cabrio.
Für mich ist Panic Shack vor allem eines: relatable. Die Band liefert nicht nur Gute-Laune-Musik, sondern ein Album, das meine Realität als weiblich sozialisierte Person humorvoll behandelt. Panic Shack schafft es, die Nadelstiche und die großen Verletzungen im Leben von weiblich gelesenen Menschen – sei es der Schönheitsdruck in den Medien, gefährliche Männer oder die ewige Misere der fehlenden Hosentaschen – in eingängige Songs zu verwandeln, zu denen man hemmungslos tanzen kann. Das Debütalbum ist ein sommerlicher Soundtrack für alle, die ihren Struggles mit einem Augenzwinkern und viel Lautstärke begegnen wollen.
Label: Brace Yourself Records Veröffentlicht am: 25.07.2025 Interpret: Panic Shack Name: Panic Shack