Current track

Title

Artist

Current show

Current show


The Wombats – Oh! The Ocean

Rezensiert von on 18. Februar 2025

       

Die englische Indie-Band The Wombats ist zurück mit ihrem sechsten Album Oh! The Ocean. Dieses Mal tatsächlich mit einem Wombat auf dem Cover, in dessen Auge sich der offene Ozean spiegelt. Eine Szenerie, die Frontmann Matthew Murphy als titelgebend für die neue Platte beschreibt. Bei einem Familienbesuch am Strand nahm der Sänger das Meer vor seinen Augen neu wahr, als würde er es zum ersten Mal sehen. Und das überträgt sich auf das Album: Oh! The Ocean erzeugt das familiäre Gefühl des typischen Wombats-Sounds mit ein paar Twists, etwa das erste Mal in Zusammenarbeit mit Produzent John Congleton und den meisten Live-Aufnahmen seit dem Debütalbum.

Ihr letztes Album Fix Yourself, Not the World hatte die Band vor drei Jahren veröffentlicht, und für alle, die sehnsüchtig gewartet haben, liefert der Opener von Oh! The Ocean vielleicht eine Erklärung: Sorry I’m Late, I Didn’t Want to Come ist Funk, der eine gewisse Einzelgänger-Mentalität transportiert. Eine aufgebrauchte soziale Batterie wird auch auf der musikalischen Ebene hörbar, die hier weniger energiegeladen ist als bei anderen Songs auf dem Album und den frühen Wombats-Hits. Fahrt nimmt das Album mit dem zweiten Track auf. Can’t Say No sprüht vor Energie und sagt Ja zum nächsten Abenteuer, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Es geht um das Ausbrechen aus dem Alltag und sprengen von Grenzen, aber auch das blinde Folgen von Ideen. Das gilt nicht für das durchdachte Gesamtkonzept des Albums, Can’t Say No fügt sich optimal dort ein und schafft einen Aufbau für die darauffolgenden Tracks.

Die jungen Wombats hatten vor fast zwanzig Jahren noch deutlich mehr Garage-Einfluss, aber Blood on The Hospital Floor findet seinen Weg dorthin zurück. Rockig, ein wenig trotzig vergleicht die zweite Single-Auskopplung schlechte Momente im Leben mit Blut auf dem Krankenhausboden – wegwischen und weitermachen. Fehler zu machen war auf diesem Album sogar erwünscht, denn fehlerhafte Menschlichkeit hebt sich für sie von KI-generierter Kunst ab, und so lautet das Motto der Band weiterhin: „embrace the messiness“.

Musikalisch sind sie spürbar weniger messy als zu ihren Anfängen, aber Parallelen zum ersten Album bleiben. Inhaltlich erinnert My Head Is Not My Friend an das fast zwanzig Jahre alte Here Comes The Anxiety. Der zunächst minimalistische Song fängt die Niedergeschlagenheit eines Katermorgens ein, um nach der Bridge in einem rockigen, kathartischen Chorus zu münden. Wie schon auf dem letzten Album wechseln sich tanzbare Songs mit eher sphärischen, ruhigen Tracks ab, die Oh! The Ocean zu einem runden Album machen. Dazu zählen etwa Kate Moss und Reality Is A Wild Ride.

Echte Highlights finden sich auch in der zweiten Hälfte des Albums: Auf I Love America And She Hates Me kritisiert die Gruppe aus Liverpool den amerikanischen Traum, LA kurbelt Matthew zufolge allerdings auch die Kreativität an und daraus entstehen eben Hits wie dieser. The World’s Not Out To Ge Me, I Am muss jeden langjährigen Fan abholen. Besonders die leicht verzerrten Gitarren-Riffs rufen Erinnerungen an A Guide To Love, Loss & Desperation wach und geben eine DIY-Ästhetik ab, die The Wombats immer wieder guttut. 

Unvermeidbar rufen die Songs auf Oh! The Ocean Assoziationen zu den vorherigen Alben auf und so fühlt sich ein Track wie Grim Reaper eher nach Glitterburg an, passt aber nicht weniger gut auf den neuen Release und das bestätigt die These der Band, das ein eigener Sound für die Zeitlosigkeit in ihrer Diskographie sorgt. Mit den letzten Songs schlägt das Album dann noch mal eine moody Richtung ein: Über verzerrten Synthies liegen in Swerve (101) die Zeilen: „Most things solve themselves, don’t you know, and some snowball until they explode“.

Das Album explodiert jedoch nicht, bleibt in seinem thematischen Rahmen und bietet vielmehr einen Ausblick. Auf dem Closer Lobster lautet das Vorhaben „to the beach, and I’m going to enjoy it“. Mit ein bisschen Wohlfühl-Jazz im Hintergrund wird resümiert: „I think I’m feeling better now“. Danach trägt das einminütige Instrumental Oh! The Ocean in die Ferne. Fern bleibt die Band nicht etwa der Bühne, denn neben dem Strand ist das Ziel der Wombats im April unter anderem Münster, wenn sie für „Oh! The Tour“ auch hier vorbeischauen.


Label: AWAL Recordings
Veröffentlicht am: 14.02.2025
Interpret: The Wombats
Name: Oh! The Ocean
Online: Zur Seite des Interpreten.


Continue reading