Current track

Title

Artist

Current show

Moebius

19:00 23:59

Current show

Moebius

19:00 23:59


Popkultur trifft Rocksound – Mia Morgan im Interview

Written by on 15. Mai 2025

Vor drei Jahren servierte sie FLEISCH, jetzt liefert sie uns ihr zweites Album auf einem silbernen Tablett. silber ist für Mia die logische rockige Konsequenz aus ihren vorherigen Releases. Im Interview mit unseren Musikredakteurinnen Anika Hagen und Carlotta Aupke spricht sie über Horror-Referenzen in ihrer Musik, die problematische Idealisierung von Künstler*innen, Touroutfit-Mindmaps, und wo sie war, als Zayn One Direction verlassen hat.

Carlotta: Wir sind gerade im Gleis 22 hier in Münster. Ich bin Carlotta. Ich bin Anika. Und wir haben heute die große Ehre, Mia Morgan zu interviewen, passend zu ihrer Tour. Deine Tour hat zwar erst am Montag begonnen und dein Album ist jetzt auch gerade mal knapp eine Woche alt, aber du hast heute schon das fünfte Konzert von deiner silber Tour. Wie ist dein Eindruck bisher und wie ging es dir die letzte Woche? Hast du das Gefühl, dass das Album so bei den Fans ankommt, wie du dir das erhofft hast?

Mia Morgan: Ich hatte eine sehr, sehr schöne Woche und eine tolle Zeit, seitdem das Album draußen ist. Die Zeit davor war Horror und die Woche, die ich jetzt mit dem Album in der Öffentlichkeit verbracht habe und auf Tour gewesen bin, hat mich schon sehr stark heilen lassen von der Zeit davor. Also mir geht es gerade echt voll gut.

Carlotta: Das ist schön. Das freut mich zu hören. Starten wir auch direkt mal mit unseren Fragen. Deine erste EP trägt den Titel “Gruftpop”. Die ist ja jetzt auch schon ein paar Jährchen alt. Ich würde sagen, dass der Name “Gruftpop” deinen musikalischen Stil eigentlich ziemlich auf den Punkt bringt. Ist das ein Genre, mit dem du dich immer noch identifizieren kannst?

Mia Morgan: Ja, also im Grunde genommen ist Popmusik ja einfach ein Begriff für kontemporäre Musik. Das kann man auch über verschiedene experimentelle Genreexkursionen stülpen, die vielleicht nicht dem klassischen Popbegriff, den wir so durch Chartmusik kennen, entsprechen. Deswegen würde ich schon sagen, dass es auf jeden Fall noch Pop ist, weil es einer Popstruktur folgt und weil es Pop Hooks sind, es ist über die Zeit einfach ein bisschen härter geworden. Und das ja auch nur, weil Ansätze davon selbst auf der EP schon vorhanden gewesen sind. Valentinstag zum Beispiel ist natürlich ein bisschen zurückhaltender produziert. Einfach, weil ich damals auch noch nicht so stark involviert war in die Produktion und auch schlichtweg keine Ahnung davon hatte. Konnte also auch nicht wirklich sagen, das finde ich gut oder das finde ich schlecht. Wir wollten einfach eine coole Indie EP machen und das ist uns gelungen damals. Deswegen bin ich damit auch bis heute happy. Aber wenn man den jetzt noch ein bisschen fetter produzieren würde, dann würde der auch auf silber funktionieren. Es ist halt einfach irgendwie ein Goth Rock Song, so ein bisschen Type O negative Style. Also eigentlich ein bisschen die logische Konsequenz aus Gruftpop, die jetzt auf silber zu hören ist.

Carlotta: Du hast es selbst schon angesprochen, silber geht in eine deutlich rockigere Richtung. Wie war das für dich? Du hast ja gesagt, dass du einfach mal eine Rockplatte produzieren wolltest. War das ein Prozess, der auch an manchen Stellen schwierig war für die Band? Gab es da irgendwelche Challenges?

Mia Morgan: Null. Das war tausendmal leichter, als das erste Album zu machen. Ich hatte beim ersten Album ganz stark so einen will to please. Ich habe ganz dolle versucht, für FLEISCH so einen Spagat zu schaffen zwischen experimentell und ungewohnt, aber dennoch irgendwie Mainstream vermarktbar. Und weil ich so stark zwischen diesen Welten geschwankt bin, hat beides nicht so richtig geklappt. Also es war nicht so edgy, wie ich es gerne gehabt hätte oder wie ich es zu dem Zeitpunkt empfunden habe. Und es war aber auch nicht so mainstreamy, wie ich es mir gewünscht hätte. Und es lag einfach so ein bisschen an mir, weil ich unbedingt so the best of both worlds hätte und dabei so ein bisschen vergessen habe zu gucken, was macht mir denn eigentlich Spaß an Musik? Und ich will jetzt nicht sagen, die Platte hat mir keinen Spaß gemacht. Ich mag mein erstes Album voll gerne. Es ist ein Zeitzeuge. Von der Zeit entsprechend einfach sehr, sehr gut und hat gepasst und ist genau das, was es sein sollte. Mag ich bis heute sehr, sehr gerne. Aber Rockmusik hat sich eigentlich schon immer besser angefühlt. Es war irgendwie schon immer natürlicher für mich. Wir haben die Songs live ja auch immer schon ein bisschen härter gespielt, war jetzt einfach irgendwie ganz einleuchtend, das so zu machen. Null Herausforderung. Wirklich.

Aber Rockmusik hat sich eigentlich schon immer besser angefühlt. Es war irgendwie schon immer natürlicher für mich.

