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Interview mit SIND

Geschrieben von am 26. November 2018

Der Weg der Band SIND begann 2013. Seitdem machen die fünf Berliner zusammen Musik. Sie kennen sich jedoch schon viel länger. Von Freundschaft und Studium über Proberäume, Bars und einer EP, hat es fünf Jahre gedauert bis nun im April ihr Debütalbum “Irgendwas mit Liebe” erschienen ist. Die Platte erzählt von Sehnsucht, Freundschaft und Liebe.
SIND waren als Vorband der Berliner Gruppe Milliarden auf Tour. An einem sonnigen Samstag traf Radio Q-Reporter Steffen Jöne Schlagzeuger Ludwig, Sänger Arne und Gitarrist Hannes in entspannter Atmosphäre draußen vor der Sputnikhalle. Dabei sprach er mit ihnen über ihr Album, die Suche nach Liebe und die Bedeutung von sozialen Medien in der Musik.

Ihr macht ja bereits seit 2013 zusammen Musik. Wie habt ihr fünf euch eigentlich kennengelernt?

Ludwig: Ich hab Hannes auf der Arbeit kennengelernt. Dann waren wir irgendwann mal ein bisschen was trinken und da meinte er, er macht mit Freunden Musik. Das waren Max, unser Gitarrist, und Arne, der Sänger. Die kenne sich noch aus der Schulzeit – Abizeit. Da meinte er, die bräuchten noch einen Schlagzeuger und so bin ich mit dazugekommen. Am 31. Juli 2013 war das, bei der ersten Probe in einem Berliner Bandkeller ohne Licht, ohne Fenster, ohne Lüftung, aber mit viel Schweiß und Bier.

Wie verlief die Zeit dann zwischen 2013 und jetzt 2018?

Ludwig: Im Fluge. (grinst)

Dieses Jahr kam ja auch euer erstes Album “Irgendwas mit Liebe” raus. Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht? Also zwischen der Gründung und dem Debütalbum.

Hannes: Ja, das hat uns auch so ein bisschen überrascht, weil das dann alles doch immer länger dauert, als man denkt. Ein halbes Jahr erstmal Songs schreiben, dann gab es die ersten Auftritte, von da ging es auf die ersten Festivals, dann zum Radio und dann haben wir gesagt: “Ok, wir müssen mal was aufnehmen.”. Ehe wir dann einen Produzent gefunden hatten, was aufgenommen haben und bis die EP (“Best Of”, 2016, Anm. d. Red.) dann rauskam, war es 2016. Waren schon mal drei Jahre weg. Und dann haben wir uns entschieden, dass wir ein Album machen. Darauf haben wir intensiv hingearbeitet, haben es aufgenommen und wieder ein Jahr später kam es dann raus. Und schon ist 2018. Ist wirklich absurd, wie schnell die Zeit vergeht.

Ihr seid noch so eine typische Band, die noch vor ihrem ersten Album auf Tour war und durchs Touren bekannt geworden ist. Ihr habt euch quasi “hochgespielt”. Ist das schwieriger?

Hannes: Das war für uns wichtig, dass wir viel, viel spielen und besser werden. Gucken, wo wollen wir hin, was will man genau machen. Ich glaube, Konzerte sind immer noch das Beste und Geilste, was man als Band machen kann. Das war eher so ein natürlicher Prozess. Es war nicht geplant, dass wir erstmal Auftritte machen und dann das Album. Das kam relativ so.

Ludwig: Jetzt ist es ja so, dass wir das Album rausgebracht haben und mit dem Album auch auf Tour gehen, dann Ende des Jahres. Also im Oktober. Insofern machen wir einen Mix. Auch diesen Weg gehen wir.

Wie ist das für eine Band erstmal im Vorprogramm zu spielen. Kann man da eventuell auch noch was lernen?

Ludwig: Arne hat doch jetzt was auf Tour gelernt.

Arne: Was hab ich gelernt?!

