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Das Münsterland und das Wetter -das sagt die Wissenschaft.

Geschrieben von am 26. Februar 2024

Ach ja, das Wetter im idyllischen Münsterland ist ja ganz schön berüchtigt. Gefühlt nur Regen, viel Grau und wenig Sonne. Die Stadt selbst bewirbt Münster mit 1.600 Sonnenstunden im Jahr1! Der deutsche Durchschnitt liegt da bei etwa 1.700 Sonnenstunden und im sonnigen Spanien sind es sogar 3.000 [2]! Das klingt ja schon mal nicht ganz so heiter. Doch ist das wirklich so? Was sagt denn die Wissenschaft dazu, was das Wetter in Münster ausmacht? Und welche Einflüsse hat denn der Klimawandel auf das Wetter? Sind seine Auswirkungen jetzt schon spürbar? All das möchte ich in diesem Artikel erörtern. Dazu habe ich unter anderem mit Prof. Klemm aus der AG Klimatologie der Uni Münster gesprochen, Klimadaten analysiert, Klimadiagramme erstellt und eine Klimaanalyse des Climate Service Center Germany ausgewertet. 

Zunächst möchte ich dazu einige Begriffe klären. Was ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima und was bedeutet eigentlich Witterung? Laut Professor Klemm ist das Wetter der aktuelle Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dieser Zustand lässt sich über verschiedene Parameter charakterisieren. Diese sind beispielsweise die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Windgeschwindigkeit, die Strahlungsintensität der Sonne oder auch die Schadstoffkonzentration. Grundsätzlich lassen sich die Parameter, die so einen Atmosphärenzustand beschreiben, beliebig fortführen. Des Weiteren beschreibt Professor Klemm das Klima als die Synthese des Wetters über einen längeren Zeitraum. In der Klimaforschung werden typischerweise Zeiträume von 30 Jahren gemessen. Durch die Messung über diese langen Zeiträume fließt sehr viel Statistik in das Klima ein. Dadurch ist das Klima regional repräsentativ. Das bedeutet, dass sich das Klima zwischen Münster und Ibbenbüren beispielsweise nicht wirklich unterscheidet. Zwischen dem Wetter und dem Klima steht der Begriff der Witterung. Dieser beschreibt das Wetter über einen etwas längeren Zeitraum, beispielsweise eines Sommers. Laut Professor Klemm sei der Begriff etwas aus der Mode gefallen und komme auch im Englischen gar nicht vor. Daher werde ich diesen Begriff von nun an ebenfalls außen vor lassen. 

Nun gut, damit sind die Grundbegriffe erstmal geklärt. Wie ist denn nun das Klima in und um Münster? Professor Klemmt charakterisiert das Klima hier als mitteleuropäisches Klima mit atlantischem Einfluss, mit mittleren Temperaturen von circa 11 Grad und mit ausreichend Niederschlag. Die höchsten Niederschläge seien im Sommer zu verzeichnen, wobei ein weiteres Niederschlagsmaximum im Winter auftritt. Das Klimadiagramm von der Messstelle Münster, das ich anhand der Daten2 des Deutschen Wetterdienstes erstellt habe, bestätigt diese Einschätzung (Abb.1 links). 

Das Diagramm links zeigt die mittlere Niederschlagsmenge in Blau und die mittlere Temperatur in Rot jeweils für jeden Monat, gemessen über den Zeitraum von 1991 bis 2020. Der Niederschlag pro Monat wird gemessen in mm, was der Einheit Liter pro Quadratmeter entspricht. Die Gesamtniederschlagsmenge in einem Jahr findet sich oben rechts in mm. Somit sind in einem durchschnittlichen Jahr 763 Liter auf einen Quadratmeter gefallen. Die Lufttemperatur wird darüber in Grad Celsius angegeben. Die mittlere Temperatur eines Jahres beläuft sich somit auf 10,4 °C. Aus dem Diagramm lässt sich ablesen, dass es in den Sommer- und Wintermonaten am meisten regnet und während des Frühlings am wenigsten. Besonders sticht hier der April hervor. Dort ist die Niederschlagsmenge deutlich am geringsten. 

Damit fällt Münster überraschenderweise unter den bundesweiten Durchschnitt. Warum sich Münster dennoch regnerisch anfühlt, lässt sich mit diesem Vergleich alleine also nicht erklären. 