Carlotta: Ja, richtig cool. Also ich habe das Gefühl, du stellst dich damit auch einem kommerziellen Weg in die Quere. Glaubst du, dass darin vielleicht auch dein Erfolg liegt? Dass du deinen eigenen Sound hast und deine eigene Nische gefunden hast, der ja auch einfach deine Fanbase voll repräsentiert und eine Connection zu denen aufgebaut hat.

Mia Morgan: Ja, ich glaube, dass die Leute, die mich mögen und das ist ja eine überschaubare Menge. Aber die Leute, die es tun, die tun es wirklich mit dem ganzen Herzen und das ist mir sehr, sehr viel wert. Ich glaube, die mögen mich, egal, was ich für Musik mache. Manchmal ist das natürlich ein bisschen schade, also es ist nicht schade, aber manchmal kommen da bei mir so Zweifel, wo ich so bin, mögen die das überhaupt oder finden die mich einfach nur cool, witzig, schick angezogen oder eine interessante Persönlichkeit. Aber eigentlich ist es ja auch total schön, dass man eine Fanbase hat, die vom ersten Tag an die Reise begleitet und die kreative Entwicklung mitmacht. Ich selbst kenne ja auch von mir, dass ich Artists seit deren Debüt toll finde und alles, was die machen, irgendwie toll finde. Und selbst wenn mal ein Album oder auch nur eine Single kommt, die mir nicht so gefällt, weil sie nicht meinen üblichen Hörgewohnheiten entspricht, kann ich trotzdem erkennen, dass es für die Künstlerin oder den Künstler oder die Band in dem Moment relevant war und dass es für deren künstlerische Entwicklung wichtig ist. Und dann höre ich nicht auf, Fan zu sein. Dann gehe ich trotzdem auf ein Konzert. Gutes Beispiel Marina and the Diamonds mag ich super gerne, bin Riesenfan, finde die neuen Sachen nicht so gut. Das ist einfach nicht so das, was ich mir von ihr gewünscht habe. Aber ich bin deswegen nicht böse auf sie oder halte sie für eine schlechte Musikerin. Wenn sie wieder durch Deutschland tourt, gehe ich hin und schrei mir die Seele aus dem Leib, einfach weil ich sie als Person so toll finde. Und wenn man das schafft? Ich hoffe jetzt nicht, dass es so Songs von mir gibt, wo die Leute sind, oh das mag ich gar nicht, aber ich bin trotzdem hier. Aber es ist super schön zu wissen, dass die Leute das mit mir zusammen erleben wollen, mit mir zusammen nach vorne gehen wollen, bei mir bleiben und auch immer wiederkommen. Also ich hab gestern in Köln gespielt vor knapp 400 Leuten und dann auch gefragt, wessen erste Mia Morgan Show ist das? Und da gingen echt wenige Hände hoch. Was erst mal natürlich so ein bisschen betrüblich sein könnte, weil man dann denkt, boah, ich ziehe kein neues Publikum. Aber wenn man dann drüber nachdenkt, bedeutet das ja, dass da Leute sind, die einen schon oft gesehen haben und immer wieder kommen, weil sie das Interesse nicht verlieren, weil sie weiter Bock haben, dabei zu sein, weil das so eine eingefleischte Community mittlerweile ist. Und das ist sau geil, dass die am Start sind und Lust darauf haben, einen musikalischen und persönlichen Weg mit mir zu gehen.

Anika: Ja, ich glaube, das ist auch einfach sehr viel wert, eine gewisse Fanbase zu haben, die einfach immer da ist und dich supportet. Auch wenn es vielleicht mal neue Richtungen gibt, die nicht jeden sofort abholen. Aber dass man weiß, die bleiben trotzdem und verstehen das auch, dass es halt einfach die Richtung ist, die du jetzt machen möchtest.

Mia Morgan: Genau. Es ist ja auch keine 180-Grad-Wandlung. Ich finde es einfach irgendwie total logisch. Man hat die Ansätze dazu ja immer schon irgendwie gehört und auf meine Shows kommen immer schon Leute in Merch von Metalcore-Bands, die ich cool finde und als ich auf einer Knocked Loose Show gewesen bin vor anderthalb Jahren, habe ich einen Tweet über mich gesehen, der mir auf die TL gespült wurde, wo stand – und das muss ich kurz aufklären, das stimmt nicht – ich hätte gecrowdsurfed mit meiner kleinen Baguette Bag unterm Arm. Das würde ich niemals machen, weil ich übelst Angst habe, dass mir irgendjemand da an den Arsch langt oder ich runterfalle oder so, aber das fand ich funny, dass ich in dieser Community stattfinde, dass ich auf eine Knocked Loose Show gehe und die Leute erkennen mich und checken, wer ich bin und mögen mich genug, um dann im Internet eine Lüge über mich zu erfinden. Aber ist ja eine nette Lüge. Die hätten ja auch sagen können, ich hätte ein zehnjähriges Kind verprügelt auf der Knocked Loose Show. Das wäre eine schlechtere Lüge gewesen, aber Crowdsurfing ist schon eine funny Lüge. Aber es stimmt nicht. Muss ich leider enttäuschen.

Credits: Can Wagener

Anika: Ich glaube, das ist okay. Damit kann das Internet leben. Aber es ist irgendwie ein witziges Crossover.

Mia Morgan: Ja, voll ja.

Anika: Deine Lyrics enthalten ja sehr oft Storytelling. Was inspiriert dich so in der Hinsicht? Also in „Jennifer Check“ nennst du ja auch die Filme „Suspiria“ oder „Jennifer’s Body“. Wie kommt das in der Regel so zustande?