Ludwig: Einen Strohhalm verwenden…

Arne:…achso. (grinst) Ja, man guckt sich ja immer ein paar Sachen ab. Und unter anderem gab es auch einen ganz coolen Tipp von Ben (Sänger von Milliarden, Anm. d. Red.), der hat irgendwie die ganze Zeit einen Strohhalm in der Flasche und blubbert damit. Das soll ganz gut für die Stimmbänder sein, weil sich durch die Vibration so schützender Schleim um die Stimmbänder mantelt und die Stimmbänder dadurch geschont werden. Genau. Ich hab mir jetzt noch keinen Strohhalm, also noch keinen Schlauch, gekauft. War kein Baumarkt in der Nähe hier. Ja, aber abgesehen von diesem Schlauch-Trick, kann man sich natürlich immer sehr viel bei so größeren Bands abschauen. Was sie halt machen, wie sie halt auftreten, wie die Bühnenpräsenz ist, usw. Und schaut dann sozusagen, was man sich daraus ziehen kann. Man kann immer lernen. Man hat nie ausgelernt. (grinst)

Ludwig: Wir lernen auch sehr viele neue Menschen kennen. Das ist eigentlich auch ganz angenehm. Mit sehr vielen verschiedenen Künstlern unterwegs zu sein. Bands und das ganze Team drumherum zu sehen, wie das bei denen funktioniert und organisiert ist. Weil wir viel selber machen und gemacht haben. Auch mit der Albumproduktion und alles, was daneben herläuft. Das ist immer ein guter Austausch, den man da hat. Abseits der Bühne.

Und Trinkgewohnheiten lernt man sicher auch.

Ludwig: Ja, das ist nur ein Gerücht. (lacht)

Kommen wir zu eurem Album “Irgendwas mit Liebe”, das Anfang des Jahres rauskam. Das habt ihr mit dem Produzenten Zebo Adam, der ja auch mit Bilderbuch und Women gearbeitet hat, aufgenommen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Hannes: Unsere Managerin hat sich ein wenig umgehört. Dann gab es verschiedene Optionen und wir haben uns mit Zebo getroffen, weil wir schon ziemlich gut fanden, was wir bisher gemacht hatten. Wir hatten Lust mit ihm zu sprechen und das passte dann sehr, sehr gut auf menschlicher und inhaltlicher Ebene. So haben wir uns entschieden das zu machen. Wir sind dann letztes Jahr drei Wochen nach Wien gefahren und haben nochmal drei Wochen in Berlin aufgenommen. So kam das. Aber wie gesagt, bei Zebo war es auch wichtig, dass diese menschliche Ebene stimmt, weil wir am Ende dann eineinhalb, zwei Monate jeden Tag aufeinander gehockt haben. Und natürlich ist es wichtig, dass man sich gut versteht, damit man a) ehrlich miteinander umgehen kann und b) konstruktiv am Album arbeitet.

Ludwig: Insofern haben wir uns über knapp zwei Jahre genau kennengelernt. Ich glaube, der erste Kontakt war Anfang 2016, Mitte 2016 war er dann in Berlin und hat uns mal tatsächlich für ne Zeit ausgehalten. Danach hatten wir immer so ein bisschen Kontakt.

Hannes: Im Dezember waren wir nochmal da…

Ludwig:…waren wir nochmal in Wien. Haben ihn da in seinem Studio besucht, wo man aufnimmt, um uns das alles anzugucken.

Wenn wir das Album nun ein bisschen genauer betrachten, klingt es textlich nach einer Liebeskummertherapie. Das Album heißt ja “Irgendwas mit Liebe”. War das geplant und hat sich das im Prozess der Entstehung ergeben?

Ludwig: Es war wie eine ordentlichen Hausarbeit oder Bachelorarbeit – die Frage, das Thema kam am Ende.

Arne: Mehr kann man gar nicht hinzufügen. (lacht) Schön, den kannte ich noch gar nicht. Aber den werde ich mir merken.

Ludwig: Hast du dein Studium anders verbracht?

