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Luna Jones – This Could Hurt.

Rezensiert von on 9. Juli 2025

       

Luna Jones liefert mit „This Could Hurt.” ein bemerkenswert persönliches Debütalbum. Die aufstrebende Indie-Pop-Künstlerin veröffentlicht seit 2024 regelmäßig Singles und EPs. Nun erschien am 27. Juni 2025 ihr erstes vollständiges Werk. Zehn Songs, etwa 33 Minuten Laufzeit.

Im Zentrum stehen Themen wie Liebeskummer, Beziehungsunsicherheiten und das ständige Kreisen um das eigene Ich. 
Musikalisch bewegt sich das Album irgendwo zwischen Indie, Dream Pop und Singer-Songwriter. Synths, Gitarre und Percussion bilden die Basis. Doch was das Album wirklich trägt, ist Luna Jones’ Stimme. Ihre Vocals wirken melancholisch und emotional, aber nie überladen. Die Texte sind direkt, oft auch introspektiv, und vor allem erstaunlich nahbar.

Der Song „Celadon Comet” ist der helle, hoffnungsvolle Auftakt des Albums, in dem Jones das Bild eines Kometen nutzt, um eine junge, euphorische Verliebtheit zu beschreiben.

Your green eyes remind me of that comet we saw
When we were sitting on top of my car
After we’ve been surfing, looking at the stars
Life feels like a movie
When I’m with you by my side
And I don’t want to know the end
But we are off to a good start

Diese Zeilen verknüpfen das Staunen über eine andere Person mit einem magischen, kosmischen Moment. Der Song vermittelt ein leichtes Gefühl, als wäre man unbesiegbar, wenn man gemeinsam durch die Welt gleitet.

Obsessed”, der zweite Song des Albums, gibt einen ersten Einblick in die Themen, die Luna Jones’ später auf „This Could Hurt.” weiter vertieft. Der Song beschreibt eine komplizierte Situation irgendwo zwischen echter Zuneigung und überhöhter Projektion.
Was bei „Obsessed” auffällt, ist der Mut zur Selbstentlarvung, denn Jones zeigt sich hier nicht nur als verletzte, sondern auch als überanalysierende Figur. Klanglich noch etwas verspielter und zugänglicher als andere Songs, markiert er einen früheren Punkt in ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit Nähe und Distanz.

In „LoveBomb” geht es nicht mehr um Verliebtheit oder Selbstzweifel, sondern um emotionale Manipulation. Der Song thematisiert das Phänomen des Love Bombings, also eine Form von übertriebener Zuneigung, die weniger mit Liebe zu tun hat, sondern mehr mit Kontrolle. Der Klang des Songs ist sehr träumerisch, der Text hingegen bringt eine klare Haltung. Im Vergleich zu „Obsessed” wirkt sie hier reflektierter und gefasster, also so, als hätte sie sich ein Stück Distanz zurückerobert.

Gerade diese beiden Songs zeigen sehr schön, wie sich Luna Jones innerhalb des Albums entwickelt: von emotionaler Abhängigkeit hin zu mehr Klarheit. 

© Guesstimate&Polytope

Der fünfte Song „Rotten” ist der Höhepunkt des Albums und thematisiert sowohl das Festhalten an einer zerfallenden Beziehung, als auch die Realisation, dass es vorbei ist. Die Kombination aus den sanften Synths, der Akustik-Gitarre und ihrer verletzlichen Stimme erzeugen eine nostalgische Stimmung. 
Rotten” ist kein dramatischer Trennungssong, sondern eher ein Moment der Erkenntnis und vielleicht der schmerzhafteste und ehrlichste Song auf dem ganzen Album. Kein Wunder, dass genauer dieser Song zum Herzstück geworden ist!

Rotten, I think we’re rotten
All the right words, but you’re lying to me
Rotten, I think we’re rotten
The less that you want me, the more that I bleed

Nach dem schmerzlichen Höhepunkt in „Rotten” öffnet „Lighthouse” ein Fenster zur Sehnsucht nach Halt. Der Song gehört zu den ruhigen Momenten des Albums und nutzt das Bild eines Leuchtturms als Symbol für Orientierung und Verlässlichkeit. Es geht um das Bedürfnis, irgendwo anzukommen und gesehen zu werden.
Inhaltlich lässt sich „Lighthouse” als Gegenstück zu früheren Songs wie „Spiral” lesen. Wo vorher emotionale Überforderung und Unsicherheit dominieren, entsteht hier erstmals etwas wie ein innerer Ankerpunkt.

Shut the Lights” klingt nach dem Bedürfnis, in der Dunkelheit Zuflucht zu suchen und alles auszublenden. Der Titel suggeriert, dass Jones Abstand möchte von einem Gespräch, einer Situation oder vielleicht der eigenen Gefühlswelt. Der Song wirkt wie ein Rückzug ins Innere, bevor man sich dem Außen wieder stellt.

Der letzte Song des Albums „self-destruct” deutet auf Selbstkritik und das bewusste Sabotieren eigener Chancen hin. Er fungiert als finale Selbstreflexion. Nach dem emotionalen Höhepunkt und dem Rückzug folgt hier die Konfrontation mit dem inneren Selbst.
Ein idealer Schlusspunkt einer Reise durch Verletzlichkeit und Erkenntnis.

In den zehn Songs gelingt es Jones, eine durchgehende Stimmung zu erzeugen. Das Album funktioniert wie eine Chronologie, von der anfänglichen Überforderung bis hin zu einem Selbstverständnis. Die Songs erzählen von Nähe und Rückzug, von Erwartungen, Angst und Kontrollverlust. Aber auch von Momenten der Klarheit. Dabei macht Jones ihre Verletzlichkeit zu ihrer Stärke. „This Could Hurt.” ist wie eine Reise durch die eigenen Emotionen.

Ein starkes Debüt und vielleicht der Anfang von etwas Großem.


Label: Guesstimate
Veröffentlicht am: 27.06.2025
Interpret: Luna Jones
Name: This Could Hurt.
Coverbild: Guesstimate


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