Mia Morgan: Ach, ich bin einfach riesiger Horror Fan. Ich habe ja eine Menge Texte, die ein paar morbidere Motive aufweisen und auch von Horrorfilmen inspiriert sind. Ich habe lustigerweise gestern mal die Demo zu „Valentinstag“ gehört, weil es mich interessiert hat, wie der Song ursprünglich klang, bevor ich mich so daran gewöhnt habe habe, wie er jetzt klingt und da hatte ich auch einen ganz anderen Text. Da hatte ich in der ersten Strophe den Text „Ich bin unter euren Dielen wie bei Evil Dead, hocke nachts in ihren Kleidern am Ende eures Betts. Ich werde nicht für immer deine Doppelgänger f-Wort und mir einen Mann wie Chuckys Braut aus Leichenteilen flicken.“ Und den habe ich irgendwann gestrichen. Ich glaube, Max Rieger fand ihn zu cheesy damals oder ich fand ihn auch zu cheesy. Aber da waren ja auch super viele Horrorfilmreferenzen drin. Ich weiß nicht. Ich liebe einfach Horrorfilme. Ich finde, das ist das beste Filmmedium, was es gibt, weil die meisten Horrorfilme oder zumindest ein guter Horrorfilm die ganze Range an menschlichen Emotionen beinhaltet, während zum Beispiel ein Liebesfilm meist nur Angst und Liebe beinhaltet. Eine Komödie ist nur goofy und vielleicht mal ein bisschen herzig, aber ein Horrorfilm hat komplexe menschliche Emotionen über das Motiv des Übernatürlichen oder des besonders Brutalen. Und wenn der Horrorfilm gut gemacht ist, dann rührt er mich mehr als jede Komödie und jedes Drama das jemals könnte.

Anika: Ist ja auch total spannend, das Medium Film und Musik dann so ein bisschen zu vereinen und diese Bilder, die du malst in deinen Songs, die entfachen ja ganz neue Assoziationen, auch bei jeder Person anders, je nachdem, ob man die Filme kennt oder was für einen persönlichen Bezug man dazu hat.

Mia Morgan: Voll, wenn ich das Budget dafür hätte, würde ich auch für all meine Songs richtig krasse filmische Musikvideos machen. Wir haben ja auch für (spielen mit den großen) Jungs ein Musikvideo gemacht, was so ein bisschen „Challengers“ meets „The Substance“ inspired war. Das war auch so eine Sache, wo ich eigentlich Full on „Challengers“ gehen wollte und in der Sporthalle mit den Jungs wirklich Tennis spielen wollte. Aber eine Sporthalle in Berlin zu mieten kostet bald mehr als die Pressung von meiner Vinyl. Deswegen haben wir das dann im Studio gedreht. Ist ja auch geil geworden. Haben wir uns ein bisschen mehr bei „The Substance“ inspirieren lassen. Und genau das würde ich, wenn ich könnte, für all meine Songs machen. Und da würde ich mich sicherlich auch super oft auf Horrorfilme beziehen. Ich habe ja auch bei dem „Jennifer Check“ Video damals bei Fleisch so ein bisschen Querreferenzen zu „Suspiria“ gemacht. Tanzunterricht, bisschen übernatürlich, dann die schwarze Kotze wie bei „Jennifer’s Body“. Genau.

Anika: Ja, cool. Also ich meine, vielleicht klappt das auch in der Zukunft irgendwann noch mal so wie du dir das vorstellst.

Mia Morgan: Ja, bestimmt. Klar, auf jeden Fall. Ich bin auch bis jetzt zufrieden. Man macht ja auch nur für die Singles Musikvideos in der Regel. Aber ich fände so ein visuelles Album auch mal ganz geil. Miley Cyrus macht das auch gerade zum Beispiel. Finde ich sehr, sehr geil. Habe ich auch mal Bock drauf.

Anika: Ja, kann ja noch kommen auf jeden Fall. Neben den Referenzen, die du so in deinen Songs hast, sind deine Lyrics sprachlich auch sehr spannend und ich finde auch sehr poetisch.

Mia Morgan: Danke.

Anika: Gerne. Hast du bestimmte Einflüsse, die du benennen kannst? Also gibt es vielleicht bestimmte Lyrik oder andere Künstlerinnen, wo du dich einfach gerne inspirieren lässt? Oder hast du einen bestimmten Schreibprozess, wie das zustande kommt?

Mia Morgan: Also ich lese super, super viel und auch super gerne und am liebsten Autor*innen, die es, und das spiegelt sich glaube ich auch in meinen Lyrics wider, schaffen, eine Brücke zu schlagen zwischen einer romantischen Sprache, aber auch gleichzeitig morbiden Themen und ekligen Themen und harten und schroffen Themen. Und ich finde es immer spannend, wenn es irgendwie auf einem in Anführungszeichen poetischen Niveau geschrieben ist, aber trotzdem Schimpfwörter verwendet werden. Und das finde ich irgendwie immer interessant. Lass mich nachdenken. Melissa Broder ist eine Autorin aus Amerika, die ich super gerne lese, die unglaublich toll schreibt und super nah am Leben schreibt, aber auch über diese ekligen Dinge und das eklige Weibliche total direkt schreibt. Und die lese ich super gerne. Ich würde auch so die Texte, die Prosa, die ich so schreibe, auch am ehesten in diese Richtung verorten. Und was meine Songtexte anbelangt, muss ich mich manchmal ein bisschen zügeln. Ich habe, glaube ich, gerade in meinen früheren Werken ein bisschen zu viel Text in Songs gequetscht und jetzt bei silber zusammen mit Lukas Korn, dem Produzenten, versucht, die Songs wirklich in dieses Popgerüst zu stellen, sodass die Texte funktionieren, ohne dass man mit Worten überladen wird und dass es ein bisschen mehr darum geht, dass es sich in die Musik fügt, anstatt dass man die Musik irgendwie um die Texte herum baut. Aber ja, in der Regel geht das bei mir Hand in Hand und ich habe da viele verschiedene Inspirationen von anderen Bands, ich finde Halsey ist auch eine super gute Texterin, die jetzt auch auf dem neuen Album extrem tolle Texte hat, die mich sehr inspirieren, bis hin zu Büchern usw.