Arne: Ja, um Gottes Willen. Weiß nicht, es haben sich halt viele Songs über die Jahre angesammelt. Es war jetzt kein geplantes Album. Es war nicht so das eine Thema, was sich durch das Album ziehen sollte und ist jetzt auch nicht nur für die eine Frau! Es sind halt viele Songs, die sich angesammelt haben und wenn man die überblickt hat, konnte man feststellen, dass es im Kern immer um Liebe geht. Irgendwie haben alle immer was mit Liebe zu tun. Ob es die Liebe zum Exzess ist, ob es die Lieber zu einer Frau ist oder eben die Nicht-Liebe zu einer Frau. Irgendwie handelt alles immer von Liebe. Deswegen auch dieser Titel. Gerade in den heutigen Zeiten kriegt Liebe ja nochmal eine ganz neue Fassade, durch soziale Medien. Dabei soll es aber keine Kritik an den ganzen sozialen Medien sein, sondern eher eine Feststellung von der ganzen Sache. Das zieht sich ja auch durch die Videos und das Cover und das Artwork. Das war so ein bisschen der optische Faden.

Wenn wir auf die Lieder eingehen. In “Alpina Weiss” singt ihr vom Neuanfang nach einer Beziehung. Das man alles auf null setzen muss. Inwiefern könnt ihr euch selbst mit solchen Situationen selbst identifizieren?

Ludwig: Erstmal indem wir gar nicht sagen, dass man einen Neuanfang machen muss und wir bei “Alpina Weiss” keinen Normativ geben. “Alpina Weiss” heißt gar nicht, man muss einen Neuanfang machen, weil man am Ende ja vielleicht mit sich selbst im Reinen ist. Also sind es in dem Sinne Geschichten, die man im Freundeskreis erlebt. Von uns kann wohl jeder eine eigene Geschichte zu jedem Song erzählen – was er damit verbindet.

Arne: Neuanfänge…muss jeder irgendwann mal durchmachen, ne. Ich glaube, dieses “Alpina Weiss” und dieses Wände streichen, ist einfach symbolisch für alles. Irgendwann muss man einfach mal ganz kurz weiß streichen. Den Canvas sozusagen unberührt haben, um wieder neu was drauf zu zeichnen. Aber manchmal ist es halt so, wie Ludwig schon meinte, dass es überhaupt kein Reset oder keine Neuerfindung von sich selbst braucht, denn eigentlich ist ja alles in Ordnung. Vielleicht hat es dann auch einfach nicht gepasst. Hinterfragen ist immer gut. Aber sich halt nicht komplett selbst aufgeben, wenn was mal nicht geklappt hat.

Ludwig: Und ein Neuanfang gaukelt einem ja auch immer vor, dass man sich von Sachen, die einen eigentlich ausmachen, trennen kann. Was aber eigentlich gar nicht richtig möglich ist.

Wenn wir vom Titelsong “Irgendwas mit Liebe” reden. Ein vielschichtiger Song, in dem gesagt wird, jeder sucht Liebe, aber ein Mensch der nur auf der Suche nach Liebe ist, ist ein Narzisst, denn hauptsache er bekommt Liebe. Woran habt ihr dabei gedacht?

Arne: “Irgendwas mit Liebe” handelt von einem Narzisst, der mehr oder weniger die ganze Zeit nach der Droge Liebe strebt und ständig in einer Art Zwiegespräch ist. Dann merkt er, dass dieses narzisstische Liebesding komplett unerfüllt ist. Das es eigentlich langweilig und trist ist und die wahre Liebe nur kommt, wenn man sie mit irgendjemandem teilt – also die pure, wahre Liebe. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass dieser gesunde Narzissmus manchmal auch gut ist. Man muss sich auch selbst lieben können. Narzissmus ist jetzt ein extrem, aber eigentlich ist die Selbstliebe was ziemlich wichtiges. Mit sich selbst im Reinen sein und das machen, worauf man Bock hat und dafür auch mal andere vor den Kopf stoßen. “Ey sorry, tut mir leid, dass wir uns jetzt hie nicht treffen können.” oder “Sorry, dass ich jetzt nicht mit dir so viel Zeit verbringe, wie sonst. Aber ich hab hier gerade meinen Traum, den ich verwirklichen möchte. Das ist das, was ich liebe und dafür brenne ich.” Wie gesagt, dass ist genauso die Liebe zu einem selbst, die einen da antreibt sowas zu machen. Es gibt Menschen, die können das akzeptieren und dann gibt es Menschen, die können das halt nicht akzeptieren. Die von Außen darauf gucken und sagen: “Ey, du hast dich so verändert. Du machst nur noch dein Ego-Ding, du selbstverliebtes Arschloch.”. Dabei muss jeder selber wissen, was er möchte. Wenn das Ziel zum Beispiel ist, ein Album rauszubringen, dann bedeutet das, sich mal ein paar Monate einzuschließen und mit keinem zu reden. Das heißt ja nicht, dass man ein Arschloch ist, sondern sich einfach einer Sache verpflichtet und die durchziehen will. Und das verstehen manche Leute nicht so.

