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ALBENREZENSION: Atmosphere – “Talk Talk” EP

Geschrieben von am 7. Dezember 2023

I dont’t even know if I really like people, but I do like to see people do things that they like

Wetter – Atmosphere

Mit diesen Worten führt Rapper Slug, der mit bürgerlichem Namen Sean Daley heißt, in die brandneue EP des experimentellen amerikanischen Hiphop Duos Atmosphere ein und scheint damit gleich anzukündigen, worum es auf der EP geht. Sie scheint ein eigenes kleines Soundexperiment zu sein, auf dem die Mitglieder tun what they like.

Bereits seit 1996 arbeiten der Producer Antony Davis, kurz Ant, und Rapper Slug zusammen. Dieser langen Zusammenarbeit sind stolze 13 Studioalben entsprungen, auf denen die Reise dokumentiert ist, die das Duo in den letzten 25 Jahren durch verschiedenste Genreinflüsse und Stile gemacht hat. Damit gelten die beiden als Pioniere des Emo-Rap, denn düstere Elemente des Hip-Hop bilden den roten Faden und auch die Neuerscheinung reiht sich in diese diskografische Tradition ein. Die Soundkulisse, geprägt von einer Menge Melancholie, wabernden Bässen und Sci-Fi-Geräuschen, sowie der monoton-energisch anmutende Flow sind es, die dieses Werk ausmachen. Musikalisch inspirieren lassen, haben sich Atmosphere hier von der deutschen Ikone und den Vorreitern des Elektropop, der Band Kraftwerk.

Geloopte, eingängige Elektro-Drums begleiten die Worte von Rapper Slug. Lyrisch habe er bezüglich der Ausgestaltung von Talk Talk eine Weile im Dunkeln getappt, verrät er in einem Interview. Der Grund dafür ist die Erstehungsweise der EP, die dadurch zustande kam, dass die Künstler den Sound auf dem letzten Album bereits auf dem Song Bat Flower erprobt haben und darüber hinaus weiter mit verlangsamten, sowie beschleunigten Beats spielen wollten, die eine ganz bestimmte Atmosphäre kreieren. Es gelingt Produzent Ant damit die Hörer*innen gleichermaßen in einen stickigen dunklen Clubraum der 80er Jahre, sowie in ein Raumschiff zu versetzten, dass mit Lichtgeschwindigkeit durch futuristische Soundlandschaften rast. Die Lyrics nehmen schlussendlich thematisch ebenfalls Bezug auf das letzte Studioalbum So Many Realities Exist Simultaneously, das ebenfalls dieses Jahr erschienen ist und ein komplexes Konstrukt verschiedener Erzählstränge darstellt. Der Rapper setzt dieses Konzept fort und antwortet auf der neu erschienen EP auf einzelne Lines, wodurch das kurze Werk zu einer Art Draufsicht wird, aus einer anderen musikalischen, wie textlichen Perspektive. Für das gänzliche Versinken in der Kunst der Legenden aus Minneapolis lohnt es sich also die beiden in Folge zu hören.

Die 10 Songs stehen jedoch auch für sich allein, denn es gibt viel zu entdecken:

Emotionale Offenlegungen und kollektive Alltagserfahrungen, verpackt in kluge Lines, begleitet von Sounds, die Zuhörende langsam mitreißen. Ein Gefühl, das sich auf dem Cover gut wiederspiegelt.

Atmosphere beweisen, dass ein Vierteljahrzehnt im Buisness nicht zwingend dafür sorgt, dass die Kunst sich festfährt, stagniert, einrostet. Ganz im Gegenteil: sie haben sich und Emo-Rap mal wieder ein wenig neu erfunden.


Label: Rhymesayers Entertainment
Veröffentlicht am: 01.12.2023
Interpret: Atmosphere
Name: Talk Talk EP
Online: Zur Seite des Interpreten.



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