Anika: Das ist wahrscheinlich einfach eine Mischung von all dem, was du so am Tag hörst und liest.

Mia Morgan: Genau. Voll. Ist auch glaube ich überwiegend was, was total unterbewusst passiert.

Das ist ja keine zwölf Minuten Pianomusik, wo ich in drei verschiedenen Sprachen jodele. Ich sag doch genau, was ich meine.

Anika: Ja, weiter zu deinen Lyrics. Also uns ist aufgefallen, dass du in einigen Liedern auf silber ansprichst, was du willst. Also zum Beispiel „Ich will nicht so gelangweilt wie die anderen sein“ in “1000 kleine Tode” oder auch „Ich will mehr und nie verzichten“ in „Teil der Maschine“, dann entkräftet du das Ganze aber wieder ein bisschen in dem Interlude „trostpreis/schwert“. Da singst du: „Ich wünschte, ich wäre anders. Das ist nicht, was ich wollte.“ Wir fanden, das klingt so ein bisschen nach einem Eingeständnis, dass du deinen Vorstellungen von dir selbst vielleicht auch gar nicht so gerecht werden kannst. War das eine Erkenntnis, die beim Schreiben der Songs für das Album aufkam?

Mia Morgan: Nee, überhaupt nicht. Eher so in der Zeit davor. Ich sehe das Album textlich genauso, wie es musikalisch die logische Konsequenz aus den letzten Jahren ist, ist es auch textlich so eine Bilanz aus meiner Zeit in der Industrie, auf einem Außenposten in der Industrie. Weil ich ja irgendwie selbst in diesem Indie-Bereich irgendwie immer so ein bisschen am Rand verortet bin und nicht jetzt die Größte. Ich meine, ich habe Features und auch krasse Features mit Kraftklub zum Beispiel und so, das ist ja nicht zu verkennen und auch supergeil bis heute. Eine Arbeit, auf die ich stolz bin und eine Gelegenheit, für die ich dankbar war und bin. Aber ansonsten bin ich irgendwie immer schon so ein bisschen für mich gewesen und von dieser Position aus habe ich diese Texte auch geschrieben. Es geht ja viel um Musikindustrie und viel um Künstlerin sein und viel um irgendwie gesehen zu werden, aber nicht so gesehen zu werden, wie man gesehen werden will oder auch nicht. Gesehen zu werden oder sich zu präsentieren und trotzdem falsch wahrgenommen zu werden, nicht verstanden zu werden. Was interessanterweise sich dann auch wieder teilweise in Rezensionen zu meinem Album gespiegelt hat, dass Leute das einfach zugeben, dass sie es nicht verstehen, obwohl es für mich so klar und deutlich und zugänglich ist. Das ist ja keine zwölf Minuten Pianomusik, wo ich in drei verschiedenen Sprachen jodele. Ich sag doch genau, was ich meine. Was willst du denn? Und meine Referenzen sind doch auch für jede Person, die sich mit der Popkultur der Zweitausender auseinandergesetzt hat, so deutlich zu hören. So, und das frustriert. Und diese Frustration habe ich in „silbertablett“ oder „(spielen mit den großen) JUNGS“ gepackt. Und in „trostpreis/schwert geht’s halt so ein bisschen darum, dass man ja irgendwann an dem Punkt ist, wo man so schon einige seiner Ziele erreicht hat, von denen man geglaubt hat, sie würden einen extrem glücklich machen, wenn man sie erreicht. Und dann merkt man, dass man nur guckt, was ist das nächste Ziel? Das reicht mir nicht. Es macht mich nicht nachhaltig glücklich. Ich will was anderes. Das habe ich mir anders vorgestellt. Und ich will jetzt auch nicht das und das, sondern ich will das Beste von allem und keinen scheiß Trostpreis. Und keiner soll mir einreden, Och, das ist doch alles gut, wenn es sich für mich nicht so anfühlt. Und das sind alles Gefühle, die sehr stark aufgekommen sind, seitdem ich angefangen habe, meine Kunst mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Carlotta: Du hast ja schon „(spielen mit den großen) JUNGS“ angesprochen und du möchtest ja auch mit den großen Jungs spielen und nicht immer nur in die Schublade gesteckt werden – Frau in der Musikbranche. Ich finde, da ist „(spielen mit den großen) JUNGS“ schon ein deutlicher verbaler Schritt, um dich zu behaupten. Das hast du ja auch immer schon so gemacht. Und was muss denn passieren, bis du das Gefühl hast, du wurdest jetzt von der Leine gelassen?