Habt ihr das von Menschen oder Freunden in eurem Umfeld gehört, als ihr gesagt habt, dass ihr nun ein Album rausbringen wollt?

Arne: Ich hab das halt in ein paar persönlichen Beziehungen gemerkt. Nach dem Motto “Du rufst ja gar nicht mehr an.”. Sorry, ist jetzt das Dingen. Oder mit den Eltern: “Du erzählst ja überhaupt nichts mehr.” – “Was soll ich dir jetzt erzählen. Ich war einen Monat lang in einem Keller, hab mich mit meinen Gedanken auseinandergesetzt, die sich nur ums Songs schreiben gedreht haben.”. Um nochmal auf den Narzisst zurückzukommen. Da wird man halt zum Narzisst. Wenn man sich die ganze Zeit in seiner eigenen Suppe wälzt, dann wird man so selbstverliebt und so sehr Ich-fixiert. Das hat ja alles einen großen Grund, nämlich das Album und seine Träume zu erfüllen.

Ludwig: Zu deiner Frage eben, ob wir es irgendwie von Freunden mitbekommen haben. Im Gegenteil. Wir haben sehr viel Unterstützung von Freunden und Familie erfahren. Persönlich war es natürlich viel Arbeit. Aber auch viel Unterstützung, sein es irgendwelche Räumlichkeiten, die wir nutzen konnten bis zum Design haben uns da sehr viele sehr stark unterstützt.

Musikalisch gesehene sprecht ihr selbst immer wieder von einer gewissen “Roughness” in eurer Musik. Wie kommt die zustande?

Ludwig: Wir hatten im Vorfeld eine EP aufgenommen, wie Hannes gemeint hat. Da haben wir sehr viel probiert, auch produktionstechnisch: hier noch Synthesizer mit rein, hier Flächen, was man vielleicht gar nicht direkt hört. Da war der Ansatz einfach zu gucken, was da ist, was wir auch wirklich live spielen und gar nicht noch so viele Feinheiten im Nachgang reinzuarbeiten. Diese “Roughness” sind diese Sachen, wo man denkt: “Der Sound, passt der da jetzt wirklich rein oder tut er eigentlich wie?”. Und da zu sagen, dass es so bleibt. Das ist die “Roughness”. Wir wollen auf der Platte so klingen, wie wir live auch klingen.

Hannes: Das war eine Grundsatzentscheidung. Doppelt man jetzt alle Gitarren fünf mal, wie auf einem normalen Rockalbum, das wirklich fett klingt. Das haben wir nicht gemacht. Jeder hat so ein bisschen sein Ding gemacht. Wenn einem selber der Sound gefällt, hat man ihn genommen und gespielt. So kam es dann zusammen. Natürlich ergänzt sich das und man spricht miteinander, aber die “Roughness” kommt eben daher, dass wir relativ reduziert arbeiten, aber das mit voller Überzeugung.

Wo wir bei Überzeugung sind. Ihr wart mal überzeugte social media Gegner. Jetzt seid ihr jedoch viel mehr auf Instagram aktiv. Ist das für Newcomer-Bands oder allgemein für Bands heutzutage unumgänglich?

Arne: Man muss sich ja irgendwie Gehör verschaffen.