Doch Professor Klemm erklärt weiterhin, dass die geographische Lage ebenfalls besonders entscheidend für das Klima und auch das Wetter ist. Zuvor habe ich von einem Klima mit atlantischen Einfluss gesprochen. Das bedeutet, dass die Nähe Münster zum Atlantik und auch zur Nordsee einen Einfluss auf das Wetter und das Klima hat. Die Winde, die von diesen Meeren hergetragen werden, bringen viel Feuchtigkeit mit sich. Das sorgt allgemein für eine hohe Niederschlagsmenge. Des Weiteren kommt hinzu, dass das Münsterland eine Flachlandebene ist. Entlang dieser Ebene entstehen große Fronten eines bestimmten Wetters. Das bedeutet, dass das Wetter in längeren Perioden auftritt und weniger häufig wechselhaft ist. Somit regnet es nicht zwingenderweise häufiger in Münster, dafür aber länger, sodass der Eindruck des verregneten und nassen Münsters entsteht. 

Somit lässt sich das Gefühl, dass es in Münster ständig regnet, mit dem flachen Münsterland erklären. Nun gut, und was ist eigentlich mit dem Klimawandel, wie wird sich das Klima dadurch in Münster und auch in Deutschland verändern? Laut Professor Klemm sei der Klimawandel auch schon lokal deutlich spürbar und messbar. Neben höheren Temperaturen zu allen Jahreszeiten, sind auch die Sommer länger geworden. Des Weiteren treten Extremwetterereignisse häufiger und in längeren Perioden auf. Das bedeutet, dass es längere und extremere Trockenphasen, als auch Niederschlagsperioden gibt. Das gilt sowohl deutschlandweit als auch für Münster. Der Dürresommer des vorletzten Jahres, als auch die Hochwasserperiode zum Jahreswechsel sprechen für diese Annahme. Die Auswirkungen des Klimawandels sind also bereits allgegenwärtig.

Vorhersagen über das künftige Klima in Deutschland und auch in Münster sind allerdings schwieriger zu treffen. Das liegt besonders an der Komplexität der Sache. Das Wetter und somit auch das Klima ist ein extrem sensibler Zustand der Atmosphäre. Dieser ist durch viele Parameter und Einflüsse gegeben. Denn die Erde und auch die Atmosphäre ist ein ganzes, miteinander wechselwirkendes System. 

Oftmals ist es auch schwierig, diese Parameter zu quantifizieren oder die Abhängigkeiten besagter Parameter untereinander zu identifizieren. Also wie hängen beispielsweise die Bestandteile der Luft mit der Lufttemperatur zusammen. Hier besteht mittlerweile ein wissenschaftlicher Konsens: nämlich, dass bestimmte Gase, wie Kohlenstoffdioxid, welche bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entstehen, den Treibhauseffekt der Erde antreiben und somit zu einer höheren Lufttemperatur führen. 

Klimamodelle für die Zukunft sind also sehr aufwändig und quantitativ ungenau. Damit meine ich, dass Klimamodelle meist nur qualitative Aussagen über das Klima liefern. Das Climate Service Center Germany (GERICS) hat Klimaausblicke auf Basis verschiedener Klimamodelle für alle Landkreise in Deutschland erstellt3. Dazu wurden Modelle mit niedrigen, mittleren und hohen Treibhausgasemissionen simuliert. Diese Ausblicke prognostizieren Klimaänderungen für das Ende dieses Jahrhunderts. Für das Münsterland wird für alle drei Modelle eine Zunahme der Lufttemperatur vorhergesagt. Des Weiteren führen die Modelle mit mittleren und hohen Emissionen zu einer Zunahme von Hitzeperioden und zu einer Zunahme der Tage mit viel Niederschlag (≥ 20 mm/Tag). Das Modell mit niedrigeren Emissionen dagegen tendiert “nur” zu einer Zunahme dieser Ereignisse. 

  1. https://muenster-souvenirs.de/dekoration/bilder-poster/645/poster-wentrup-gelber-regenschirm ↩︎
  2. https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/observations_germany/climate/multi_annual/mean_91-20/ ↩︎
  3. https://www.gerics.de/products_and_publications/fact_sheets/landkreise/index.php.de ↩︎

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