Mia Morgan: Das ist eine gute Frage. Ich habe leider gerade allgemein gesellschaftlich das Problem, dass unsere ganzen guten Bestrebungen, die sich in den letzten Jahren verstärkt haben und die immer mehr in die Mitte der Gesellschaft gerückt wurden, diskutiert wurden. Ich will nicht sagen, dass die nach hinten losgehen, aber dass sich insbesondere so linke feministische Positionen selber ins Bein schießen mit teilweise gut gemeinten Dingen, die aber das genaue Gegenteil bewirken. Und so empfinde ich zum Beispiel jetzt, nachdem ich das ganz lange gemacht habe, in diesen Flinta* Spaces stattzufinden, einerseits als super heilend, weil es krass schön ist, ein Konzert zu spielen in Abwesenheit von cis Männern. Das ist eine ganz andere Atmosphäre. Es ist auch super schön, in den Club wie das Gleis hier zu kommen und auf den Toiletten Schildern zu sehen, wo man weiß, hey, wenn ich mich hier aufgrund eines Mannes – weil es sind immer Männer, die dafür sorgen, dass man sich unwohl fühlt – unwohl fühle, gibt es Ansprechpartner*innen, an die ich mich wenden kann. Das ist super, super schön und das soll auch so bleiben und das ist auch wichtig. Aber was so ein bisschen passiert ist, dass diese Binarität, die wir eigentlich loswerden wollen, und diese Geschlechterrollen, die wir eigentlich loswerden wollen, teilweise so ein bisschen dadurch stärker werden, dass wir so starke Grenzen setzen zwischen unserem notwendigen, unabdingbaren Safer Space und allem, was außen vor ist. Und es hat sich so ein bisschen so eine Kultur gefühlt entwickelt, die sich für mich übersetzt zu Männer und alles andere und that’s not it, es ist nicht Männer und alles andere in diesem in Anführungszeichen allem anderen sind wir so divers und haben so viel zu sagen und ich will nicht Teil von diesem alles andere sein. Ich will als Individuum wahrgenommen werden, ich will als Künstlerin wahrgenommen werden und ich will als Frau in der Musikindustrie wahrgenommen werden, aber nicht als die Frau in der Musikindustrie, sondern eine Frau, die ganz normal mit Selbstverständlichkeit Teil dieser Industrie ist, ohne dass sie das ständig und immer wieder politisieren muss. Und ich habe in der Vergangenheit so viele Interviews geführt, wo es nur drittrangig um meine Musik ging oder um meine Person und erstrangig nur, wie es denn ist, als Frau Musik zu machen und wie ich das denn finde mit den Festival Line Ups und was ich dazu zu sagen habe. Und dann kamen noch Fragen zu meiner Mental Health, weil dann war ich irgendwann nur noch die psychisch Kranke, die auch Musik macht. Und so was müssen Männer einfach nicht beantworten. Männer werden damit einfach nicht konfrontiert und das fuckt mich einfach ab. Die sollen mal darüber reden, wie es ist, in der Industrie ständig bevorzugt zu werden und die Dinge viel leichter zu bekommen, schneller zu bekommen, für größere Gagen zu spielen, vor größerem Publikum zu spielen und einfach ganz anders wahrgenommen zu werden, weil wir alle Sexismus verinnerlicht haben. Die müssen sich dazu keine Meinung bilden. Und meine Kollegin und ich, wir denken da 24/7 drüber nach. Und dann werden wir auch noch darüber ausgequetscht und dann freuen wir uns, dass wir auf ein Festival gebucht werden und dann ist es eine Flinta*-Stage. Und natürlich stehen vor der Flinta*-Stage nur andere Flinta*, das heißt, wir finden wieder in einer Bubble statt, wo wir unter uns bleiben. Was dann auf der anderen Seite bei den Männern so ein bisschen dieses Gefühl verstärkt von die sind anders als wir und das finde ich irgendwie nicht den Punkt, weil der Feminismus, mit dem ich mich angefreundet habe und der, von dem ich gelesen habe und der, für den ich eigentlich einstehe, ist einer, der für Gleichberechtigung steht und für die Entfernung dieser Binarität, für ein gemeinsames Stattfinden, ein respektvolles, liebevolles, achtsames Stattfinden, wo wir die Unterschiede anerkennen. Weil natürlich, gerade wenn du eine cis Frau bist, hast du bestimmte körperliche Merkmale, die einfach dafür sorgen, dass du in der Gesellschaft nicht immer so funktionieren kannst wie ein cis Mann, aber dass wir diese Unterschiede sehen, respektieren, aber uns aufgrund dieser Unterschiede einen und nicht sagen Oh, wir sind so anders, wir können nicht miteinander. Ich komme super gut mit Männern klar. Ich komme super gut mit Frauen klar, weil mir scheißegal ist, was für ein Geschlecht die Person hat, die mir gegenüber ist, wenn sie Respekt vor mir hat, wenn sie cool drauf ist, wenn sie mich achtet und ein offenes Ohr für mich hat, dann gibt es ungeachtet des Geschlechtes immer die gleiche Voraussetzung, befreundet zu sein. Und da müsste man dann Männern gleichrum die Frage stellen, ob das bei ihnen genauso ist.

Carlotta: Ja, finde ich sehr gut, wie du das gesagt hast. Würde ich so mitgehen. Ich musste auch irgendwie direkt an „Segen“ denken. Weil das ist ja einfach auch ein bisschen Fluch, immer die Frau in der Musikbranche zu sein. Hast du denn das Gefühl, es kann vielleicht auch ein bisschen Segen sein, eine feministische Perspektive mit reinzubringen? Also, dass sich das auch auf deine Musik oder deine Texte manchmal überträgt, aber in einem positiven Sinne, einfach dass du diese Stimme hast.

Mia Morgan: Total. Ja, es ist ja auch super wichtig und ich will mich ja auch nicht beschweren, wenn Leute möchten, dass ich meine Meinung zu irgendwelchen politischen Themen äußere. Aber was mich daran stört ist, dass dann manchmal so eine moralische Hoheit erwartet wird und das dann immer so eine Wegweisung von mir erwartet wird, obwohl ich ja auch einfach nur Teil der Gesellschaft bin und nicht besser oder stärker als andere Frauen. Und ich bin auch als weiße Frau in einem gesunden, recht durchschnittlich aussehenden Körper nicht die beste Spokesperson für Probleme in der Industrie, die jetzt primär vielleicht PoC betreffen oder Leute betreffen, die aufgrund körperlicher Eigenschaften benachteiligt oder ausgeschlossen und diskriminiert werden. Da bin ich vielleicht nicht die Beste dafür als Mittelschicht weiße blonde Frau. Deshalb, das hat mich in der Vergangenheit immer ein bisschen gestört, dass man dann immer auf so ein Podest gestellt wird und dann erwartet wird, ich mache alles richtig. Weil das stimmt ja überhaupt nicht. Aber es ist trotzdem wichtig, Leuten zu sagen Hey, ich bin Feministin und es ist wichtig, dass ihr das auch seid. Und es ist auch wichtig, dass ihr das nicht nur auf Tiktok seid, sondern es ist wichtig, dass ihr euch Bücher kauft von Laurie Penny, von Roxanne Gay usw. und so fort und euch wirklich damit auseinandersetzt und nicht einfach nur auf Tiktok repostet „I hate men #Misandrie“ und damit ist euer Job getan. That’s not it. Ehrlich gesagt.