Hannes: Am besten mit Bildern…

Arne:…am besten mit Bildern. (grinst) Da ist das natürlich der naheliegendste Kanal. Das ist ja eine einfache Rechnung. Man schaut, wo hängen die potentiellen Hörer ab. Ok, sie hängen bei Instagram ab. Nicht mehr bei Facebook. Und sie hängen bei Spotify ab. Dann muss man sich danach richten. Es ist halt gerade diese Zeit. Ich denke, es hat gute und schlechte Seiten. Man muss immer mit Algorithmen konkurrieren, was vieles sehr belanglos macht, was da rauskommt. Man muss diese Relevanz erhalten, die man sich aufbaut oder schon aufgebaut hat. Das passiert halt nur, indem man die ganze Zeit rausballert. Es ist einfach mittlerweile ein unersetzliches Medium, um relevant zu bleiben.

Ludwig: Zu anderen hilft es natürlich auch, weil es ein super Medium ist, um viele Sachen zu teilen und mit Leuten in Kontakt zu sein, weil es ein sehr direktes Medium ist. Man kann miteinander schreiben. Es ist in dem Sinne auch sehr ehrlich, was man da teilt. Als jemand, der einer Band folgen will und kann, bekommt man da einen sehr guten Eindruck. Und für uns ist es ein super Medium, um Leute auch irgendwie mitzunehmen.

Seht ihr das dann eher als Muss oder seid ihr mit Freude dabei?

Arne: Ich hab gestern in der Musikexpress einen Artikel über Konzertbesucher gelesen, die ihr Handy quasi in eine neue Vorrichtung packen, damit sie ihr Handy nicht mehr rausholen beim Konzert. Die Sache ist, es gibt so eine Krankheit, die heißt Nomophobie. Das heißt, du bist ständig in diesem Zwang das Handy rauszuholen und den Moment festhalten zu müssen, weil du Angst hast, dass du was verpasst. Eigentlich killst du damit den Moment. Du lässt Momente gar nicht mehr zu, weil du die ganze Zeit nur noch auf der Suche bist nach irgendwas, was relevant ist. Du hast die ganze Zeit dieses Telefon dabei und kannst eigentlich gar nichts mehr richtig machen. Man ist immer in einer Erwartungshaltung. Wo kommt jetzt was? Wo kann ich irgendwie die Kamera draufhalten? Was war nochmal die Frage? (lacht)

Ob es euch Spaß macht oder eher mühsame Arbeit ist.

Arne: Es ist so teils teils. Heute hat es zum Beispiel extrem Spaß gemacht. An anderen Tagen ist es eher eine Last. Aber wir erkennen das an, dass das momentan quasi das Medium ist mit dem man einfach arbeiten muss. Es kann nur manchmal auch sehr anstrengend sein.

Ich glaube, das kennt wohl jeder Privatmensch auch, der Instagram benutzt.

Arne: Ja…und ich glaube, wir haben da eine gute Aufteilung während der Tour gefunden. Wir wechseln uns ab, damit nicht einer die ganze Zeit diese Nomophobie aushalten und immer gucken muss, wo jetzt gleich was passiert und am besten die Kamera drauf hält.

Wo wir gerade beim Smartphone sind. Euer Video zu “Alpina Weiss” wurde ja von Regisseur Johannes Schröder gedreht und bezieht sich auch auf soziale Medien. Am besten sollte man es auf dem Handy gucken. Wer kam auf die Idee das so aufzubauen?

Arne: Johannes kam auf die grobe Idee und dann haben wir das zusammen im Detail ausgearbeitet. Vieles wie zum Beispiel Durchführung kam von ihm. Die Idee zu haben, ist halt das eine. Und das haben ja auch schon viele gehabt. Das umzusetzen ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Da hat er richtig gute Arbeit geleistet.