Carlotta: Ja. Das spricht ja auch schon so eine gewisse Vorbildfunktion an und du hast auf Instagram geschrieben, die Platte ist auch ein bisschen für dein Teenager-Ich, für das kleine Mädchen. Hast du das Gefühl, du kannst jetzt auch ein Vorbild sein oder du möchtest auch ein Vorbild sein für solche Mädchen zu Hause, wie du eins warst. Was du vielleicht damals gesucht hast.

Mia Morgan: Ich bin froh, wenn ich es bin. Ich setze keine Kraft darein, es mit Intention zu sein, weil ich einfach viel zu viele Dinge auch nicht gut mache und in vielen Hinsichten auch ja gar nicht so toll bin, wie Leute vielleicht denken, dass ich bin. Also nur weil ich im Internet poste, dass ich es kacke finde, dass gerade alle Ozempic ballern und irgendwie alle wieder super unnatürlich skinny werden, heißt das ja nicht, dass ich frei von diesen Schönheitsstandards bin und nicht selber manchmal denke, puh, vielleicht wenn ich irgendwann Bock habe, dann gucke ich mal, ob ich mir Ozempic besorgen kann. Also ist es dumm gesagt, aber man ist ja trotzdem nicht frei davon. Und nur weil ich im Internet darüber rede, dass wir konsequent über Fehlverhalten von in der Öffentlichkeit stehenden Männern diskutieren müssen und die zur Verantwortung ziehen müssen, heißt das nicht, dass ich nicht auch mein Rammstein T-Shirt noch im Schrank habe und das natürlich nicht mehr anziehe, aber trotzdem eine Vergangenheit mit dieser Band habe und viel darüber nachdenke, was da so diskutiert und gesagt wurde und dass sicherlich einige Leute darüber enttäuscht wären. Es haben auch mir Leute, also ein paar wenige Leute geschrieben wegen der Ärzte. Ich bin ja riesengroßer Ärzte-Fan und Farin Urlaub ist ja in ein ziemlich großes Fettnäpfchen getreten in der jüngsten Vergangenheit. Und dann wollten die Leute mit mir darüber diskutieren. Da wären wir wieder bei moralischer Hoheit, wo ich mir auch so denke, schreib doch dem Farin, schreib ihm eine Mail. Nur weil ich Fan von der Band bin, kann ich jetzt nicht für ihn sprechen. Ich bin doch selber enttäuscht. Ich finde es doch selber kacke. Aber ja, ich ich weiß nicht. Ich bin auf jeden Fall in der Hinsicht auch einfach nur eine Person. Und ich finde es gruselig, wenn man Leute entmenschlicht, sobald sie auf einer Bühne stehen. Aber ich bin ja jetzt auch nicht so huge, dass die Leute so eine krasse Distanz zu mir fühlen. Ich empfinde das ganze Ding Musikmachen und vor Publikum stehen immer schon als so ein Community-Ding und sehe keine Hierarchie. Wenn ich in mein Publikum gucke und zu mir gucke und habe bisher wirklich nur mit wenigen Leuten diese Erfahrung gemacht, dass dann irgendwie vielleicht mal Leute enttäuscht waren, weil ich mich nicht nach ihren Vorstellungen von mir verhalten habe, aber ich glaube, ich spiele mit offenen Karten und oft genug mit offenen Karten, um das so eine Entmenschlichung bestenfalls einfach gar nicht passiert.

Anika: Ich habe auch gerade gedacht, es ist auch einfach menschlich, nicht immer alles moralisch perfekt zu machen. Und das ist auch völlig in Ordnung, dass du zum Beispiel auch dann Rammstein T Shirt einfach noch im Schrank hast, weil du halt einfach mal Fan warst und es ist dann auch in Ordnung, dass du diese Vorbildfunktion nicht für alle perfekt erfüllst.

Mia Morgan: Kann auch niemand. Es kann auch niemand. Und deswegen ist es so falsch, wenn man Leute, nur weil sie 80% der Zeit gute Sachen sagen, automatisch für diese unfehlbaren Wesen hält, weil dann wird man enttäuscht. Du wirst enttäuscht. Jeder Mensch, den du cool findest, hat mindestens schon eine Sache getan, die nicht deinem moralischen Kodex entspricht. Deswegen darfst du dir eigentlich niemanden zum ultimativen Vorbild nehmen. Du kannst natürlich gucken, die Person zieht sich cool an, davon lasse ich mich inspirieren, oder oh, die Person macht coole Musik, davon lasse ich mich inspirieren. Aber wirklich dein komplettes Leben und vor allen Dingen deinen moralischen Kompass danach auszuwerten, was eine Person auf einer Bühne oder im Internet sagt. Da kannst du nur auf die Fresse fallen mit. Ne, also besser im Kleinen als im Großen. Weil es ja auch noch einen Unterschied gibt, ob jemand mal vor zehn Jahren auf einem Tumblr irgendein Wort benutzt hat, von dem er jetzt weiß, man sagt es nicht mehr oder ob es sowas ist wie, ich habe Menschen geschlagen. Das sind halt zwei grundverschiedene Dinge, aber man fällt so oder so aufs Maul.

Anika: Ja, total. Du hast jetzt ja gerade auch schon Tumblr und generell Social Media angesprochen. Du bist da ja auch schon sehr präsent, auch insbesondere auf Tiktok. Und du hast vor der Tour einen Einblick darin gegeben, dass du deinen Koffer packst für die Tour und deine Outfits zusammensuchst. Planst du für jede Show ein Outfit vor oder guckst du da eher spontan?

Mia Morgan: Tolle Frage erstmal. Es ist mir nicht gelungen, aber ich wollte für die Tour ein wenig leichter packen. Es ist mir tatsächlich nur bei dem Stage Outfit Koffer gelungen, leichter zu packen. Ich habe mir ein Repertoire aus verschiedenen miteinander kombinierbaren Teilen eingepackt und habe mir bei der Notes App, das mache ich immer, wenn ich reise, die Outfits aufgeschrieben und habe dann aber auch zu jedem Teil geschrieben, wie man es noch anders kombinieren könnte. Also so richtig. Ich fand es funny. Letzte Staffel, letztes Jahr glaube ich, bei Germany’s Next Topmodel war eine Kandidatin, die immer ihre Outfits in eingeschweißten Tüten dabei hatte. Und die haben sich alle über sie lustig gemacht. Und ich war so, actually, das ist voll die gute Idee, wenn man auf Reisen geht, dass man sich vorher überlegt, ich ziehe das so und so an und brauche dies und das. Und deswegen mache ich immer wie so eine Mindmap mit einem Unterteil und Schuhen, die irgendwie zusammenpassen und dann die Oberteile dazu. Und so habe ich das bei den Stage Outfits auch gemacht. Ich habe schon immer so grob im Kopf, was ich für welche Stadt tragen will für besondere Abende. Gestern hatten wir die größte Show der Tour. Da habe ich dann auch mein besonderstes Outfit getragen, was ich glaube ich nur ein, zwei Mal anziehen kann, weil es selbst genäht ist und gestreamt werden muss. Und das ist immer ein bisschen stressig. Aber im Großen und Ganzen ist es so eine Mischung aus ich gucke in meine Tabelle und wenn ich dann aber an dem Abend denke, ich kann mir jetzt nicht vorstellen, hier in dem Rock zu spielen, weil es 1000 Grad sind und der ist aus Polyester und ich schwitze da drin wie ein Schwein, dann ziehe ich einen anderen an.

Credits: Can Wagener

Anika: Ja, spannend. Also du hast dann quasi die perfekte Capsule Wardrobe, die du dir vorher zusammenstellst.

Mia Morgan: Ja.

Anika: Ich glaube, wir haben alle in diesem Interview eine gemeinsame Vergangenheit, weil wir in den 2010ern chronically online waren.

Mia Morgan: Nice, sehr gut.

Anika: Ja. Deswegen haben wir jetzt noch mal eine ganz persönliche Frage. Wo warst du, als Zayn damals One Direction verlassen hat?

Mia Morgan: In der Straßenbahn. Und zwar an der Hegelsbergstraße in Kassel. Genau an der Haltestelle. Weil ich bei H&M gearbeitet habe. Und ich bin von der Arbeit wiedergekommen. Und damals war ja Handy noch ein bisschen so, du hast es nicht sofort gezückt, wenn du raus bist. Ich habe halt einfach Musik darauf angestellt und nicht im Internet geguckt. Und dann an der Hegelsbergstraße habe ich ins Internet geguckt und da habe ich es gesehen und da ging es mir dementsprechend.

Anika: Ich glaube, uns ging es allen nicht ganz so gut, als wir das erlebt haben.

Mia Morgan: Man wusste ja auch direkt, dass es jetzt vorbei ist. Man wusste, die ziehen sich jetzt noch was aus dem Arsch, um irgendwie noch ein bisschen Kohle zu scheffeln, aber dass halt die Luft raus ist. Deswegen wie krank ist es, dass er jetzt „Night Changes“ gesungen hat?

Anika: Ja, danke dass du es sagst.

Mia Morgan: Ich war wirklich so, oh Gott, es ist schlimm genug, dass Liam tot ist. Wie absurd es ist, dass Liam tot ist. Es ist schlimm genug, dass das – es musste nicht passieren – aber ihr wisst, was ich meine. Wenn ich sage, schlimm genug, dass das passieren musste, dass Zayn wieder so Frieden damit schließen kann und das anerkennen kann als etwas Gutes in seinem Leben, weil er hatte ja wirklich damit zu kämpfen. Und jetzt ist alles so traurig und so tragisch. Aber er hat „Night Changes“ gesungen. Wie ich den das erste Mal gehört habe, nachdem die Nachricht von Liams Tod rauskam. Da hast du mich eigentlich einweisen können. Der Song hittet so anders jetzt. Boah. Okay.

Anika: Ja, das war schlimm. Es lief ja auch noch „This is Us“ im Kino danach und das war auch ganz furchtbar.

Mia Morgan: Ja, ich konnte nicht gehen. Ich wollte unbedingt mit meiner besten Freundin, weil sie war auch Directioner damals. Und dann musste sie aber arbeiten und dann konnten wir nicht gehen. Also vielleicht auch besser so.

Anika: Ja, ja, es war sehr emotional, kann ich sagen.

Mia Morgan: Wart ihr drin? Ja. Oh Gott. Furchtbar. Aber warte, warte. Was war euer Fav immer? Was war dein Fav.

Anika: Das wollten wir auch fragen.

Carlotta: Meiner war sogar Zayn, deswegen war das natürlich ein harter Tag damals für mich.

Mia Morgan: Das glaube ich.

Carlotta: Wir waren jetzt auch bei der Tour in Manchester.

Mia Morgan: Oh, geil.

Carlotta: Ziemlich nice. Ja.

Mia Morgan: Und bei dir?

Anika: Mein Favorite war Niall.