Ludwig: Beim Prozess war es auch wieder ähnlich. Wir haben ihn erstmal getroffen und er musste erstmal einen Tag mit uns aushalten. (grinst) Weil es uns super wichtig ist mit wem wir in den Sachen zusammenarbeiten. Da gab es dann ein großes Brainstorming: Was bedeutet der Song eigentlich? Was wir da behandelt? Was bedeutet das für jeden einzelnen? So wurden immer Ideen hin und her geschickt und dann kam diese Idee, die Trennung einer Beziehung mal so darzustellen, wie es halt auf dem Handy passiert. Passt ja auch zu dem Album und wie es bei uns aufgemacht ist. Die Art und Weise an sich, wie Arne schon sagte, ist wahrscheinlich nicht komplett neu. Bemerkenswert daran ist jedoch, wie konsequent es umgesetzt wurde. Das funktioniert bis jetzt noch so gut, dass teilweise auch noch jüngere Freunde sich das angucken und ihr Handy teilweise wegschmeißen, weil sie denken, es ist kaputt.

Interessant sind ja auch diese Verwobenheiten in dem Video an sich. Wenn man dann sieht, irgendwann kommt dieser Youtube-Einspieler, wo das Gitarrensolo von euch eingespielt wird.

Ludwig: Meta. (grinst)

Genau, so eine Meta-Ebene quasi. Wurde das extra dafür eingespielt oder gab es das schon auf Youtube? Wahrscheinlich habt ihr das für das Video einspielen lassen.

Ludwig: Das war der Pilot für einen baldigen Youtube-Kanal von Feel The Guitar.

Hannes: Feel The Guitar. Eine ganz große Sache in Berlin, aber noch eher analog unterwegs.

Ludwig: Noch hat er einen Nebenjob in der Kim Bar. Er schmeißt die Kim Bar. Wenn demnächst der Kanal existiert, hat er ein eigenes Standbein.

Und wenn man dann schon im Internet zugange ist, googelt man euch auch mal. ich hab jetzt ein paar Artikel über euch gelesen, die mich schon beeindruckt haben. Da fallen Sätze wie “Die Berliner Band SIND könnte das nächste große deutsche Indie-Ding werden” oder Begriffe wie interessanteste neue deutsche Rockband. Freut euch sowas oder erhöht das eher den Druck?

Ludwig: Das freut uns natürlich auf eine Art. Das ist ja immer schön. Du hast jetzt die ganzen Negativen nicht aufgezählt. Danke dafür! (lacht)

Negatives gibt es natürlich auch immer. Da kommen Aussagen wie “Eure Texte wären zwar gut, aber eure Musik noch immer zu langweilig.”.

Hannes: Es gibt auch welche, die genau das Gegenteil sagen.

Ludwig: Ja, genau. Also es freut einen natürlich, wenn man Anerkennung für das investierte Herzblut bekommt. Es setzt uns allerdings nicht unter Druck, weil wir unsere eigene Erwartungen erstmal erfüllen müssen. Die sind schon ambitioniert. Wir sind jetzt erstmal froh hier mit Milliarden auf Tour zu sein. Das war zum Beispiel das Ziel für dieses Jahr. In dem Sinne setzt uns das nicht zu sehr unter Druck, weil wir überhaupt nicht den Zwang haben, wirklich die beste deutsche Indie-Rockband zu werden. Wir wurden jetzt nominiert für den Preis für Popkultur (haben leider nicht gewonnen, Anm. d. Red.). Das ist alles super und freut uns auf jeden Fall.

Hannes: Was ist auch eine beste Band? Wie macht man eine beste Band? Das ist immer so eine Meinung und Medien arbeiten heute ja generell gerne mit Superlativen – machen Artikel wichtiger. Freut uns, aber wir machen halt unser Ding. Das bringt uns in dem Sinne eh nichts. Am Ende muss man den Leuten beim Konzert gefallen. Ob es dem Artikelschreiber gefällt oder nicht, ist in dem Moment zweitrangig.

Also ist euch auf jeden Fall die Meinung der Fans wichtiger als irgendwelche Artikel?

Hannes: Absolut, absolut. Ich meine, dafür macht man das ja. Darum geht es. Um auf der Bühne zu stehen und mit Leute danach abzuhängen oder zu reden. Und auch die Bestätigung oder den Zuspruch dafür zu bekommen. Dafür macht man Musik. Das ist das Beste, was es gibt.

Das Interview führte Steffen Jöne; Foto Steffen Jöne


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