Mia Morgan: Oh, same. Ich hatte sogar einen Niall Blog, wo nur Niall Pics waren. So viel Niall Fanfiction geschrieben.

Anika: Ach wirklich?

Mia Morgan: Ja, früher. Das kann ich nicht verraten, wie der Blog hieß. Das ist zu dark. Die Geschichten waren dark. Es war einfach zu heftig, respektlos ihm gegenüber. Der Arme. Wenn ich sowas über mich lesen würde, würde ich die Person anzeigen, die das geschrieben hat.

Anika: Ich meine, er hört dieses Interview wahrscheinlich eh nicht.

Mia Morgan: Ich denke nicht. Ja.

Anika: Da bist du safe.

Mia Morgan: Ja. Nee, besser nicht. Es sollte auch niemand anders diese Geschichten finden.

Anika: Ja, ich glaube, dass darf auch in der Vergangenheit bleiben.

Mia Morgan: Aber es gab da heftige Stories. Also, ich bin da Leuten gefolgt in diesem Niall Universum. Zum Beispiel gab es CostcoNiall. Ich weiß nicht, ob dir das was sagt, Fatime, So eine Bloggerin. Die war so huge. Also sie war auch irgendwann berühmt, weil sie halt so funny war. Die hat immer so sau lustige Memes gemacht und die ist immer zu Costco mit ihrer Mom gefahren und deswegen hieß sie CostcoNiall und sie hieß Fatime. Aber alle haben sie Fatimeme genannt, weil sie so viele Memes gemacht hat. Und dann gab es noch eine, der bin ich gefolgt, mit der war ich auch echt close. Wahrscheinlich war die damals so alt, wie ich jetzt bin. Und die war halt verheiratet und hat diesen Blog betrieben, wo sie aber so en detail immer geschrieben hat, was sie will, was Niall alles mit ihr macht und dann hat ihr Ehemann den gefunden und dann haben die sich scheiden lassen. Also es war wirklich dramatisch wie Sau. Die hat dann auch so geschrieben über diese Ehekrise und dann über die Scheidung und so und es war so dark. Ich wurde auch so richtig krank gecatfished einmal von einer, die über wirklich über fast ein Jahr die Geschichte gesponnen hat und uns in diesem Niall Tumblr Universum diese Geschichte erzählt hat. Und die hat über ein Jahr so Hinweise gestreut in Anführungszeichen, dass sie mit denen auf Tour fährt und mit dem heimlich was hat und hat es dann irgendwann platzen lassen. Und wir haben das alle wirklich so einen Tag geglaubt. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, weil ich kannte auch Bilder von der und ich dachte so doch nicht die. Warum die? Und dann sind wir aber relativ schnell drauf gekommen, dass sie uns verarscht hat. Aber sie hat echt auf jeden Fall sehr viel Mühe in dieses Langzeitprojekt gesteckt. Über ein Jahr immer so kryptische Posts wie „I can’t sleep because his phone keeps buzzing“. Und wir waren alle so, wessen Phone? Und dann irgendwann „I’m touring with One Direction“ und das war dark, ja.

Anika: Das ist wirklich absurd, wie viel Zeit da manche Menschen einfach rein investiert haben, dieses Bild zu kreieren.

Mia Morgan: Ja.

Anika: Ja, spannender Exkurs in diese Richtung. Da könnte ich auch wirklich Stunden drüber reden. Aber wir kommen jetzt auch schon zu unserer letzten Frage. Und zwar würde mich interessieren oder uns würde interessieren, was deine letzte musikalische Neuentdeckung ist.

Mia Morgan: Oh, ich würde nicht sagen zwingend Neuentdeckung, weil ich sie schon seit letztem Jahr höre. Aber die letzte Person, von der ich so richtig krass Hardcore Fan geworden bin, ist DeathbyRomy. Ich bin so besessen von dieser Frau, die macht irgendwie alles richtig grad. Die macht so ein bisschen Goth, Emo Metal, Rap würde ich sagen, supergeil produziert. Die ist zugehackt von oben bis unten. Geiles Piercing, wunderschöne Frau, ganz lange schwarze Haare, wohnt in L.A., macht gerade so ein Konzeptalbum über die dunkle Seite von Hollywood und die Texte handeln alle von diesem Starkult der Zweitausender. Dann macht sie auch so Zweitausender Style Videos mit Paparazzi und in so Villen in Los Angeles in den Hollywood Hills. Und das ist aber alles so in Goth und düster. Die hat auch mit Palais Royal jetzt einen Song rausgebracht, wo die lustigerweise auch das letzte Abendmahl gemacht haben, wie ich in dem „1000 KLEINE TODE“-Video. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass einer ihrer ersten Songs auch schon so ein Abendmahl-Video hatte und sie das praktisch referenced. Deswegen war ich erst mal so, zwei Leute hatten denselben geilen Gedanken, aber sie hatte das tatsächlich schon vorher gemacht. Die finde ich richtig, richtig geil. Da bin ich gerade wirklich so, alles was die postet, wird geliked, Newsletter abonniert und liebäugle die ganze Zeit mit einer Merch-Bestellung in Amerika. Die finde ich richtig, richtig, richtig geil.

Anika: Ja, cool, das müssen wir uns auf jeden Fall mal anhören.

Mia Morgan: DeathbyRomy. Und „XXXhibitionist“ ist supergeil, „BITCHFAMOUS“, alles.

Anika: Cool. Danke für die Tipps. Ja, das war es auch schon mit unserem Interview. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und dass du die Fragen so schön beantwortet hast.

Mia Morgan: Danke für die schönen Fragen. Hat Spaß gemacht.

Anika: Ja, freut uns. Und ganz viel Spaß beim Konzert heute.

Mia Morgan: Danke schön. Euch auch.

Anika und Carlotta: Danke.